Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
spanischen Roman vertieft. Es kommt mir so vor, als habe sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesungen. Natürlich ist keine Rede mehr davon, dass sie mir weitere Geheimnisse des Regenwalds zeigt.
    Spät in der Nacht, als Jonas und Lindy schon schlafen, sitzen Pancake, Michelle, Falk und ich noch immer am Feuer. Jetzt endlich können wir diskutieren, wenn auch im Flüsterton.
    »Das, was sie hat, ist eure tolle Krankheit, stimmt’s?«, knalle ich Pancake hin. »Warum gebt ihr Lindy nicht endlich das Gegenmittel?«
    Alle drei schweigen einen Moment, Michelle blickt zu Boden. Pancake ist es schließlich, der mir antwortet. »Theoretisch gibt es natürlich eins, aber wir haben es nicht hergestellt.«
    »Aber warum?« Es fällt mir schwer, meine Stimme leise zu halten. »Das ist doch total dämlich. Habt ihr gedacht, euch passiert schon nichts?«
    »Du hast Pan falsch verstanden, glaube ich«, sagt Falk ruhig. »Wir haben es absichtlich nicht hergestellt.«
    Ich starre ihn an, will ihn fragen, ob die Mitglieder von Last Hope eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben. Doch Falk ist noch nicht fertig, er spricht weiter. »Bei dieser Sache müssen für alle Menschen die gleichen Regeln gelten, und es wäre unredlich, wenn wir für uns eine Ausnahme machen würden.«
    Unsere Blicke treffen sich, und ich forsche in seinen hellen Augen nach Hinweisen darauf, ob er es ernst meint. Noch kann ich nicht ganz glauben, was er da sagt. »Wenn es das Gegenmittel gäbe …«, fordere ich Falk heraus, »würdest du es dann nehmen, wenn du dich angesteckt hättest?«
    Seine Antwort ist knapp und klar. »Nein. Das würde ich nicht.«

Krise
    Dass er ein Idealist ist, weiß ich schon lange; dass er ein Kämpfer ist, auch. Und doch bin ich geschockt, wieder einmal. Darüber, wie extrem er sein kann, wie hart. Gegen andere … und sich selbst.
    »Also, ich halte das übrigens nach wie vor für einen Fehler«, mischt sich Michelle ärgerlich ein. »Wir schwächen uns dadurch, dass wir kein Gegenmittel haben. Ich weiß, darüber haben wir schon oft diskutiert, aber jetzt seht ihr’s ja: Wenn wir außer Gefecht sind, wer soll dann den Regenwald schützen? Lindy wird erst mal keine Einsätze mehr übernehmen können und sie ist für uns schwer zu ersetzen!«
    »Schwer zu ersetzen?«, schieße ich empört zurück. »Äh, hallo? Denkt ihr wirklich nur an das Projekt? Lindy geht es schlecht, und wir können ihr nicht helfen, ist euch das egal?«
    »Natürlich nicht«, sagt Falk mit schmalen Lippen und Pancake fügt etwas schuldbewusst hinzu: »Ich habe ihr schon ein Antimykotikum gegeben.«
    »Und das hilft ja anscheinend so viel wie eine Anti-Falten-Creme.« Frustriert stehe ich auf und gehe meinen Becher abwaschen. Nach der durchwachten letzten Nacht bin ich so müde, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Ich wünsche den anderen etwas verkniffen »Schöne Träume« und sie murmeln eine Antwort. Falk sieht mich nicht an, aber das ist mir jetzt egal, ich kann es noch immer kaum fassen, was für eine verkorkste Einstellung er hat.
    Am Morgen geht es Lindy noch schlechter. Das Frühstück lässt sie ausfallen, weil sie so starke Schmerzen beim Schlucken hat. Ich muss sie überreden, wenigstens eine zermatschte Banane zu essen. Die entzündeten Stellen in ihrem Rachen haben sich ausgebreitet und haben jetzt eine schwärzliche Farbe; auch das Innere ihrer Nase sieht eigenartig aus. »Wie aus irgendeinem Monsterfilm«, scherzt Lindy schwach. »Wahrscheinlich verwandele ich mich jetzt Stück für Stück in ein Alien und ihr habt ein Riesenproblem.«
    Doch das Riesenproblem haben wir schon.
    »Hands off her, außer ihr tragt Einweghandschuhe und Mundschutz«, schärft uns Pancake ein und geht selbst mit gutem Beispiel voran. »Ja, genau, und es sollte immer jemand bei ihr sein«, ergänzt Michelle und reibt sich das Kinn. »Ich übernehme die erste Wache.« Noch bevor die anderen zu Wort kommen, melde ich mich für die Nachmittagswache.
    Als ich mit Mundschutz und Latexhandschuhen meine Wache antrete, liegt Lindy apathisch in ihrer Hängematte, sie spricht wenig und scheint Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben. Michelle nimmt mich beiseite und sagt: »Lenk sie irgendwie ab, okay? Ich glaube, sie hat ziemliche Schmerzen.«
    Ich nicke. »Vielleicht kann ich ihr was vorlesen.«
    Doch als ich Lindy frage, ob sie das möchte, schüttelt sie nur schwach den Kopf. »Hast du was zu trinken? Ich hab total Durst«, flüstert sie, ihre Lippen

Weitere Kostenlose Bücher