Schatten des Schicksals
zurück.
Die Siebente hatte aus zwölf Kompanien bestanden. Jetzt gruppierten sich die restlichen sieben um den Hügel herum, unter Benteens Kommando. Wo Custer steckte, wuss te niemand. Und Reno war nicht mehr fähig, Befehle zu erteilen.
Earth Woman führte Sabrina weit weg vom Schlachtfeld, zu einer Schlucht in die Sitting Bull die Frauen, Kinder, alten Männer und Verwundeten geschickt hatte. Umtost vom Lärm des Kampfes, errichteten die Unverletzten kleine Zelte aus gebogenen Weidenzweigen.
Nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, öffnete Sloan die Augen. Sabrina flößte ihm etwas Wasser und einen heißen Brei ein, den Earth Woman aus Dörrfleisch und Rüben gekocht hatte.
Inzwischen fühlte sich Sabrina wie betäubt und nahm nur noch die Kriegsgeräusche wahr - und den bedenklichen Zustand ihres Mannes. Als er zu fiebern begann, ignorierte sie alles andere. Immer wieder kühlte sie seinen erhitzten Körper.
Ein junger Krieger rannte an ihrem Zelt vorbei und schwenkte einen blutigen Skalp, worauf Sabrina sich sofort übergeben muss te. Fürsorglich hielt Earth Woman ihr den Kopf. »Die Männer kämpfen, und wir Frauen überleben die schlimmsten Schlachten.«
George Armstrong Custer neigte zum Leichtsinn, aber er war niemals ein Narr gewesen. Nun erkannte er den schrecklichsten Fehler seines Lebens - er hatte die feindlichen Streitkräfte unterschätzt. Er kämpfte bis zur letzten Sekunde. Von den anderen Kompanien getrennt, hielten seine Männer eine Zeitlang verschiedene Stellungen. Teilweise zogen sie sich zurück und zersplitterten in kleine Gruppen.
Schließlich blieben nur die Verwandten und engsten Freunde bei Custer. Tom, Boston, sein Neffe Autie Reed, Lieutenant Cooke. Gemeinsam kämpften sie -gemeinsam starben sie.
Auf einem fernen Hügel postiert, vermuteten Benteen und Reno, Custer hätte die erstaunlich große Indianerschar bemerkt und Gibbon oder Terry zu erreichen versucht. Sie fühlten sich im Stich gelassen. Drei Tage lang waren sie geritten, hatten nicht geschlafen, und nun befanden sie sich in einer verzweifelten Lage. Die Nacht sank herab. Kein Wasser, keine Verstärkung in Sicht. Und in nächster Nähe erwarteten Tausende Sioux- und Cheyenne-Krieger den Morgen, um die weißen Soldaten zu töten.
Sabrina erfuhr, die Indianer hätten eine große Schlacht gegen die Weißen gewonnen. Auf hohen Gerüsten lagen Sioux-Leichen. Die toten Cheyenne wurden in Felsspalten bestattet.
Unerbittlich rächten sich die Indianer an den Weißen - und die Frauen übten noch grausamere Vergeltung. Viele trauerten um ihre Männer, die sie in der Schlacht am Rosebud verloren hatten. Mit Äxten hackten sie auf gefallene Soldaten ein und schnitten ihnen die Gliedmaßen ab. Wer sich tot stellte, um zu überleben, entkam dem Gemetzel nicht.
Das alles wuss te Sabrina, weil Earth Woman davon erzählt hatte. Mittlerweile konnte sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Schrille Trauergesänge erfüllten die Schlucht. Und dann brachen sie wieder auf, weil die Sioux niemals an einem Ort blieben, wo ihre Toten lagen. Sie zogen flussabwärts .
Vielleicht würde am nächsten Morgen ein neuer Kampf stattfinden, die Häuptlinge würden Kriegsrat halten. Manche Krieger hatten die Überzeugung gewonnen, Crooks Truppen wären besiegt. Andere behaupteten, aus allen Richtungen würden weitere Soldaten heranmarschieren.
Sloan fieberte immer noch, und Earth Woman half Sabrina, während der Nacht seinen heißen Körper zu kühlen.
Irgendwann schlief Sabrina ein, erschöpft von zwei rastlosen Tagen. Als sie erwachte, war sie allein. Hastig sprang sie auf und spähte aus dem kleinen Weidenrutenzelt. Aber sie sah ihn nicht. Earth Woman brachte ihr einen Becher Kaffee.
In Sabrinas Augen glänzten Tränen. »Wo ist ... «
»Auf dem Schlachtfeld.«
»Großer Gott, Earth Woman, wie erreiche ich ihn?«
»Bleiben Sie lieber hier.«
»Bitte - ich muss zu ihm! «
Earth Woman zögerte. »Nach den Kämpfen werden wir weiterziehen. Wir haben einen großen Sieg errungen. Aber wenn uns die Verstärkung der Weißen entdeckt, sind wir verloren.«
»Bitte, Earth Woman!«
Widerstrebend winkte die Cheyenne-Frau einen jungen zurück, der auf einem Pony vorbeiritt, sprach mit ihm, und er nickte. Dann reichte er Sabrina eine Hand, und sie saß hinter ihm auf.
Nach zwanzig Minuten erreichten sie ein Leichenmeer. Und in der Mitte stand eine einsame Gestalt. Während Sabrina zu Sloan eilte, versuchte sie das Grauen
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