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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Bioterroristen.«
    »Sind Sie sicher? Das klingt, nun ja …«
    »Ich weiß, wie das klingt«, sage ich schnell. »Aber es ist leider wahr und ich habe Informationen darüber.«
    »Woher?«
    »Bis vor Kurzem war ich selbst dabei. Bei dem … äh, Projekt.«
    »Sagen Sie mal, wie alt sind Sie eigentlich? Ist das ein Schülerstreich, was Sie da gerade abziehen? Wissen Sie, dass so etwas strafbar ist?«
    Mühsam schaffe ich es, mich zu beherrschen. Ich darf jetzt nicht aufgeben, es ist zu wichtig. »Ich bin siebzehn Jahre alt und es ist kein Streich, ich habe wirklich Unterlagen über dieses Projekt«, sage ich ruhig. »Ich wäre bereit, sie Ihnen zu übergeben, aber nur, wenn ich dabei anonym bleiben kann.«
    Das muss er erst einmal verdauen. Aber dann klingt er etwas freundlicher, anscheinend glaubt er mir allmählich. »Können Sie herkommen, ins Gesundheitsamt?«
    »Mir wäre ein neutraler Treffpunkt lieber«, sage ich schnell, weil ich nicht weiß, ob Living Earth womöglich im Umkreis des Gesundheitsamts nach mir Ausschau hält. »Wann haben Sie Zeit?«
    »Wie wäre es morgen um fünfzehn Uhr?«
    »Geht es nicht früher?«, entfährt es mir. Er glaubt mir immer noch nicht ganz, das ist klar!
    »Leider nein. Wenn das Material tatsächlich so wichtig ist, sollten Sie sich vielleicht besser an die Polizei wenden.«
    Ja, vielleicht. Aber die werden mich nicht einfach wieder gehen lassen, und sie werden es auch schaffen, meinen Namen herauszukriegen. Und das bedeutet dann wohl, dass ich verhaftet werde. Außerdem war ich schon auf zu vielen Demos – spätestens seit der im letzten Sommer sind Polizisten für mich »Bullen«, Gegner ohne Gesichter und Namen und eigene Meinung. Freund und Helfer? Haha. Wer’s glaubt.
    Ich atme tief durch. »Na gut. Morgen um fünfzehn Uhr. Bei der großen Statue der Bavaria auf der Theresienwiese. Bringen Sie einen Datenstick oder so etwas mit, damit ich Ihnen die Unterlagen überspielen kann.«
    Mit einem Klick beende ich das Gespräch. Geschafft. Ich sinke in meinem Sessel zusammen und tausche einen Blick mit Andy.
    Ich fühle mich noch immer wie ein Zombie, aber jetzt auch ein wenig erleichtert. Bald haben die Behörden sämtliche Daten, und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sie durch Pancakes Aufzeichnungen nicht irgendeinen Hinweis finden, wie man mit dieser Krankheit fertig werden kann. Und auch wenn Andy es bisher nicht geschafft hat, die codierten Dateien zu entschlüsseln, im Bundeskriminalamt oder wo auch immer bekommen sie das bestimmt hin.
    »Zur Feier des Tages checke ich jetzt erst mal meine Mails«, sagt Andy und seufzt. »Du bestimmt auch, oder?«
    Na klar. Ich muss sowieso ständig an meine Familie denken – hoffentlich ist bei Mama, Papa und Juliet alles in Ordnung. Rasch schreibe ich ihnen, dass ich sicher in Deutschland angekommen bin und sie leider noch ein oder zwei Tage Geduld haben müssen, bis wir uns sehen können.
    Wenigstens per Mail kann ich bei ihnen sein. Schon hat sich mein Pad automatisch eingeklinkt in das Netz des Cafés, seine Programme aktualisiert und die neusten News – in München inzwischen 645 bestätigte Infektionen! – heruntergeladen. Um auch das Mailprogramm zu starten, muss ich nur noch auf OK klicken. Doch im selben Moment, in dem ich das getan habe, beschleicht mich ein komisches Gefühl. Habe ich da etwas verwechselt? Das war zwar ein Button meines Mailprogramms, aber ein anderer als sonst – habe ich etwa versehentlich irgendetwas losgeschickt?
    Schnell überprüfe ich alle Datenflüsse und bemerke, dass ich tatsächlich etwas abgeschickt habe. Doch erst als ich sehe, was, werden mir wirklich die Knie weich.
    Es ist meine lange Mail an Falk.

Ins heiße Wasser
    Shit! Das ist alles, was mir im ersten Moment einfällt. In dieser Datei stecken all meine Zweifel, meine Schuldgefühle, meine geheimsten Wünsche – ich habe ihm sozusagen mein Tagebuch geschickt. Wahrscheinlich ist Falk schon wieder in Deutschland, und vielleicht liest er es heute noch, vielleicht ist er sogar schon dabei, es zu lesen.
    Der Gedanke macht mir Angst … aber er fühlt sich auch irgendwie gut an. So, als hätte ich von einer Frucht gekostet, die unendlich süß schmeckt, obwohl sie vielleicht giftig ist. Wollte ich es nicht irgendwie doch, dass Falk das alles erfährt, dass er weiß, was mich bewegt hat in den letzten Wochen? Vielleicht kann er mich dann sogar verstehen. Schließlich ist ja jetzt klar, dass ich recht hatte: Last Hope war eine

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