Schatten des Schicksals
Trel awny, werde ich das Haus erben. Natürlich war mein Großvater, ein Lieutenant General im Ruhestand, entsetzt über das Schicksal meiner Mutter, die das Kind eines Indianers geboren hatte, und zunächst fiel es ihm schwer, mich zu akzeptieren. Aber dann verstand sich der alte Tyrann sehr gut mit mir. Er ist offen, ehrlich und gerecht, und ich finde es bedauerlich, dass er seinen Dienst quittiert hat.«
»Also könntest du seinem Beispiel folgen und in Washington leben?«
»Ja ... « , bestätigte er zögernd.
»Vielleicht wäre das gar nicht so übel.«
»Im Augenblick sind meine militärischen Pflichten besonders wichtig.«
»Aber - wenn wir ein Haus in Washington mieten ... «
»Ah, ich verstehe. Während ich den Krieg ziehe, lebst du in einer vertrauten Welt - die elegante junge Dame, die mit hingerissenen jungen Kongressabgeordneten flirtet und womöglich die Politik beeinflußt.«
»Red keinen Unsinn! «
»Hast du mir nicht erklärt wie viel dir die Lebensart im Osten bedeutet?«
»So habe ich das nicht gemeint ... «
»Wie auch immer, du wirst bei mir leben, Sabrina. Sicher willst du in der Nähe deiner Schwester wohnen, also fahren wir nach Hause.«
»Wo die Sioux die Weißen niedermetzeln und die Weißen deine Freunde und Verwandten töten. Welch eine großartige Zukunft!«
»Machen wir das Beste daraus.«
Sie schwieg, und wenig später verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Wieder einmal muss te er sein Verlangen nach ihr bekämpfen. Worauf hatte er sich eingelassen? Mit jedem Tag wuchs seine Sehnsucht. Und Sabrina hatte ihn nur geheiratet weil ihr das Schicksal keine Wahl ließ.
Würde er jede Nacht neben ihr liegen, von ungestillter Begierde gepeinigt, hungrig wie ein Panther im Käfig?
Nein, in absehbarer Zeit würde sie das Baby gebären. Konnte er die Qual seiner freudlosen Ehe bis dahin ertragen? Darüber muss te er noch einmal gründlich nachdenken. Er schloss die Augen, und hoffte, im Schlaf Vergessen zu finden.
Ein paar Stunden später erwachte er. Sabrina stöhnte im Schlaf und schlug um sich. Besorgt umfasste er ihre Schulter und rüttelte sie sanft um sie zu wecken. Dann sah er, dass ihre Augen geöffnet waren und in Tränen schwammen. »Was ist los, Sabrina?«
»Dieser Schmerz ... «
»Wo?« fragte er und strich ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht.
»Im Rücken - im Kreuz. Den ganzen Tag fühlte ich mich unwohl - und jetzt tut es höllisch weh ... «
»Sei ganz ruhig, ich hole James McGregor.«
»James ... «
»Er ist ein Arzt Sabrina.«
»Ja - bring ihn zu mir ... «
Einige Jahre hatten James und David Douglas gemeinsam in der Gefangenschaft verbracht. Und einem Mann, mit dem David Freundschaft schloss , konnte man bedingungslos vertrauen. Das wuss te Sloan. Außerdem kannte er den guten Doktor, denn James' Ankunft in Amerika hatte ihn veran lass t nach Schottland zu reisen.
Aber Sloan brauchte die Diagnose nicht abzuwarten, denn er glaubte zu wissen, was mit Sabrina geschehen war. Sie hatte ihr Baby verloren. Welch eine bittere Ironie ...
Plötzlich umklammerte sie seinen Arm so fest dass sich ihre Fingernägel in sein Fleisch gruben. Sie schrie gellend auf, dann ließ sie ihn los und verlor die Besinnung.
»Um Gottes willen, Sabrina!« jetzt gab es keinen Zweifel mehr Eine Fehlgeburt. Verzweifelt hoffte Sloan, er würde seine Frau nicht auch noch verlieren.
Kapitel 5
Sie verspürte keinen Schmerz mehr. Nicht körperlich.
Als sie die Augen öffnete, saß James McGregor bei ihr, ein hässlicher kleiner Mann mit gütigen Augen. Wie sie wuss te, war er in Glasgow ein angesehener Arzt gewesen, bis ein reicher Mann seine Geliebte zu ihm gebracht hatte. Nach einer Abtreibung nicht mehr zu retten, war sie in der Praxis gestorben. Um sich vor einem Skandal zu schützen, hatte ihr Liebhaber den Doktor ins Gefängnis gebracht. Trotzdem wirkte James nicht verbittert, und David verdankte ihm sein Leben.
Fürsorglich wusch er Sabrina Gesicht mit einem feuchten Lappen. Jetzt trug sie nicht mehr ihr elegantes weißes Nachthemd, sondern ein schlichtes aus blauer Baumwolle. Weil James so freundlich lächelte, wollte sie mit ihm sprechen. Aber ihre Stimme wurde von Tränen erstickt. Nach einer Weile würgte sie hervor, »O Gott ich habe mein Baby getötet ... « Hatte sie wirklich einmal geglaubt, alles wäre wieder in Ordnung, wenn sie das Kind verlieren würde?
Nun war sie für diese schrecklichen Gedanken grausam bestraft
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