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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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was zu denken, ist es aus. Dann bin ich vor Angst gelähmt und die Gruppe kann nichts mehr mit mir anfangen. Es war ja schon diesmal so, dass im entscheidenden Moment nichts mehr ging. Aber ich schäme mich nicht deswegen. Eher im Gegenteil. Ich habe wieder angefangen, über Falk nachzudenken, der jetzt gerade am Bug sitzt, ein Schatten in der Dunkelheit, den ich mehr fühle als sehe. Ohne jedes Zögern ist er losgelaufen, um den Krankheitserreger in die Zelte zu bringen. Anscheinend hat er keinerlei Probleme, so etwas zu tun, und das finde ich ein bisschen gruselig. Ich muss mit ihm darüber reden, gleich jetzt, bevor sich die Zweifel noch tiefer in mein Herz fressen.
    »Falk? Ich muss dich das fragen«, sage ich leise, in Deutsch. »Als du auf die Zelte zugelaufen bist, mit diesem Zeug in der Hand … hast du da an die Leute gedacht, die sich dadurch anstecken werden?«
    Ein kurzes Schweigen. »Nein, in dem Moment eigentlich nicht«, dringt dann Falks Stimme aus der Dunkelheit zurück. Auch er spricht jetzt Deutsch. »Ich wollte es einfach nur durchziehen. Den Job erledigen.« Nach einer kurzen Pause kommt zurück: »Aber ich weiß, was du meinst. Vielleicht liegt’s daran, dass ich es schon einmal getan habe. Beim zweiten Mal ist es leichter.«
    »Macht dir das keine Angst?«
    Wieder ein Zögern, als müsse er vor der Antwort erst einmal in sich hineinblicken. »Nein«, sagt er schließlich knapp, und ich spüre, dass er nicht weiter darüber reden will. Dabei habe ich noch so viele Fragen. Zum Beispiel hat Falk bei der Diskussion neulich gesagt, er und die anderen würden die Menschen warnen. Aber das haben wir bei den Konzernforschern nicht getan, die Wissenschaftler hatten keine Chance, ihre Arbeit abzubrechen und zu fliehen. Nicht, dass sie das wegen einer obskuren Warnung getan hätten. Aber trotzdem.
    Weil wir den ganzen nächsten Tag über Probleme mit dem Außenbordmotor haben, kommen wir erst am Morgen des übernächsten Tages ins Basislager zurück. Unsere Klamotten sind nicht getrocknet, ich schlottere vor Kälte und fühle mich völlig verdreckt. Endlich wieder daheim. Doch das Hochgefühl, das ich nach der letzten Mission gespürt habe, fällt diesmal ersatzlos weg. Wir haben Mist gebaut, alle. Klar, die Bewegungsmelder an den Bäumen waren nicht groß, aber sie hätten uns trotzdem auffallen müssen, immerhin hatten wir ein Fernglas!
    Die anderen schlafen noch. Doch als wir uns einen Kaffee kochen, weckt das unsere Kollegen auf. »Ihr seid schon zurück?«, fragt Jonas verblüfft und gähnt. »Habt ihr genug Capybaras gefilmt?«
    Ah, das war also die Tarngeschichte! »Ja, und leider haben die Capybaras es mitbekommen«, sagt Lindy mit einem schiefen Lächeln. Pancake und Michelle kapieren sofort, ihre Mienen sind besorgt.
    »Bloody hell, ihr seht ja völlig fertig aus.« Pancake drückt Lindy einen Instantkaffee in die Hand und dankbar wärmt sie sich an der Tasse. »Ich geh mich gleich mal umziehen«, meint sie.
    »Wie wär’s mit Frühstück?«, schlägt Falk vor, und als wir nicken, gehen er und Michelle zum Verpflegungszelt. Pancake kommt nach, und als die drei zurückkommen, halten sowohl Michelle als auch Pancake merklich Abstand zu Lindy. Ob Pancake schon bedauert, dass er ihr den Becher gegeben hat? Vielleicht haben sich ihre Finger dabei berührt.
    Als wir wieder trockene Klamotten anhaben, setze ich mich trotzig neben Lindy. Es kommt gar nicht infrage, dass wir sie jetzt meiden, als hätte sie die Pest. Sie ist immer noch diejenige, die ich in dieser Gruppe am meisten mag – neben Falk natürlich. Außerdem hat sie sich ja fast sofort desinfiziert, wahrscheinlich hat sie sich sowieso nicht angesteckt. Dankbar lächelt Lindy mir zu, sie hat meine Geste sehr wohl verstanden. Dann machen wir uns über unser Frühstück her. Pancake macht seinem Namen Ehre und hat aus einer Pfannkuchenmischung und Wasser tatsächlich etwas Essbares produziert. Mit einem Löffel des gelbbraunen Regenwaldhonigs, den Falk in Georgetown gekauft hat, schmecken die Pfannkuchen sogar richtig lecker.
    Michelle verordnet uns einen Ruhetag und Lindy verzieht sich in ihre Hängematte. Doch Falk hat andere Pläne. »Cat, kommst du mit zum Fluss, eine Runde schwimmen?«
    »Aber ich habe keine Badesachen dabei«, sage ich. Als Falk anfängt zu lachen, wird mir klar, was für eine dämliche Bemerkung das war.
    »Ich glaube, die Fische werden sich nicht daran stören, und ansonsten wird keiner dich sehen«, verspricht

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