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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Kaufhausluftschacht, ich jedenfalls bleibe hier.«
    »Schon okay«, murmelt er. »Ist ja irgendwie wildromantisch hier. Willst du mich wirklich nicht küssen?«
    »Nein.«
    »Okay«, sagt er und wir grinsen uns in der Dunkelheit an.
    Das Einzige, was mich ein wenig tröstet, ist das Murmeln der Isar, die neben uns in ihrem Kiesbett entlangströmt. Tagsüber sind auf ihren Uferwiesen Hundebesitzer und Jogger unterwegs, aber jetzt schnuppert nur ein einzelner Dalmatiner vorbei und rennt gleich wieder weiter.
    Die Isar. Sie ist für mich mit Falk verbunden wie kein anderer Ort. Meine Gedanken eilen zurück zu unserem ersten Treffen in der Nähe des Wehrs, das Licht glitzert auf dem Wasser des Flusses und das Kieselufer leuchtet in der Sonne. Aber ich kann dieses Bild nicht festhalten, es gleitet immer wieder weg. Falk ist nicht da, und der Ort in meinem Herzen, der ihm gehört hat, kommt mir öde und leer vor. Es ist Andy, der jetzt den gesunden Arm um mich legt und versucht, mir etwas Wärme abzugeben. Erschöpft lasse ich den Kopf auf seine Schulter sinken und bin froh, dass er hier ist. Auf einmal kommen mir alle meine bisherigen Freundschaften oberflächlich vor, mit niemandem bin ich so durch die Hölle gegangen wie mit ihm.
    Andy zieht seine Jacke enger um sich, er trägt nur das Langarm-T-Shirt darunter. »Vielleicht hätten wir doch lieber ins Hilton einchecken und die Zeche prellen sollen«, murmelt er. »Hier lässt der Zimmerservice eindeutig zu wünschen übrig.«
    »Hattest du denn was bestellt?«
    »O ja. Einen heißen Kaffee, eine Daunendecke und ein Zahnputzset. Aber das haben die irgendwie vergessen.«
    Mehr als ein schwaches Grinsen schaffen wir beide nicht.
    »Es könnte schlimmer sein«, sage ich schließlich.
    »Was? Das hier?«
    »Alles.«
    »Echt?« Er klingt ungläubig.
    »Ja«, sage ich nur und erinnere mich an diese furchtbare Nacht am Ufer des Regenwaldflusses, als es mir egal war, ob ich leben oder sterben würde.
    Diesmal ist es mir nicht egal. Noch lebe ich und pünktlich um drei Uhr morgen Nachmittag werde ich an der Bavaria stehen und Pancakes Daten den Behörden übergeben.

Falk
    Andy und ich schlafen beide nicht viel. Kaum ist es hell, berührt irgendetwas Feuchtes meine Wange. Instinktiv schütze ich mein Gesicht mit dem Arm, denn nun schnauft auch noch irgendetwas in mein Ohr, und Andy ist das garantiert nicht. Als ich die Augen aufreiße, füllt das pelzige Gesicht eines Schäferhundmischlings mein Blickfeld aus. Ein lang gezogener Pfiff. »Sammy! Hier!«, ruft jemand genervt. Der Hund hechelt fröhlich, wirbelt herum und verschwindet.
    Obwohl es so früh ist, sind die anderen Bewohner der Brücke schon verschwunden. Andy regt sich neben mir und richtet sich auf, seine dunklen Locken sind noch verstrubbelter als sonst. Er sieht blass aus, wahrscheinlich tut sein Arm brutal weh.
    »Na, lebst du auch noch?«, frage ich ihn besorgt.
    »So gerade«, gibt er müde zurück und untersucht den Verband, der zum Glück nur ein bisschen dreckig ist, aber nicht durchgeblutet. »Kannst du mir mal in den Mund schauen – du weißt schon?«
    Zum Glück keine roten oder schwarzen Flecken und bei mir auch nicht. Doch das will noch nichts heißen, wahrscheinlich zeigt es sich erst morgen oder übermorgen, ob wir uns in der Notaufnahme angesteckt haben.
    Ich bin komplett durchgefroren, aber das kenne ich ja schon aus dem Dschungel. Bibbernd balanciere ich runter zur Isar, tauche beide Hände in ihr eiskaltes grünes Wasser und klatsche es mir ins Gesicht. Dann spüle ich mir den Mund aus und trinke ein paar Schlucke aus meinen hohlen Händen.
    »Spinnst du? Da könnten Bakterien drin sein!«, ächzt Andy.
    »Ach nee«, gebe ich zurück. »Aber wahrscheinlich weniger als im Mazaruni River, und aus dem habe ich auch schon getrunken.«
    »Du bist ja komplett verwildert«, stöhnt er.
    Ich muss grinsen. »Das war ich vorher auch schon.«
    Unsere letzten Münzen reichen noch für genau zwei Brötchen und eine heiße Schokolade im nächstbesten Café. Als wir das Café wieder verlassen, habe ich zwar fast genauso viel Hunger wie vorher, aber das ist jetzt egal. Jetzt gibt es nur noch eins, was wichtig ist: Wir müssen uns die DVD holen und uns dann so lange wegducken, bis wir sie dem Typen vom Gesundheitsamt übergeben haben. Weiter wage ich nicht zu denken.
    Als Schwarzfahrer kommen wir zum Hauptbahnhof. Dort in der Schillerstraße haben sich ein paar kleine, schäbige Elektronikläden halten können und

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