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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Als wir Hunger bekommen, teilen wir uns ein Sandwich aus Falks Rucksack.
    »Also, mehr als einen Stern kann ich deinem Ufer-Restaurant leider nicht geben«, flachse ich. »Dazu war wirklich zu wenig Tomate drauf.«
    Falk grinst. »Nächstes Mal belege ich es mit drei Scheiben, bekomme ich dann drei Sterne?«
    Die Sonne ist schon fast verschwunden, als unser Werk schließlich fertig ist. Wir stehen dicht nebeneinander und betrachten die schwarz-weiße Spirale andächtig. »Hast du sie dir so vorgestellt?«, fragt Falk und ich nicke. »Schön ist sie geworden«, sage ich und weiß, dass ein Teil dieses Ufers jetzt für immer uns gehört.
    Es ist fast dunkel – höchste Zeit, dass ich mich verabschiede. »Ich muss los, das Licht an meinem Rad ist kaputt, im Dunkeln damit unterwegs zu sein ist keine gute Idee.«
    Im Halbdunkel sehe ich, wie Falk mich lächelnd anblickt. »Ich dachte, Katzen sehen gut im Dunkeln.«
    »Ja, klar«, gebe ich zurück. »Aber davon habe ich ja nichts, wenn mich irgendjemand nicht bemerkt und über den Haufen fährt.«
    Wir balancieren mit bloßen Füßen auf den Kieseln und sehen uns an. Ich würde ihn so gerne umarmen, aber ich traue mich nicht. Niemand hat je behauptet, dass ich besonders mutig wäre. Wenn ich genau darüber nachdenke, war Falk auf dieser Demo zu helfen schon mit das Mutigste, was ich je gemacht habe.
    Aber bevor ich mich für irgendetwas entscheiden kann, zieht Falk mich an sich. Einen Moment lang hält er mich fest, ich lege vorsichtig die Arme um ihn und genieße es, seinen warmen Körper zu spüren. Dann lässt er mich behutsam los. »Komm gut nach Hause, Cat.«
    Wir tauschen noch schnell unsere Handynummern aus, dann schwinge ich mich auf mein Rad. Unter meinen Reifen spulen sich die Kilometer ab, aber ich bemerke es kaum, ich bin wie in Trance. Ein Teil von mir ist immer noch dort am Ufer, bei ihm.
    Als ich heimkomme, ist meine Schwester Juliet – wie immer ganz in Schwarz – gerade dabei, meinen Vater anzuschreien. »Mann, ich fasse es nicht, ich hab doch schon gesagt, dass ihr meinetwegen mein Handy orten lassen könnt! Ihr wisst in jeder Sekunde, wo ich bin – wieso darf ich trotzdem nur bis zehn weg?«
    »Weil du erst vierzehn bist«, sagt mein Vater ungerührt. »In deinem Alter durfte ich abends gar nicht ausgehen.«
    »Was kann ich dafür, dass du im Mittelalter aufgewachsen bist?« Schnaubend will Juliet in ihr Zimmer abziehen, doch dann sieht sie mich und stutzt. Vielleicht kann man Verliebtheit sehen, wie eine Art Schimmern, das einen umgibt. Ich komme gerade noch dazu, den Kühlschrank aufzumachen und mir ein Käse-Sandwich zu basteln, da greift mich Juliet schon am Arm und zieht mich in ihr Zimmer. Sie startet auf ihrem Player ein paar SharkDrive-Songs, die mir eigentlich zu hart sind, aber wenigstens dafür sorgen, dass niemand uns belauschen kann. Wir werfen uns auf ihr Bett mit den rot-schwarzen Seidenbezügen, die sie sich zum Geburtstag gewünscht hat. »Kenn ich ihn?«, fragt sie, stützt sich auf einen Ellenbogen und schaut mich neugierig an.
    »Wen?«, sage ich, um sie aufzuziehen, aber dann erzähle ich ihr doch alles und krümele ihr Bett voll, weil ich zwischendurch das Sandwich weiteresse.
    »Ich hätte doch zur Demo mitkommen sollen, ich wusste ja nicht, dass da interessante Typen rumhängen«, seufzt sie und kneift sich in die Hüfte, um zu prüfen, ob sich dort in der Zwischenzeit irgendwelcher Speck abgesetzt hat.
    »Quatsch«, sage ich. »Du hast es doch gar nicht nötig, dich von Polizisten zusammenschlagen zu lassen, um Jungs kennenzulernen.«
    Ob das etwas wird mit Falk und mir? Ich wünsche es mir so sehr.

Mut
    Wir sitzen in der S-Bahn und fahren gerade am Hauptbahnhof vorbei, auf dem Weg zu einem Laden, vor dem wir für Living Earth Flyer verteilen wollen. Ich glaube, Falk kommt vor allem wegen mir mit. Weil er anscheinend nicht gerne über sich redet, habe ich ihn gegoogelt. Obwohl er nur vier Jahre älter ist als ich, hat er schon geholfen, in Finnland eine Robbenkolonie zu verteidigen, in Berlin Fischadlerküken mit Ringen zu markieren und in Guyana eine Artenzählung im Regenwald durchzuführen. Im Vergleich dazu ist es für ihn bestimmt unglaublich öde, einen schicken Laden zu belagern, der Möbel aus Tropenholz verkauft.
    Es fühlt sich so gut an, neben ihm zu sitzen. Ich achte auf kaum etwas anderes und die Unterhaltung des Paars gegenüber blende ich sowieso lieber aus. Die beiden waren mir auf den ersten Blick

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