Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
angefeuchtetes Gemisch aus Eipulver und getrockneten Gemüsewürfeln in uns hinein.
    »Schmeckt wie Hundefutter«, brummt Lindy.
    Ich finde es auch nicht gerade lecker, aber ich esse es trotzdem, weil ich die Kraft noch brauchen werde. »Ist das Astronautenkost? Oder bekommen die was Besseres?«
    »Hier, wenigstens gibt’s Nachtisch«, meint Falk und packt einen Energieriegel aus. Wir brechen ihn in drei Teile, jeder nimmt sich ein Stück. Einen Moment lang sind wir in fast feierlicher Stimmung. Aber dann muss sich Lindy vor einem giftigen Tausendfüßler in Sicherheit bringen, Falk geht ein Stück in den Wald hinein, um einem menschlichen Bedürfnis zu folgen, und ich lasse mich in meine Hängematte fallen. Dass Falk mir einen Gutenachtkuss gibt, bekomme ich gerade noch mit, dann bin ich weg und wache erst auf, als jemand meine Hängematte rüttelt und mich eine Stimme mit leichtem spanischem Akzent fragt, wie lange ich denn noch schlafen wolle. Und das, obwohl nicht mal die Sonne aufgegangen ist.
    »Sklaventreiberin«, knurre ich und Lindy lacht. »Du hast Glück, dass ich meine Peitsche gerade verlegt habe.«
    »Die hat bestimmt Michelle«, sage ich, seufze und rolle mich aus der Hängematte.
    Michelle ist gerade sehr weit weg, in jeder Hinsicht. Wir haben keinen Kontakt mit unserem Basislager, da wir auf diese Mission weder Handys noch Funkgeräte mitgenommen haben. Falk wollte es so, denn Telefone aller Art kann man orten und Funkgeräte sind nicht abhörsicher. Es fühlt sich aufregend an, so von der Welt abgeschnitten zu sein. Daheim ist man ja immer erreichbar und hängt die meiste Zeit im Web. Es fällt mir erstaunlich leicht, mich umzugewöhnen. Ich würde zwar furchtbar gerne mal mit Eloísa oder Juliet sprechen, aber das kann ich später nachholen. So kann ich mich darauf freuen, das ist auch schön.
    Nach dem Frühstück – trockenes Müsli – geht es wieder los. Diesmal darf ich eine Weile vorausgehen und die Machete übernehmen, ein erstaunlich schweres Stück Metall. Meine Finger schmiegen sich um den glatten Holzgriff. Lindy hat die Klinge gerade erst an einem Stein geschärft und das Metall schneidet fast ohne Widerstand durch Zweige und Lianen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Spaß daran, Pflanzen zu zerhacken. Aber mein Stil lässt noch etwas zu wünschen übrig, Lindy ruft von hinten: »Langsam, langsam – nicht so stark herumwirbeln, sonst fliegt dir das Ding aus der Hand, wenn du stark schwitzt.«
    Als wir uns dem fremden Lager nähern, nimmt Lindy die Machete zurück und steckt sie sich in den Gürtel. Noch können wir das Camp nicht sehen, aber weit entfernt kann es nicht mehr sein. Irgendwie kann ich noch gar nicht glauben, dass ich hier bin, dass ich bei einer Undercover-Aktion mitmache … Es ist alles irgendwie unwirklich, als wäre ich eine Figur in einem Film oder als wäre alles um mich herum nur die Kulisse eines Adventure-Games mit ziemlich guter 3-D-Grafik.
    Falk und Lindy beginnen, Matsch vom Boden zu kratzen und ihn sich ins Gesicht zu schmieren. Der Mann, den ich liebe, verwandelt sich innerhalb von Sekunden in »Das Ding aus dem Sumpf«. Ein Kichern steigt in mir hoch, ich ersticke es mit Mühe und Not, bevor es aus mir hervorbrechen kann. Stattdessen folge ich seinem Beispiel und mache ebenfalls einen Zombie aus mir. Es tut gut, die Hand auf die Erde zu stützen, mit den Fingern das haarfeine Wurzelgeflecht der Regenwaldbäume und den Schlamm zu spüren. Es bringt mich zurück in die Wirklichkeit. Kein Film, kein Spiel. Hier ist alles echt.
    Keine fünf Minuten später sehe ich etwas durch die Bäume schimmern, etwas Silbernes. Wir werfen uns auf den Boden und Falk setzt sich das Fernglas an die Augen. Mein Herzschlag dröhnt mir in den Ohren, während ich Ausschau halte. Ich kann auch mit bloßem Auge sechs silberne Kuppelzelte erkennen, die im Kreis aufgebaut worden sind; fast schon unirdisch sehen sie aus, wie Luftblasen am Grunde eines Sees. Nur das rote Konzernlogo auf den Zelten macht diesen Eindruck wieder kaputt. Um die Zelte herum haben die Forscher sämtliche Jungpflanzen gerodet, sodass ein freier Platz entstanden ist, auf dem die Erde von vielen Füßen platt getreten ist. Eine Feuerschale in der Mitte des Lagers dient wohl zum Kochen, ein mannshoher Dreifuß hängt darüber, an dem man einen Kessel befestigen kann. Alles sieht unglaublich aufgeräumt aus, es gibt nicht mal eine Wäscheleine, auf der Klamotten zum Trocknen aufgehängt sind. Dabei

Weitere Kostenlose Bücher