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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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hat.
    Dort werde ich ihn auch diesmal finden.

Zeit der Wahrheit
    Um den Tiergarten Hellabrunn herum ist es noch voll, doch dann begegnen mir nur noch ein paar Fahrradfahrer und Jogger. Der Uferweg wird schmaler, die Bäume mit ihrem Frühlingslaub scheinen sich zu mir herabzubeugen. Es riecht nach dem Regen von letzter Nacht, frisch und neu. Ein paar Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken und zeichnen goldene Flecken auf den Boden vor meinen Füßen. Neben mir wälzt sich die Isar und führt sich jetzt nach der Schneeschmelze auf wie ein richtiger Fluss, einige Kieselbänke hat sie spurlos verschluckt.
    Ein bisschen außer Atem bin ich dann doch, als ich bei dem blauen Schild WEHR – Lebensgefahr 500 m ankomme. Hier war es. Ja. Genau hier. Was für eine Ironie, das mit der Lebensgefahr – war das Schild vielleicht sogar der Grund dafür, warum Falk ausgerechnet hier sein Lager aufgeschlagen hatte? Nicht immer nimmt er sich selbst ernst.
    Ich bleibe stehen, wische mir den Schweiß von der Stirn und hebe dann den Kopf, um zu lauschen. Ein kurzer Blick auf meine Uhr, die mit mir Guyana überlebt hat: kurz vor elf. Vielleicht ist er schon hier! Als Erstes schaue ich am Ufer nach, wo lange Zeit unsere Spirale aus schwarzen und weißen Steinen war … doch dort, wo wir damals gesessen haben, erstreckt sich nun der Strom.
    Federnd gibt der Waldboden unter meinen Füßen nach, als ich in Richtung Hochufer unter den Buchen hindurchstapfe. Nach Guyana kommt mir dieser Wald, in dem ich aufgewachsen bin, zahm vor und viel zu aufgeräumt. Aber ich habe sowieso gerade keinen Blick für irgendwelche Naturschönheiten, meine Augen suchen nach einer hochgewachsenen Gestalt mit blondem Haar.
    Und dann sehe ich ihn. Er hat mich längst gehört, und wer weiß, wie lange er schon bewegungslos dort zwischen den Baumstämmen steht, kaum sichtbar in seinem braunen Hemd und den verwaschenen Jeans. Sein Gesicht wirkt reglos und beherrscht und seine Augen sondieren rasch die Umgebung. Wahrscheinlich fragt er sich jetzt, ob ich allein gekommen bin.
    Mein Herz klopft laut und heftig, ich kann es im ganzen Körper spüren. Ganz langsam gehen wir aufeinander zu, und ich frage mich, wie ich gleich reagieren soll. Werden wir uns begrüßen wie zwei Fremde? Oder kann ich ihn umarmen, will ich das?
    Noch ein Schritt und noch einer. Instinktiv bleiben wir eine Menschenlänge voneinander entfernt stehen. Nein, es fühlt sich nicht richtig an, sich jetzt zu berühren, es ist zu viel geschehen zwischen uns.
    »Cat«, sagt er leise und erst jetzt sehe ich Freude in seinen Augen und in den feinen Linien seines Gesichts. Es ist, als könne er jetzt erst glauben, dass ich es wirklich bin. »Du bist hier. Ich bin sicher, davon haben dir genug Leute abgeraten.«
    »Vor allem Andy«, sage ich offen und in Falks Gesicht verändert sich etwas.
    »Ihr seid jetzt zusammen?«
    Nein, und wir werden es auch nie sein . Ich schüttele den Kopf und versuche, Falks Anblick in mich aufzunehmen, jede Nuance, jede Kleinigkeit. Die Farbe, die seine hellen Augen haben, wenn sich das Grün der Bäume in ihnen spiegelt. Diese Narbe an seiner Hand, die ich noch nicht kenne. Die selbstverständliche Art, wie er dasteht, als sei er ein Teil dieses Waldes. All das versuche ich in mir zu bewahren wie einen Schatz, den mir niemand nehmen kann.
    »Wie geht es dir?«, frage ich spontan, die banalste Frage der Welt, aber ich will die Antwort wirklich wissen.
    »Müde bin ich«, antwortet er nach kurzem Zögern. »Verdammt müde. Wir sind erst gestern aus Guyana zurückgekommen, wir konnten natürlich nicht weg dort, bevor wir wussten, wer von uns sich noch angesteckt hat.«
    »Was ist passiert? Lindy …?«
    »Ist wieder gesund. Aber es war knapp. Zum Glück hat sich sonst keiner von uns infiziert.« Er reibt sich kurz die Stirn, und mir fällt auf, wie erschöpft er wirkt. »Ich kann’s dir nicht verdenken, dass du geflohen bist. Bis du mir diese Mail geschickt hast, wusste ich übrigens nicht mal, dass du wieder hier in Deutschland bist.« Sein Blick, der auf mir ruht, wird auf einmal weicher. »Mann, hatte ich Angst um dich. Du bist wirklich durch den Dschungel gelaufen bis nach Venezuela? Das hätte schiefgehen können.«
    »Ist es auch fast«, gebe ich zu, während in meinem Kopf ein paar Drähte heißlaufen. Wenn Falk die Wahrheit sagt, dann kann er es wohl kaum gewesen sein, der angeordnet hat, mich hier in Deutschland zu überwachen und zu suchen! Und ich kann nicht glauben,

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