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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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hinterherlaufen, wenn sie sich trauen. Diese Scheißtypen kriegen uns nicht!
    Gegenüber der U-Bahn-Station Poccistraße stehen zwei Taxis. Ich reiße die Tür des ersten auf, schiebe Andy hinein, rutsche neben ihn. »Klinikum Großhadern bitte«, stoße ich hervor, es ist das Erste, was mir einfällt. Der Taxifahrer faltet seine BILD -Zeitung zusammen und dreht das Radio leiser, aus dem ein abgenudelter Achtziger-Jahre-Hit dringt. Sehr erfreut sieht der Fahrer nicht aus. »Was ’n passiert? Blutet ihr mir jetzt meine Karre voll oder was?«
    Andy ist furchtbar blass. Er scheint unter Schock zu stehen, ich habe Angst, dass er gleich ohnmächtig wird. »Mein Notebook … in der Wohnung …«, stöhnt er, aber ich werfe einen Blick auf seinen Arm und schüttelte den Kopf. Nein, wir gehen jetzt nicht zurück, das ist mir zu riskant – wer weiß, ob diese beiden Typen noch irgendwo in der Nähe sind. Wahrscheinlich haben sie das Notebook sowieso mitgenommen.
    »Könnt ihr euch nicht ’nen Notarztwagen rufen?«, murrt der Taxler.
    »Fahr los, sonst zeige ich dich an wegen unterlassener Hilfeleistung!«, schnauze ich und endlich, endlich fährt der Kerl los.

Vorhölle
    Durch die Autofenster werfe ich doch noch einen Blick zurück, die maskierten Typen sind nirgendwo in Sicht. Dafür höre ich in der Ferne eine Polizeisirene, die Nachbarin hat ihre Drohung wahr gemacht.
    »Ist’s sehr schlimm?«, frage ich Andy hilflos, während das Taxi in Richtung Westpark prescht.
    »Geht so«, presst Andy hervor. »Meine Oma …«
    »Wenn sie aus dem Supermarkt zurückkommt, sind längst die Bullen da«, versuche ich ihn zu beruhigen und betaste die Seite meines Gesichts. Morgen werde ich dort eine Menge blauer Flecken haben. Zum Glück kann ich den Kiefer bewegen und keiner meiner Zähne ist locker. »Sie wird natürlich einen mordsmäßigen Schreck kriegen, wenn sie ihre Wohnung sieht, aber wir rufen sie vom Krankenhaus aus an, okay?«
    »Nicht ins Krankenhaus«, stöhnt Andy. »Dort nehmen sie meine Daten auf … das wird abgespeichert … darüber finden sie uns …«
    »Keine Panik, bis die Daten irgendwo abrufbar sind, haben wir uns längst wieder aus dem Staub gemacht«, versuche ich ihn zu trösten. Ich bin selbst erstaunt darüber, wie ruhig ich auf einmal bin. Vielleicht, weil es kaum noch schlimmer kommen kann. »Wir fahren jetzt ins Krankenhaus, ob du möchtest oder nicht!«
    Andys Augen wirken ein bisschen glasig, und ich bin nicht sicher, wie viel er überhaupt noch mitkriegt. Aber dann flüstert er etwas, das mich stutzen lässt: »Diese beiden Kerle … die waren aber nicht von Living Earth, oder?«
    »Nee«, sage ich spontan und denke einen Moment darüber nach. »Bei den Demos sind zwar manchmal junge Typen dabei, die gerne Krawall machen. Aber so welche waren das eben nicht, glaube ich.«
    »Komisch, das Ganze«, murmelt Andy.
    »Ja«, muss ich zugeben. »Sehr komisch. Mir kamen die eher wie Profis vor.«
    Auch die Leute, die mich schon im Regenwald und am Flughafen verfolgt haben, hatten irgendetwas Militärisches an sich, eine Aura von hartgesottenem Einzelkämpfertum. Aber warum sollten irgendwelche Profis Jagd auf mich machen? Ich kapiere das alles nicht.
    »Es tut mir total leid, wirklich«, sage ich hilflos zu Andy. »Wenn ich gewusst hätte, in was ich dich da hineinziehe …«
    Andy sagt nichts mehr, er hat sich zusammengekrümmt und presst seinen Arm dicht an den Körper. Zum Glück sind wir fast da, die Fahrt hat nur eine Viertelstunde gedauert, schon bremst der Taxler vor dem Haupteingang. Ich zahle die Fahrt mit einem der beiden Scheine, die ich aus Andys Hosentasche gegraben habe, und beobachte verblüfft, wie der Fahrer das Geld aus einem kleinen Fläschchen mit Desinfektionsmittel besprüht, bevor er es anfasst. Aber eigentlich hat er recht, Scheine und Münzen wandern durch viele Hände.
    Wir schlurfen Richtung Notaufnahme. Inzwischen ist es zehn Uhr abends, aber die Klinik ist natürlich noch immer hell erleuchtet.
    Grimmig identifiziert sich Andy mit seiner Versichertenkarte und die automatischen Schiebetüren weichen vor uns zurück. Ein Geruch von Desinfektionsmitteln und Bodenpflegemittel weht mir entgegen.
    »Privat Versicherte gehen bitte nach links, gesetzlich Versicherte nach rechts«, wiederholt das Bild einer hübschen Frau auf dem Eingangsdisplay. Zum Glück ist Andy privat versichert; ich war früher, als Papa noch als gewöhnlicher Verkäufer gearbeitet hat, mal in der Notaufnahme der

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