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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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auszustrecken. Ich versuche seinen Namen zu rufen, doch es kommt nur ein heiseres Flüstern aus meiner Kehle.
    »Cat!«, ruft jemand, aber dann wird mir plötzlich klar, dass es nicht Falks Stimme ist. Sondern die des Avatars.
    Meine Entschlossenheit zerbricht wie eine Kugel aus Glas. Ich sinke, sinke, sinke, tief in die Dunkelheit hinein, und wehre mich nicht mehr dagegen.

Desperados
    Regen prasselt auf mich herab, mir ist eiskalt. Als ich die Augen öffne, ist es dunkel, und so bleibe ich einfach liege, lasse mich wieder davondriften. Doch dann dringt Licht durch meine geschlossenen Augenlider, und ich versuche mühsam, sie hochzuziehen. Grün, grün, grün, ein Gewirr von Blättern. Niemand hat mich gerettet. Falk ist nicht da. Ich bin mitten im Dschungel. Immer noch und vielleicht für immer.
    Es ist Tag geworden und schon brennt wieder die Sonne. Am Fluss ist es brütend heiß und schwül. Mühsam schaffe ich, mich aufzusetzen, dann starre ich auf den braunen Fluss, dessen Wasser lautlos strömt und wirbelt. Er ist breiter als zuvor, leckt jetzt an Ufersteinen, die vorher noch auf dem Trockenen waren. Hier irgendwo liegen meine Kleider, meine Ausrüstung, das Pad und das Fleisch. Ich weiß, dass das alles wichtig ist, und das Pad am allerwichtigsten, doch mein Kopf ist vollkommen leer. Es gibt nichts mehr, was etwas bedeutet.
    Lange sitze ich so da, bis mir klar wird, dass irgendetwas stört. Irgendetwas ist fremd. Ich hebe den Kopf, sauge die Luft ein, wittere wie ein Tier.
    Rauch.
    Irgendwo in der Nähe ist ein Feuer. Und wo ein Feuer ist, sind auch Menschen!
    Neue Energie durchflutet mich und gibt mir die Kraft, aufzustehen. Ich entdecke, dass meine Kleider trotz des nächtlichen Regens schon fast wieder in der Sonne getrocknet sind, aber dafür sieht mein Pad, das ich auf einen anderen, niedrigeren Felsen gelegt hatte, nicht gut aus. Als ich es hochhebe, höre ich es im Gehäuse leise gluckern. Nein! Nein, das darf einfach nicht wahr sein! Erst hat es der Regen erwischt, und in der Nacht ist anscheinend auch noch der kleine Fluss über die Ufer getreten und hat den Felsen überflutet. Hilflos schüttele ich das Pad, versuche irgendwie das Wasser herauszubekommen, aber es dringen nur ein paar Tropfen aus einer Ecke. Was ist mit den Daten? Sind die noch drauf, kann man sie noch retten? Vor meinen Augen verschwimmt alles. Bin ich ganz umsonst geflohen, ist jetzt alles vorbei?
    Das Einzige, was mich tröstet, ist der Rauch. Waldbrände sind selten hier, es muss ein Lagerfeuer sein, das ich rieche. Menschen bedeuten jetzt Überleben. Ich habe wieder eine Chance. Dort kann ich bestimmt etwas zu essen bekommen, irgendetwas, egal was. Und bestimmt können mir diese Menschen helfen, nach Venezuela zu kommen. Dort können Spezialisten das Pad vielleicht noch retten, oder wenigstens die Daten darauf auslesen.
    Rasch streife ich mir meine halb feuchten Kleider über. Ich stecke mir das Pad unter der Jacke in den Gürtel, bringe das Taschenmesser und das Marmeladenglas sorgfältig in den Taschen meiner dünnen schwarzen Jacke unter und nehme die Machete. Dann suche ich nach dem Fleisch.
    »Mist, wo ist das Zeug abgeblieben?«, murmele ich. »Hier irgendwo muss das Fleisch doch sein, ich weiß es genau!«
    »Mit 56-prozentiger Wahrscheinlichkeit hat inzwischen irgendein Tier es weggeschleppt«, prophezeit Sam, aber endlich habe ich mal Glück. Das Fleisch ist noch da. Der Regen hat es durchweicht, und es riecht schon ein bisschen verdächtig, aber das ist mir egal. Ohne einen zweiten Gedanken schlinge ich es hinunter, so schnell ich das zähe Zeug kauen kann. Meine Kehle ist so trocken, dass ich kaum schaffe, es herunterzuwürgen, aber mit etwas Flusswasser rutscht es besser. Dann mache ich mich auf den Weg, folge dem Rauchgeruch.
    Nachdem ich eine halbe Stunde gesucht habe, entdecke ich einen schmalen Fußpfad, der am Ufer entlangführt. Ich bleibe stehen und starrte sekundenlang darauf, kann gar nicht glauben, was ich sehe. Ein Pfad! Nein, es ist kein Wildwechsel, sogar Schuhabdrücke sehe ich darauf. Jetzt höre ich auch das Rattern eines Generators oder einer anderen Maschine.
    So schnell ich kann, stolpere ich den Pfad entlang, mein Atem kommt in Stößen. Nach zwanzig Minuten erkenne ich durch die Zweige aufgewühlte, schlammige Erde, eine Art Baustelle mitten im Wald. Überall die Reste gefällter Bäume. Wie betäubt schaue ich mich um, abgestoßen von all der Zerstörung und zugleich erleichtert. Endlich

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