Schatten Der Versuchung
Blick war. Selbst im Dunkeln erkannte sie, dass er nachts genauso gut sehen konnte wie sie. »Rhiannon war mit ihrem wahren Gefährten zusammen. Xavier ermordete ihren Gefährten des Lebens und nahm sie gefangen.«
»Sie hat Xavier geliebt. Ich habe viel über die beiden gehört. Ihre gemeinsame Zeit war knapp bemessen, aber sie waren jeden Augenblick ihres Zusammenseins glücklich.«
Vikirnoff befeuchtete seine trockenen Lippen. Natalyas Herz machte einen Satz. Sie konnte es nicht ertragen, ihn in so schlechter Verfassung zu sehen. »Damals war Krieg, Natalya. Viele Leute kamen ums Leben. Glaubst du wirklich, deine Großmutter hätte glücklich sein können ? Wärst du es gewesen ? Xavier strebte nach Unsterblichkeit. Er konnte mit einer sehr langen Lebensdauer rechnen, aber nur Karpatianer können ewig leben. Er war ein mächtiger Magier, doch er war nicht in der Lage, ein Mittel zu finden, das ihn unsterblich machte.« Seine Stimme wurde schwächer und verstummte schließlich.
»Sprich lieber nicht mehr. Wir müssen nicht jetzt darüber reden.« Sie wollte nicht an Xavier oder ihre verstörenden Albträume von ihm denken. Sie wollte nicht an ihre Eltern denken – und schon gar nicht an Razvan. »Schlaf einfach ein und tu mir den Gefallen, nicht in meinem Bewusstsein herumzugeistern.«
Seine Augen schlossen sich. Das ist eine unvernünftige Bitte. Wie kann ich für dein Wohl sorgen, wenn ich nicht in deinem Bewusstsein bin? Als dein Gefährte ist es meine Pflicht, für deine Sicherheit und dein Wohl zu sorgen.
Natalya lehnte sich an die Wand und zog die Knie hoch, ihre Pistolen neben sich, Schwert und Messer in Reichweite. Sie legte ihren Kopf auf ihre Knie und schloss die Augen. »Das ist überhaupt nicht unvernünftig. Wenn es mich glücklich macht, meine Privatsphäre zu wahren, ist es doch völlig logisch, dass du meine Bitte respektierst.«
Einen langen Moment herrschte Schweigen, so lange, dass sie glaubte, er würde nicht antworten. Du bist verwirrt über das, was zwischen uns existiert, und du reagierst rein emotional. Es kann anfänglich schwierig sein, sich an etwas zu gewöhnen, das dir wie ein Eindringen in dein Leben erscheint.
Natalya ließ zu, dass sich ihr Körper entspannte. Sie brauchte dringend Schlaf und konnte nicht verstehen, warum Vikirnoff noch nicht völlig in den Zustand totenähnlicher Starre verfallen war, der alle Karpatianer befiel, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. Sie schlief gern am Nachmittag, und das Sonnenlicht brannte ihr in den Augen, aber sie konnte diese Unannehmlichkeit ertragen und ins Freie gehen, solange ihre Haut geschützt war. Vermutlich hätte sie sich jetzt daranmachen sollen, sich selbst mit Blut zu versorgen, doch dazu war sie einfach zu müde.
»Ich bin in deinem Leben auch so etwas wie ein Eindringling«, bemerkte sie. »Wir müssen dieser Sache nicht nachgeben.« Was auch immer diese Sache sein mochte.
Vikirnoff schwieg noch länger. Sie begriff nicht, worum es ging, und das konnte er ihr im Grunde nicht vorwerfen. Er bewunderte sie dafür, dass sie ihm gegen ihre Überzeugung half. Schwere Schuldgefühle lasteten auf ihr, die ihr ebenso zu schaffen machten wie ihre innere Zerrissenheit und Verwirrung. Die Anziehungskraft zwischen Gefährten des Lebens war extrem stark, und Natalya empfand sie genauso intensiv wie er. Es ist keine Wahl, die wir treffen können, ainaak enyém. Ohne dich würde mich die Dunkelheit verschlingen. Ich kann nicht zulassen, dass das geschieht, und du kannst es genauso wenig. Du weißt, wie bösartig Vampire sind. Ich habe fast mein ganzes Leben gegen diese Geschöpfe gekämpft. Ich werde nicht zu einem Untoten werden. Nicht einmal für meine irregeleitete Gefährtin des Lebens.
Zum Teufel mit ihm! Er schaffte es, ihr die Worte im Mund zu verdrehen. Sie biss sich in die Fingerknöchel, um ihn nicht anzuschnauzen. Er glaubte, was er sagte. Schlimmer noch, sie glaubte es auch. Sie ließ langsam ihren Atem heraus und wartete, bis sie ruhiger geworden war. »Du würdest zu einem Vampir werden? Warum?«
Ein Karpatianer kann nicht bis in alle Ewigkeit ohne seine Gefährtin des Lebens existieren. Wir sind zwei Hälften desselben Ganzen. Du bist das Licht in meiner Dunkelheit, und ohne dich gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten: die Morgendämmerung zu suchen oder mich der Dunkelheit auszuliefern. Um die erste Entscheidung zu treffen, habe ich zu lange gewartet.
Sie verabscheute die Aufrichtigkeit in seiner Stimme. Sie
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