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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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irgendwie, die Wunde sauber zu machen und dabei nicht ohnmächtig zu werden. Als der Verband fertig ist, kann ich es selbst kaum fassen und gebe mir nach Andys Skala hundert Punkte für Selbstüberwindung.
    »Sieht gar nicht so übel aus«, sagt Andy und verzieht das Gesicht zu etwas, was wohl ein Grinsen sein soll.
    Am Eingang der Klinik gibt es ein paar öffentliche Telefone, und Andy ruft bei seiner Großmutter an, das geht zum Glück mit einer Hand. »Ja, ja, bei uns ist alles okay«, lügt er müde, dann wendet er sich an mich und flüstert: »Mein Notebook ist weg.«
    Und mein Pad ist Schrott. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Dianas Rechner nicht auch irgendwie beschädigt wurde. Ich schnappe mir den Hörer. »Diana? Kannst du mal nachschauen, ob dein Computer noch da ist?«
    »Augenblick«, sagt Andys Großmutter und dann ist es einen langen Moment still. Einen unendlich langen Moment. Ich schließe die Augen und versuche zu beten, aber mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. In mir läuft eine Endlosschleife. Hoffentlich. Hoffentlich. Hoffentlich .
    »Ist noch da«, meldet sich Diana schließlich. »Wieso, was ist damit?«
    Ich kann kaum fassen, wie viel Glück wir gehabt haben. »Hör jetzt bitte genau zu. Auf deinem Computer ist ein Ordner, der ›Kochrezepte‹ heißt. Könntest du den bitte auf DVD brennen? Oder am besten auf mehrere DVDs.«
    »Äh, ja. Ich wusste gar nicht, dass ich so gerne koche.«
    Andy hat sofort begriffen, was ich getan habe, und seine Augen leuchten auf. Er macht mir Zeichen, dass er wieder mit Diana sprechen will, und nimmt den Hörer zurück. »Eine DVD hebst du bitte gut auf. Wenn wir uns nicht spätestens morgen Abend wieder bei dir gemeldet haben, dann gib sie der Polizei und stell die Daten außerdem noch ins Netz, sodass sie jeder einsehen kann, okay?«
    Anscheinend fragt Diana jetzt, ob wir selbst auch eine DVD wollen, denn Andy sagt »Richtig« und spricht mit ihr ab, dass sie die DVD gleich morgen früh in einem bestimmten Elektronikshop in der Innenstadt hinterlegt.
    Ich spitze die Ohren, um mitzukriegen, was Diana sagt.
    »Wann erzählt ihr mir, was das alles zu bedeuten hat?«, flüstert ihre Stimme aus dem Hörer.
    »Wenn alles vorbei ist«, sagt Andy und aus irgendeinem Grund jagt mir dieser Satz einen Schauer über den Rücken.
    Wenn alles vorbei ist .
    Wir haben kein Geld und keinen Ort mehr, an den wir uns flüchten können. Und jetzt fängt es auch noch an zu regnen, die Tropfen segeln aus dem dunklen Himmel auf uns herab und fühlen sich eiskalt an auf meinem Gesicht. Ich bin heilfroh über meine Jacke, die mich schon seit Guyana begleitet.
    Wir suchen unter der Brudermühlbrücke Schutz und lehnen uns gegen ihre massigen Betonpfeiler, die über und über mit Graffiti bedeckt sind. Kalt und zugig ist es hier, es riecht staubig, und wir müssen erst mal ein paar Glasscherben beiseiteräumen, bevor wir uns setzen können. Aber wenigstens sind wir im Trockenen. Über uns braust unsichtbar der Verkehr entlang, ein paarmal hören wir die Sirenen eines Krankenwagens. Andy hält seinen verletzten Arm dicht am Körper.
    Bequem ist es nicht auf den Pflastersteinen unter der Brücke, doch die Plätze hier sind trotzdem begehrt. Nach und nach schlurfen immer mehr Gestalten heran, Plastiktüten mit ihren Sachen in der Hand. Ein paar erstaunte Blicke treffen uns, aber niemand spricht uns an, in dieser Welt kümmert sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten.
    Einer der Männer geht mehrmals um die Brücke herum und murmelt dabei ständig etwas vor sich hin. Dann rollt er nur ein paar Meter von uns seinen Schlafsack aus und kriecht voll angezogen hinein. Sein ranziger Geruch weht zu uns herüber und wir rücken noch ein Stück weiter weg. Aber nicht zu weit, denn auf der anderen Seite sitzen mehrere Kerle zusammen, Flaschen blinken im schwachen Licht. Völlig dunkel ist es nicht, am Uferradweg stehen ein paar Laternen.
    »Was meinst du, sind wir hier sicher?«, frage ich Andy; ich zittere wieder, und das nicht vor Kälte. Mich holt ein, was heute alles geschehen ist. »Vielleicht ahnen diese Typen, die mich suchen, dass wir kein Geld mehr haben und über kurz oder lang hier landen würden.«
    »Nein, ich glaube, die suchen uns hier nicht«, meint Andy resigniert. »Normale Menschen kommen nicht auf die Idee, unter einer Brücke zu übernachten, die schlafen eher irgendwo in der Innenstadt.«
    Mir fehlt die Energie, ihn zu knuffen. »Dann geh doch zum schön warmen

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