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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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haben nicht das Recht, alles kaputt zu machen, nur weil wir viele sind und wollen, dass es uns möglichst gut geht.«
    »Nein, dieses Recht haben wir nicht«, sage ich. Mir ist schwindelig, vielleicht hätte ich mehr Wasser trinken sollen, mein Kreislauf schwächelt gerade. Ich stütze die Ellenbogen auf die Knie, lege den Kopf in die Hände. Noch immer habe ich das Gefühl, dass es falsch ist, was die anderen tun, nein, was wir hier tun. Aber was ist dann richtig? Einfach so weiterzumachen wie bisher und darauf zu hoffen, dass irgendwelche Erdgipfel und Klimakonferenzen die Dinge ins Lot bringen? Dass das nicht klappt, haben wir schon oft genug gemerkt. Es wird verhandelt und gestritten und irgendwann ist es einfach zu spät. Schluss. Aus. Das, was geschützt werden sollte, ist leider nicht mehr da.
    Aber ein Hautpilz! Der Menschen anstecken kann! Jetzt weiß ich also, weshalb Pancake zusammengezuckt ist, als ich in den Laborcontainer gekommen bin. Nein, es waren keine Pflanzenproben, die er beseitegeschoben hat, die lagen wahrscheinlich nur zufällig da, weil Lindy und Michelle sie gerade vorbeigebracht hatten.
    Die anderen schweigen, lassen mich in Ruhe nachdenken, warten, dass ich mich wieder zu Wort melde. Doch schließlich ist es Lindy, die etwas sagt. »Früher hätte vielleicht Gott dafür gesorgt, dass die Welt wieder ins Gleichgewicht kommt.« Ihre Hand umschließt das kleine goldene Kreuz um ihren Hals. »Immerhin hat er einmal der Welt, weil sie verderbt war, eine Flut geschickt und nur die Tiere in der Arche verschont. Er hat Sodom und Gomorrha zerstört, weil in der Stadt nur Sünder lebten. Und jetzt … ich habe lange auf ein Zeichen Gottes gehofft, aber es kam keines.«
    »Was für ein Zeichen hast du denn erwartet?«, frage ich vorsichtig.
    »Irgendeines.« Diesmal wirkt Lindy ein wenig ratlos.
    Pancake rollt die Augen. »For heaven’s sake, Lindy, es gibt keine große mächtige Vaterfigur, die uns irgendwann rechtzeitig auf die Finger klopfen wird. Niemand wird STOPP sagen, nur die Erde selbst, und das macht sie längst!«
    »Ich erwarte ja keinen Propheten oder so«, wehrt sich Lindy empört. »Außer, man wolle unseren Falcon als Prophet sehen …«
    Falk muss lachen, Pancake stimmt ein, und plötzlich merke ich, dass ich ebenfalls grinse. Mir fällt ein, dass ich Falk neulich mit James Bond verglichen habe. Mann, da lag ich ja wirklich komplett daneben – er ist nicht Bond, sondern dessen Gegenspieler!
    Bei diesem Gedanken vergeht mir das Grinsen wieder. Eigentlich ist das Ganze nicht zum Lachen, nein, das ist es wirklich nicht. Ich öffne den Mund, will noch etwas zu diesem Hautpilz fragen, aber schon redet Lindy wieder: »Außerdem denken wir gerade darüber nach, ob wir irgendetwas gegen Labore unternehmen können, die mit Biopiraterie ein Vermögen verdienen.«
    »Aha, das war vermutlich das, was ich gehört und falsch verstanden habe«, murmele ich.
    »Versteh uns diesmal nicht falsch«, bittet Falk. »Wir wollen nicht, dass irgendjemand zu Schaden kommt. Das mit den Holzfällern war nicht ganz fair. In Zukunft werden wir die Menschen warnen – alle, die einen Frevel gegen den Regenwald begehen, wissen dann, dass sie die Folgen tragen müssen. Dann steht es jedem selbst frei, ob er das riskiert.«
    Das ergibt Sinn. Ich ertappe mich dabei, dass ich nicke.
    »Der Chytridpilz, den wir verändert haben, soll einmal die Aufgabe eines Wächters übernehmen«, erklärt Pancake, er hat sich bequem zurückgelehnt und die Beine gekreuzt. »Wir wollen dem Wald helfen, sich selbst zu wehren.«
    Irgendwie gefällt mir das. Ein Wächter für den Regenwald, ja, den könnte er gebrauchen.
    »Wie gefährlich ist dieser Pilz denn überhaupt?«, will ich wissen, noch immer misstrauisch. »Er bringt die Leute aber nicht um, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwidert Pancake sofort. »Das wäre nicht Sinn der Sache.«
    Hätte ich mir denken können. »Wer weiß alles davon?«, frage ich.
    »Nur wir vier«, antwortet Falk. »Der Gedanke ist damals in Berlin entstanden, Pancake und ich haben das Projekt gegründet, das wir ›Last Hope‹ nennen, die letzte Hoffnung für die Wildnis. Bei der ersten Forschungsreise nach Guyana haben wir entschieden, Michelle und Lindy einzuweihen. Nun können schrittweise weitere Leute hinzukommen. Du zum Beispiel. Oder Jonas.« Unsere Blicke treffen sich und keiner von uns sieht weg. Es gefällt mir, dass er so offen zu mir ist, aber das alles kommt reichlich spät. Ich

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