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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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gibt?
    Ich wechsele ins Mailprogramm. Dreißig neue Nachrichten, davon mehrere von Juliet und Mama, ein paar von Klassenkameraden, ein paar von Freunden aus dem Netz, für deren Games ich virtuelle Landschaften designt habe. Keine von Falk. Erst jetzt merke ich, dass ich vergessen habe zu atmen.
    Schnell öffne ich die neueste Nachricht meiner Schwester, sie ist von heute.
    Hey Cat,
    wo bist du??? Was ist denn eigentlich los?! Papa überlegt ernsthaft, ob er die Polizei einschalten soll! Und die International Academy macht Ärger, weil du immer noch nicht wieder da bist. Wann kommst du endlich heim? Bei uns alles okay, nur ärgere ich mich total darüber, dass ab heute die Schwimmbäder geschlossen sind – denn eigentlich wollte ich mit Till und Nele ins Westbad gehen …
    Gott sei Dank, keiner von ihnen hat sich angesteckt. Schnell schreibe ich zurück und versichere noch einmal, dass es mir gut geht und sie auf die Polizei verzichten können. Zufällig merke ich, dass mir Andys Oma nicht nur den Code für ihren Internetzugang gegeben hat, sondern gleich für ihr ganzes Netzwerk. Ich sehe ihren Rechner nicht mal – vermutlich liegt er in irgendeiner Schublade – aber sein Inhalt liegt offen vor mir. Natürlich käme ich nie darauf, in ihren Dateien zu stöbern, so schlecht erzogen bin ich auch wieder nicht, aber dafür fällt mir etwas anderes ein. Bei einem Fledermaus-Auswilderungsprojekt hat mir mal ein Biologe das Prinzip »Never put all eggs in one basket« eingebläut. Wenn es nur eine einzige Kolonie einer seltenen Tierart gibt, dann kann ein zufälliges Ereignis wie ein Hurrikan die ganze Art auslöschen. Besser, man verteilt die Tiere auf verschiedene Standorte.
    Spontan übertrage ich die Ordner, die ich Pancake geklaut habe, auf Dianas Rechner und benenne sie in »Kochrezepte« um. Besser, noch jemand außer mir und Andy hat diese Daten. Vielleicht wäre es angebracht, Diana um Erlaubnis zu fragen, aber …
    »Cat?«, ruft Andy aus dem Wohnzimmer. »Was willst du heute Abend essen? Diana geht noch schnell zum Supermarkt.«
    Essen? Ich kann jetzt nicht ans Essen denken. Nicht, während diese ganze Katastrophe ihren Lauf nimmt. Stumm schüttele ich den Kopf. Andy wirft mir einen kurzen Blick zu, merkt wohl, dass ich nicht ansprechbar bin, und einigt sich mit seiner Oma auf Nudeln mit Tomaten-Schafskäse-Soße. »Bin bald zurück«, kündigt Diana an. »Macht in der Zwischenzeit keinen Unsinn, okay?«
    Als sie weg ist, frage ich Andy: »Unsinn? Was hast du ihr über uns erzählt?«
    »Nur die Wahrheit«, versichert er mit unschuldigem Blick. »Dass wir uns näher kennengelernt haben, weil du auf riskante biochemische Experimente stehst.«
    Ich stöhne und habe nicht die Kraft, irgendetwas Witziges zu antworten. Manchmal ist Andy fast noch schlimmer drauf als Sam.
    »Aber keine Sorge, sie fand es lustig«, fügt Andy hinzu und steckt die beiden Hundert-Euro-Scheine ein, die ihm seine Oma dagelassen hat.
    Er macht sich daran, Pancakes Daten zu analysieren. Was nicht gerade einfach zu sein scheint, denn Andy flucht auf Bayerisch vor sich hin, ich verstehe nur irgendetwas mit »Kruzifix«. »Diesen ›Spiderman‹-Ordner hat er wirklich gründlich geschützt«, beschwert er sich, ohne von seinem Holo-Notebook aufzublicken. »Aber ein paar Tricks habe ich noch auf Lager.«
    Ich ertrage meine Gedanken nicht mehr, irgendwie muss ich mich ablenken, sonst fange ich einfach an zu schreien. Vorsichtig lege ich mein Pad auf die Sofalehne und stehe auf. »Deine Oma kommt wahrscheinlich gleich zurück, ich setze schon mal das Nudelwasser auf.«
    Nachdenklich lehne ich mich an den Kühlschrank und warte darauf, dass das Wasser im großen Edelstahltopf anfängt zu kochen. Vielleicht könnte ich mit Juliet oder meinen Eltern einen Treffpunkt ausmachen, damit ich sie wenigstens mal sehen kann. Aber muss ich nicht davon ausgehen, dass auch sie verfolgt werden, sobald sie aus dem Haus gehen? Ach, verdammt, wie bin ich bloß in das alles hineingeraten? Ein Sumpf ohne Ende ist das!
    Gerade will ich kurz ins Bad, da ertönt ein Krachen ungefähr aus Richtung des Wohnzimmers, so laut, dass ich zusammenzucke. Was war das denn, ist Andy vom Sofa gefallen? Oder hat er versehentlich einen Schrank umgestoßen?
    Beunruhigt gehe ich ein paar Schritte zurück, damit ich einen Blick ins Wohnzimmer werfen kann. »Sag mal, was …«
    Weiter komme ich nicht. Ein zweites Krachen, und dann sehe ich, wie die Wohnungstür nach innen knallt und

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