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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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schon ist der Tag gerettet«, sagt sie, strahlt Andy an und drückt ihn kräftig zurück – sie scheint sich überhaupt nicht zu wundern, warum er mit einem Riesenrucksack vor der Tür steht. Dann wendet sie sich mir zu und zwei wache blaue Augen mustern mich neugierig. Es sind Augen, die mir sehr bekannt vorkommen. »Cat«, stelle ich mich vor und reiche ihr auf ganz altmodische Art die Hand. »Sie sind bestimmt Andys Großmutter, oder?«
    »Genau – nenn mich einfach Diana«, sagt sie und lächelt verschmitzt. »Was für eine Art Katze bist du, wenn ich fragen darf?«
    Spontan streiche ich mir über die Haare, die zwar nicht mehr streichholzkurz und stachelig sind, aber immer noch nicht besonders lang. »Na ja, Europäische Kurzhaar-, würde ich sagen«, meine ich und lächele schief zurück.
    »Prima. Die sind pflegeleicht«, kommt zur Antwort und Andy hakt mit hochgezogenen Augenbrauen ein: »Na ja, aber ihre Krallen sind nicht ohne …«
    »Hm. Du darfst reinkommen, wenn du versprichst, mir nicht den Teppich zu ruinieren«, bekomme ich zu hören.
    Die Wohnung ist mit viel Stahl und Glas eingerichtet, wirkt aber trotzdem gemütlich. Als Erstes gehen wir beide ins Bad und waschen uns gründlich die Hände, dann wirft sich Andy der Länge nach auf die lederne Wohnzimmercouch. Gleichgültig setze ich mich auf den Teppich, ich fühle mich noch immer wie betäubt.
    »Hast du ein Bier?«, fragt Andy seine Großmutter. »Ich könnte jetzt wirklich eins gebrauchen.«
    »Klar«, sagt seine Oma, holt ein Beck’s aus dem Kühlschrank und öffnet es mit einem Anhänger an ihrem Schlüsselbund. Ich bekomme eine Apfelschorle und trinke sie gleich halb aus. Dabei fällt mein Blick auf eigenartige Karten, die an den Wänden hängen – ein Gewirr von farbigen Linien und Flächen, geziert von unverständlichen Buchstabenkürzeln.
    »Luftfahrtkarten«, erklärt Diana, die meinen Blick bemerkt hat. »Ich war früher Pilotin bei der Lufthansa, vor allem Mittelstrecke mit dem Airbus 320. Heute mach ich nur noch ab und zu Rundflüge beim Flugsportverein. Zum Spaß.«
    »Hier im Haus leben noch mehr Piloten«, meint Andy grinsend. »Nebenan wohnt zum Beispiel Bernd, der hat früher mal Kampfjets geflogen.«
    Ich bin beeindruckt. Meine noch lebende Oma ist stolz auf ihre Plätzchen und plaudert am liebsten über ihren Garten oder ihren Lieblingsmoderator. Aber Diana scheint ein paar Nummern cooler zu sein. Jetzt ist nur die Frage, wie viel wir ihr anvertrauen können.
    »Wie war’s in Südamerika?«, erkundigt sie sich fröhlich und Andy und ich tauschen einen kurzen Blick.
    »Ganz gut, aber für meinen Geschmack gab es dort zu viele Sklaventreiber und Verschwörer«, meint Andy betont locker. Ich bin nicht sicher, ob das klug war, damit fordert er Nachfragen ja förmlich heraus. Aber bevor Diana darauf reagieren kann, spricht er schon weiter: »Sag mal, Oma, können wir heute bei dir pennen? Oder vielleicht sogar ein bisschen länger?«
    »Kein Problem. Du hast doch sowieso noch deinen Schlafsack hier«, meint Diana, und ich habe das Gefühl, dass es nicht das erste Mal ist, dass sie diese Frage hört. »Cat kann meinen haben, ich muss nur mal schauen, wo ich das Ding hingetan habe.«
    »Außerdem bräuchten wir ein bisschen Geld«, meint Andy ohne jede Verlegenheit und jetzt ist mir das Ganze wirklich peinlich.
    »Entschuldigen Sie – es ist nicht so, dass wir uns bei Ihnen durchschnorren wollen«, sage ich verlegen und würde Andy gerne gegen das Schienbein kicken, nur leider ist er zu weit weg. »Wir sind beide gerade erst zurückgekommen von dieser Reise, und jetzt habe ich festgestellt, dass ich nicht nach Hause kann …«
    »Oje, haben sich deine Eltern angesteckt?«, fragt Diana erschrocken.
    »Ich weiß noch nicht genau, ob sie sich angesteckt haben«, muss ich gestehen. Nachdem ich versehentlich die Mail an Falk abgeschickt hatte, war ich so durcheinander, dass ich sofort wieder aus dem Netz gegangen bin. Aber jetzt bekomme ich doch langsam Angst, ich muss Bescheid wissen. »Kann ich vielleicht bei Ihnen ins Internet? Dann kann ich sie per Mail fragen, ob es ihnen gut geht.«
    Fünf Minuten später bin ich über Dianas Zugang im Netz. Ganz kurz scanne ich die News. Noch mehr Infizierte, aber immerhin kündigt ein Unternehmen namens Rondiss Pharma an, dass es einen möglichen Wirkstoff gegen die Krankheit entdeckt hat. Gott sei Dank, ein Hoffnungsschimmer! Aber wie lange wird es noch dauern, bis es wirklich ein Medikament

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