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Schatten der Zitadelle (German Edition)

Schatten der Zitadelle (German Edition)

Titel: Schatten der Zitadelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Mayerle
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einem blechernen Klirren ließ er Brustpanzer und Schild fallen, denn sie wogen schwer.
    Dann war der Verräter angelangt.
    „So sieht man sich wieder,
Bruder
", grinste er selbstsicher. Be'Nurion schwieg. Er kontrollierte seinen Atem, konzentrierte sich.
    „Heute legen wir den Grundstein. Dein Königreich wird fallen. Dein geliebter Wald wird brennen!"
    Ishnari hielt sich mit leichtem Auf und Ab der Flügel in der Luft, nahezu ohne zu schwanken.
    „Ist das so?", fragte der König und schrie: „Jetzt!"
    Er hatte den Helm abgelegt, denn er musste weit sehen. Den Brustpanzer und den Schild ebenso, denn er musste hoch springen.
    In einem Zug nahm er Anlauf, erhob sich mit einem starken Satz in die Luft und schleuderte seinen Speer auf den Verräter.
    Sofort wurde Be'Nurion von drei Schwertern durchbohrt, doch er blickte nur gebannt hinter dem Geschoss her. Seine Elfen schwärmten aus, rissen viele Feinde mit in den Tod, doch den Angriffen konnten sie nicht standhalten. Bald zierten sie selbst das schreckliche Gemälde, das sie vor dem Pass geschaffen hatten.
    Der Speer flog direkt auf den Brustkorb des Verräters zu, doch seine Schutzzauber lenkten ihn ab und so streifte er nur dessen linke Schulter.
    Be'Nurion sank in die Knie, das Gesicht zu einer fassungslosen Fratze verzogen. Seine Augen zuckten, als zögen tausende Bilder durch seinen Geist.
    Auf seinen Lippen trug er ein letztes, stilles Wort, als ihn erneut die Schwerter der Feinde durchstachen und er letztendlich zu Boden ging: "Sanguis."
     

    Vor den Toren der Stadt erstreckte sich eine Zeltlandschaft, so weit das Auge reichte. Tausende heimatlose Elfen suchten Schutz nahe der Hauptstadt. Und obwohl sie so umweltfreundlich lebten, wie nur irgend möglich, strapazierten sie den Leg Annuí doch sehr.
    So stand Broxx auf den Stadtmauern aus lebendigem Holz, stützte sich auf den Stil des Krähenschnabels und dachte über das Problem nach, während er das Flüchtlingslager überblickte.
    Seit ihrer Rückkehr nach Zun Nadhâr waren schon zwei Wochen vergangen. Die Kunde vom Opfer der dreihundert Elfen hatte sich rasend schnell verbreitet und Königin Sanguis hatte keine Zeit mit der Trauer über den Tod ihres Mannes verschwendet, sondern alle Kräfte mobilisiert, die zur Verfügung standen. Die Nation befand sich mitten in den Kriegsvorbereitungen, um ihre Brüder zu rächen, ihre Länder zurückzuerobern und den Familien ihr Zuhause zurückzugeben.
    Dennoch blieb das Problem, dass die Elfen aus dem Osten einfach nicht hierher gehörten. Sie schienen aggressiver als ihre Verwandten und fraßen ihren Hass regelrecht in sich hinein. So kam es immer häufiger zu Auseinandersetzungen mit den Bewohnern der Stadt.
    Außerdem war Broxx aufgefallen, dass sich die Elfen aus den verschiedenen Teilen des Reiches auch äußerlich unterschieden. Während sich die Westelfen durch eine zart-blasse Hautfarbe auszeichneten, wirkte die der Ostlinge eher dunkel, in einem starken Grauton. Das Haar der Flüchtlinge war fast durchgehend schwarz, ihre Augen schienen düster und der Kleidungsstil beschränkte sich fast nur auf Leder, wohingegen Sanguis' Untertanen vor allem leichte Stoffe wie Seide trugen.
    Alles in allem wirkten sie wie zwei verwandte, aber doch verschiedene Völker, obwohl sich das laut Skirym erst in den letzten zwanzig Jahren so entwickelt hatte. Aus irgendeinem Grund drifteten Ost und West seither immer weiter auseinander.
    Die Beziehungen verschlechtern sich seit etwa zwei Dekaden zusehends…
, hatte der frisch gekrönte König gesagt. Ursprünglich hatten sich die Teile des Reiches nur in der Art der Behausungen unterschieden, denn die Ostlinge lebten seit jeher in Hütten statt in naturgeformten Hallen.
    Auf dem Holz der Mauer klopfende Schritte rissen Broxx aus seinen Gedanken.
    Er erkannte, wie sich eine schmale Silhouette neben ihn an die Brüstung stellte, so nahe, dass er ihre Wärme auf seiner Haut spüren konnte.
    "Nervös?", fragte Margha ihn in ihrer gewohnt sanften Art.
    "Ein wenig. Letztendlich beginnen wir den offenen Krieg gegen den Schattenkönig. Es ist ein großer Schritt."
    "Mir geht's genauso… für mich beginnt es jetzt, richtig ernst zu werden. Vielleicht sind wir alle in ein paar Tagen tot…"
    "Denk so etwas erst gar nicht."
    Tatsächlich spukten ihn aber genau dieselben Gedanken im Kopf herum.
    "Lass uns ein paar Schritte gehen", schlug Margha vor und unterbrach damit ihrer beider unangenehmes Schweigen.
    Langsam spürte man, dass es

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