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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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hätte gerne vorher gewusst, was der wahre Grund dieser Reise ist! Anscheinend war geplant, mich über kurz oder lang einzuweihen, sonst hätte Falk mich gar nicht erst mitgenommen. Was hat den Ausschlag dafür gegeben? Meine Kommentare bei der Homo-egoisticus-Diskussion damals bei Pancake? Mein Interesse an der Laborarbeit? Alles zusammengenommen – und dazu das, was Falk für mich fühlt?
    Jetzt bin ich eingeweiht worden. Und ich fühle mich vollkommen geplättet. Ich kann noch gar nicht fassen, was ich erfahren habe.
    Das Surren des Quadrocopters lenkt mich ab, wir wenden die Köpfe und sehen, wie unser Copter durch die Lücke im Kronendach, die der gefallene Baumriese gerissen hat, nach unten schwebt. Kurz darauf kommt Michelle zu uns ans Lagerfeuer, legt ein paar halbwegs trockene Äste nach und schaut mich prüfend an. Ich schaffe ein halbherziges Lächeln und bin froh, dass mich niemand einfach so fragt, ob ich denn nun mitmachen will beim Projekt Last Hope. Damit auch keiner auf diese Idee kommt, frage ich weiter, es gibt noch so viel, das ich nicht weiß. »Wie heißt eigentlich diese Krankheit?«, frage ich Pancake.
    »Ursprünglich Batrachochytrium dendrobatidis, kurz BD«, erklärt Pancake, und ich nicke, diese Bezeichnung habe ich schon mal im Labor des Tropeninstituts gehört. »Wir nennen die neue Variante BDH, H steht für Human.«
    »Aha«, sage ich und merke, dass es gerade zu viel wird. Mehr passt weder in meinen Kopf hinein noch in mein Herz. »Ich muss ein bisschen nachdenken, okay?«
    »Ja, klar«, sagt Falk, und als ich aufstehe, erhebt er sich ebenfalls. Während wir uns gegenüberstehen, konzentrieren sich die anderen taktvoll auf das Feuer, reden irgendetwas, quatschen über die Artenzählung, die heute Nachmittag weitergehen soll, und über weitere Erkundungen mit dem Quadrocopter. Doch ich blende es aus, konzentriere mich ganz auf Falk. Schaue ihn an, als hätte ich ihn nie zuvor gesehen. Dieser breitschultrige, blonde junge Mann mit der gebogenen Nase – einen Moment lang ist er ein Fremder für mich. Mehrere Monate lang sind wir schon zusammen und ich habe nichts gewusst. Nicht mal geahnt habe ich etwas. Das heißt doch, dass ich ihn nie wirklich gekannt habe, oder? Er ist mir ein Rätsel geblieben und jetzt habe ich ein Puzzleteil dieses Rätsels gefunden. Ein wichtiges Puzzleteil, aber es ist doch nur eines. Wie viele andere gibt es, von denen ich nichts weiß?
    Falk hebt die Hand, streicht mir sanft über die Wange. »Du bist geschockt, was?«
    »Ja«, gebe ich zu.
    »Verstehe ich. Waren Lindy und Michelle zuerst auch. Nimm dir Zeit. Du musst dich nicht sofort entscheiden, keiner wird dich drängen.«
    Ich nicke und will jetzt eigentlich nur noch zu meiner Hängematte, mich verkriechen und meine verworrenen Gedanken sortieren. Aber dann sagt Falk etwas, das mich bremst, etwas, das ich im letzten halben Jahr höchstens zwei- oder dreimal von ihm gehört habe.
    »Ich liebe dich, Cat«, sagt er leise.
    In mir kommt alles zum Stillstand. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich kann nicht antworten und so nicke ich einfach nur.
    Als ich in der Hängematte liege – eingehüllt wie in einem Kokon –, brennen seine Worte in mir wie flüssiges Feuer. Ich liebe dich, Cat . Ja, verdammt, ich liebe ihn auch. Manchmal kommt es mir so vor, als sei er mir wichtiger als jeder andere Mensch, als sei ich nur heil und vollständig, wenn er bei mir ist.
    Aber eins ist mir vollkommen klar: Ihm ist dieses Projekt wahnsinnig wichtig, er hat es sich ausgedacht und er wird es auch zu Ende führen, koste es, was es wolle. Er ist der führende Kopf hinter Last Hope.
    Wenn ich mich dagegen entscheide, werde ich Falk wahrscheinlich verlieren.

Wie der letzte Tag deines Lebens
    Ich will nichts mehr hören, nichts mehr sehen, ich sperre den Wald aus, verschließe meine Ohren gegen die leisen Gespräche der anderen. Das Mittagessen lasse ich ersatzlos ausfallen, weder Hunger noch Durst kommen an mich heran, während die Gedanken durch meinen Kopf hindurchtoben wie ein Schlägertrupp. Soll ich versuchen zu verhindern, was Falk und die anderen planen? Ich mache mir nichts vor: Das ist kein Umweltschutz mehr, das ist Bioterrorismus. Wenn ich dabei mitziehe, überschreite ich eine Grenze – ja, ich überschreite sie sogar, wenn ich davon weiß und nichts dagegen unternehme.
    Aber was ist, wenn dieses BDH tatsächlich die letzte Chance des Regenwaldes ist? Falk hat einfach nur die Wahrheit gesagt. Wir Menschen haben

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