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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Sichtweite der Copter-Kameras taste ich mein Gepäck Millimeter für Millimeter ab. Wenn ich den Peilsender nicht finde, muss ich den Rucksack zurücklassen, und ich habe keine Ahnung, wie ich dann mein ganzes Zeug schleppen soll. Wieso hat der Rucksack eigentlich eine Bodenplatte? Die ist doch komplett überflüssig. Vorsichtig schneide ich die Nähte an der Seite auf und ziehe ein flaches, silbernes Gerät heraus, das mit irgendeiner Typenbezeichnung beschriftet ist. Das muss der Sender sein! Moment mal, das Ding muss von Anfang an da gewesen sein, diese Bodenplatte hatte der Rucksack schon, als ich ihn bekommen habe! Heißt das, dass Living Earth seine Mitglieder kontrolliert? Oder dient es dazu, verirrte Reiseteilnehmer wiederzufinden? Aber wieso hat mir dann niemand etwas von diesem Sender erzählt?
    Ich mag nicht darüber nachdenken, es ist zu viel geschehen, mehr ertrage ich gerade nicht. Bloß weg hier. Ich lasse das Gerät liegen, stopfe mein Zeug in den Rucksack zurück und laufe los durch die grüne Dämmerung des Dschungels.
    Die anderen wissen jetzt, wo ich bin. Habe ich genug Vorsprung? Oder können sie mich noch einholen? Beunruhigt ändere ich wieder den Kurs, der SAM hat schon aufgegeben, mich deswegen anzumotzen.
    Noch zwei Stunden lang gehe ich, so rasch ich kann, und benutze die Machete nicht, um möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Dann kann ich einfach nicht mehr. Mein Körper fordert etwas zu essen, und zwar jetzt gleich. Ich lasse mich zwischen die Brettwurzeln eines Baumriesen fallen und krame in meinem Gepäck nach einer Packung Astronautenfutter. Da ich vergessen habe, einen Löffel einzupacken, schaufele ich mir das Essen gierig mit den Fingern in den Mund. Die Packung ist aus einem Biokunststoff, ich könnte sie sogar mitessen, hebe mir das aber auf für eine Zeit, in der ich wirklich nichts mehr anderes habe. Gerade will ich die Packung zusammenknüllen, da erstarre ich.
    Stimmen . Waren das nicht Stimmen?
    Ein eisiger Schreck durchfährt mich. Ja, da sind Menschen, jetzt höre ich auch einen Zweig beiseiteschnellen, Schritte auf dem weichen Waldboden. So nah.
    Es ist keine Zeit mehr, sich zu verstecken, sich irgendwie zu tarnen. Hier zwischen den Brettwurzeln sitze ich in der Falle, es gibt keinen Fluchtweg. Meine einzige Chance ist jetzt, unsichtbar zu sein, nicht den geringsten Laut von mir zu geben. Ich bleibe, wie ich bin, mein Arm hängt noch in der Luft, als hätte jemand auf die Stopp-Taste gedrückt und mich zu einem Standbild auf seinem Fernseher gemacht. Die Packung raschelt noch ein wenig, hoffentlich geht das in den Geräuschen des Waldes unter.
    Werden sie mich so finden, wird Falk mich so finden? Völlig wehrlos, erstarrt, die Hängematte auf alberne Art um den Körper geschlungen?
    Ich höre die Stimmen von Falk und Michelle und kann das kaum glauben. Wie konnten sie so schnell hier sein? Anscheinend ist es Michelle gelungen, meinen Spuren zu folgen! Und Falk muss den Copter im Laufen gesteuert haben.
    Jetzt verstehe ich einzelne Worte, dann sogar ganze Sätze.
    »… weit gekommen, glaubst du, der Hubschrauber bringt was?« Michelles raue, tiefe Stimme.
    Und dann höre ich Falk. »Kommt drauf an. Was haben wir denn für andere Möglichkeiten ohne den Copter?«
    Seine Stimme zu hören kostet mich beinahe die letzte Selbstbeherrschung. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern, als wäre mir kalt. Der Wunsch, aufzuspringen und Falk zu rufen, mich in seine Arme zu werfen und zu hoffen, dass er mir verzeiht, ist unglaublich stark. Last Hope, die Krankheit, mein Entsetzen darüber … all das ist mir auf einmal sehr fern, es scheint nicht zu mir zu gehören.
    Und Falk ist nah, so nah.

Jäger
    Jetzt höre ich Michelle wieder. »Was ist, wenn sie sich zum Beispiel verletzt und verschollen bleibt? Was zum Teufel sollen wir ihren Eltern sagen?«
    Gleich wird Falk antworten. Ich presse meine Lippen aufeinander, damit kein Laut ihnen entkommen kann. Verzweifelt wünsche ich mir, dass Falk mich jetzt verflucht, dass er mich eine dämliche Schlampe nennt, dass er sagt, dass er mich hasst. Irgendetwas, was dieser Sehnsucht nach ihm ein Ende macht! Lange halte ich es nicht mehr aus.
    Aber er sagt einfach nur: »Vielleicht kommt sie ja zurück – falls sie merkt, dass sie es nicht schafft.« Er klingt traurig, aber gefasst. Wahrscheinlich, weil er die erste Wut schon hinter sich hat.
    »Wenn sie überhaupt zurückfindet. Sie hat nicht mal eins der GPS-Geräte mitgenommen. Keine

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