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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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und er atmet schwer.
    »Andy, was machst du hier?«, fahre ich ihn an, doch Andy achtet nicht auf mich, es ist Falk, den er anblickt. Jetzt stehen sich die beiden gegenüber und Falk erwidert Andys Blick in seiner geraden, offenen Art. Keiner von beiden denkt daran, wegzuschauen.
    Schließlich, nach endlosen Sekunden, wendet sich Andy an mich. »Mit Yasins Tipps habe ich es geschafft«, stößt er hervor, kramt die Daten-DVD aus seinem Rucksack hervor und hält sie hoch wie eine Trophäe. »Diesen verschlüsselten Ordner von Pancake. Hab ihn geknackt. Und alles gelesen … Das ist der Hammer.«
    Noch bevor ich erschrocken fragen kann, was denn drinsteht, redet er schon weiter. »Dieser Pancake … er hat diesen Hautpilz gar nicht entwickelt! Er hat nur Vorschläge gemacht.« Die Worte stürzen aus Andys Mund, so schnell, dass seine Zunge kaum mitkommt. »Er hat alle Mails in diesem Ordner abgespeichert … ich habe mir alles durchgelesen, so schnell es ging … also, anscheinend hat die eigentliche Arbeit ein amerikanisches Pharmaunternehmen gemacht. Rondiss Pharma.«
    »Aber warum?«, fragt Falk skeptisch. »Das ergibt keinen Sinn. Pan hätte das genauso gut selbst geschafft, er ist schließlich Biochemiker. Und selbst wenn nicht, vielleicht hatte er irgendeinen Kumpel bei Rondiss, der ihm …«
    »Nein. Hört zu. Das ist noch nicht alles.« Inzwischen ist Andy etwas zu Atem gekommen, aber seine Augen blitzen noch immer. »Rondiss hat anscheinend auch ziemlich viel Kohle lockergemacht für euch, über eine Stiftung namens TrueLand Foundation.«
    »Rondiss finanziert die TrueLand Foundation?« Falk klingt fassungslos.
    Ich bin ebenso entsetzt. »Aber das heißt doch … Moment mal, Falk, wie viel Geld bekommt Living Earth von dieser Stiftung?«
    Es dauert eine Weile, bis Falk es schafft, mir zu antworten. »Soviel ich weiß, fast fünfzig Prozent des Gesamtbudgets. Außerdem schicken sie manchmal Sachspenden. Unsere Rucksäcke zum Beispiel kamen von denen.«
    »So ist das also«, sagt Andy grimmig. »Living Earth wird von der Pharmaindustrie finanziert.«
    Mir fällt wieder ein, was ich den anderen in Guyana vorgeworfen habe. Schon damals kam es mir komisch vor, dass wir als Umweltschützer eine so edle Ausrüstung zur Verfügung hatten. Mikroskope. DNA-Barcoder. Schlauchboote. Outdoor-Computer der neusten Generation. Und die Stundenlöhne für freiwillige Helfer! Wie es aussieht, war mein Misstrauen berechtigt – ich war nur auf der falschen Spur, was die Herkunft des Geldes anging. Das ist so bitter.
    »Ihr hattet keine Chance, das selbst rauszukriegen«, meint Andy, jetzt klingt er fast mitleidig. »Wenn diese Stiftung immer behauptet hat, ihre Gelder stammen aus Spenden, dann hätte man schon ein Rudel Wirtschaftsprüfer hinschicken müssen, um die Wahrheit zu erfahren.«
    Falk starrt in den Wald, ohne etwas zu sehen. »Pancake hat es also gewusst«, sagt er, und ich erinnere mich daran, wie lange die beiden schon befreundet waren. Ihre lateinischen Spitznamen füreinander. Ihre Diskussionen, ihre Pläne. Sogar seinen Liebeskummer hat Falk ihm anvertraut. »Aber umgekehrt heißt das auch, dass dieses Unternehmen über Last Hope informiert war.«
    »Nein, Falk«, sagt Andy, wendet sich zum ersten Mal direkt an ihn. »Es heißt, dass Rondiss euer Projekt Last Hope ganz bewusst unterstützt hat.«
    Falk ist leichenblass geworden. Er fährt sich mit beiden Händen durch die blonden Haare, schüttelt den Kopf, wie ich es noch vor Kurzem bei Andy gesehen habe. »Ganz ehrlich, ich verstehe das nicht. Warum? Warum sollten die so etwas tun? Was stand noch in diesen Mails, Andy?«
    Doch ich habe schon weitergedacht, und nach und nach geht mir auf, was dahinterstecken könnte. »Der Sinn und Zweck von Last Hope war, Menschen aus dem Regenwald draußen zu halten … vielleicht war Rondiss das ganz recht! Falk, denk doch mal dran, wie viele Forschergruppen von Konzernen gerade in den Regenwäldern unterwegs sind! Die machen sich doch alle Konkurrenz!«
    »Und jetzt, Leute, haltet euch fest«, verkündet Andy, er lacht auf eine seltsame Art, die mir fast unheimlich ist. »Ich verrate euch die einzige gute Nachricht: Es gibt ein Mittel gegen diesen verfluchten Hautpilz!«
    Ich weiß, dass ich mich eigentlich freuen müsste, aber in mir passiert nichts. Alles in mir fühlt sich einfach nur noch taub an. Falk und ich blicken Andy beide an und warten darauf, was jetzt kommt. Noch immer umklammert Andy die DVD, jetzt hält er sie

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