Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
bekommen habe. Ein etwa kniehohes wildes Schwein, dunkelgrau mit einem hellen Streifen am Hals, schnüffelt ein paar Meter von mir entfernt im abgefallenen Laub herum. Natürlich weiß es, dass ich da bin, aber es beachtet mich zunächst nicht, nur einmal hebt es kurz den Kopf und blickt mich aus seinen kleinen Augen an. Ich stehe ganz still, um es nicht zu verscheuchen, und freue mich darüber, dass ich endlich mal ein Dschungeltier sehe. Das muss ein Pekari sein. Echt putzig.
    Es raschelt, schnauft und quiekt im Gebüsch, anscheinend sind mehrere Pekaris in der Gegend. Jetzt rieche ich sie auch, ein moschusartiger Gestank hängt in der Luft. Ein kurzer Kampf im Gebüsch, wütendes Quieken, zwei von ihnen scheinen sich gerade in der Wolle zu haben. Immer mehr kommen hervor, inzwischen zähle ich schon sechs. Ich schäme mich ein wenig dafür, dass ich mich frage, ob ich eins von ihnen erbeuten kann. Aber womit? Meine Machete liegt in gut fünf Meter Entfernung auf dem Boden, wahrscheinlich verscheuche ich die Tiere, wenn ich versuche, sie zu holen. Oder habe ich noch genug Zeit, mir schnell mit dem Taschenmesser einen Speer zu schnitzen?
    Inzwischen sind es acht. Sie müssen meine Früchte gewittert haben – ich habe sie in meinem Lianenrucksack an den Zweig eines Buschs gehängt, direkt neben meiner Hängematte. Mein kostbarer Vorrat. Zwei der Pekaris machen sich daran, den Busch niederzuwalzen, um an die Früchte heranzukommen, und mir wird klar, dass ich ein Problem habe. Die niedlichen Pekaris sind dabei, mein Essen zu stehlen, ohne das ich mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit demnächst verhungere. Ich brauche die Machete! Grimmig schnappe ich mir einen abgebrochenen Ast vom Waldboden und schwenke ihn vor den wilden Schweinen, um sie aus dem Weg zu scheuchen. Doch sie denken gar nicht daran, zurückzuweichen. Im Gegenteil. Eins der Pekaris stürmt wütend auf mich zu und schlägt mit den dolchartigen Eckzähnen nach mir. Dann steht es mir mit gesträubten Nackenhaaren gegenüber und klappert laut mit den Zähnen. Das Vieh droht mir!
    Die anderen quieken, schnüffeln und beginnen ebenfalls, Scheinangriffe gegen mich zu führen. Vielleicht denken sie, dass sie mich damit vertreiben können. Inzwischen haben sie mich tatsächlich von meinem Lianenrucksack abgedrängt, er ist von Pekaris umgeben, ich komme nicht mehr heran. Das darf doch nicht wahr sein! In spätestens fünf Minuten haben sie das Zeug da heruntergeholt und aufgefressen!
    »Mistviecher, weg mit euch!«, brülle ich sie an. Nur ganz kurz zuckt die Meute zurück, dann ist sie schon wieder da. Ich versuche, sie mit meinem Ast wegzustoßen, aber das macht sie nur wütend. Und jetzt fallen sie alle über mich her. Zwei kommen von der einen Seite, drei von der anderen, und der Rest versucht mich von hinten anzugreifen. Eins der Pekaris kommt meinem Bein bis auf ein paar Zentimeter nahe und ich ziehe ihm meinen Stock über. Es weicht quiekend aus, stürmt dann mit wild gegeneinanderklickenden Zähnen auf mich zu und versucht mich zu beißen.
    Jetzt kämpfe ich nicht mehr um mein Essen, sondern um mein Leben. Denn verletzt zu werden heißt hier mitten im Regenwald, dass ich erledigt bin.
    Ich gehe rückwärts und versuche mich mit dem Stock nach allen Seiten zu verteidigen wie ein Fechter. Doch der Stock knackt schon jetzt, gibt nach, verdammt, wieso habe ich ausgerechnet ein so morsches Ding gegriffen?
    Deckung brauche ich, und die Machete! Ein kurzer Blick in die Runde, mehr geht nicht. Dort vorne ist einer dieser Bäume mit meterbreiten Brettwurzeln, die ihn nach den Seiten abstützen. Erst muss ich meine Waffe holen, dann irgendwie diesen Baum erreichen.
    Als ich das nächste Mal zuschlage, bricht mein Ast mit einem dumpfen Knacken in zwei Stücke. Ich schleudere sie auf die Pekaris und renne los mit aller Kraft, die ich noch habe. Über eins der Schweine springe ich einfach drüber, stolpere dann über ein zweites. Raues borstiges Fell an meinem Bein. Die Pekaris sind mir dicht auf den Fersen, ich muss eins mit einem Fußtritt wegbefördern, es zerfetzt mein Hosenbein mit den Eckzähnen. Ich bücke mich nach der Machete, das kostet mich eine wertvolle Sekunde. Knapp vor den Schweinen erreiche ich den Zwischenraum zwischen zwei der Brettwurzeln und drücke mich mit dem Rücken gegen den Stamm. Die Wurzeln umschließen mich rechts und links, nun können mich die Pekaris nur noch von vorne angreifen. Und jetzt bin ich besser bewaffnet als vorhin. Aber

Weitere Kostenlose Bücher