Schatten des Schicksals
fühlt sich nicht gut. In ihrem Zustand braucht sie meine Hilfe. «
»Obwohl ihr Meggie und Sandra und viele andere Dienstboten zur Verfügung stehen?«
»Das lässt sich nicht mit der Gesellschaft einer Schwester vergleichen. Außerdem fand ich's unsinnig, ins Fort zu ziehen, weil du nicht da warst.«
»Als ich im Fort eintraf, dachte ich, meine Frau würde mich erwarten.«
»Tut mir leid.«
»Wirklich?«
»Quäl mich nicht Sloan ... «
»Du hast dein Wort gebrochen.«
»Das werde ich noch halten. Ist's denn so wichtig, wann ich in dein Quartier ziehe? Du bist Soldat du kommst und gehst, wie es dir gefällt - und ich wäre wochenlang im Fort allein gewesen , bei fremden Leuten ... «
»Sicher hättest du bald Freunde gefunden.«
Sabrina senkte den Kopf. »Um, die Wahrheit zu gestehen - ich habe gezögert weil ... «
»Weil?«
Die Musik verhallte, ringsum applaudierten die Tanzpaare, lachten und plauderten.
»Schau mich an, Sabrina«, bat Sloan.
Langsam blickte sie zu ihm auf. »Bei unserer letzten Begegnung standen wir beide unter einer starken inneren Anspannung. Jetzt bist du schon eine ganze Weile daheim, und ich wohne seit drei Wochen in Mayfair. Ich würde gern bei meiner Schwester bleiben, bis das Baby zu Welt kommt. Und - vielleicht ... « Sie schluckte mühsam. »Vielleicht hast du inzwischen noch einmal über unsere Ehe nachgedacht.«
Sloan führte sie in eine ruhige Ecke des großen Raums, wo sie ungestört miteinander sprechen konnten.
»Was meinst du?« fragte er.
»Ich bin nicht die richtige Frau für dich, ich würde eigentlich lieber im Osten leben. Hier hätte ich immer nur Angst ... «
»Vor den Indianern?«
»Vor dem Krieg.«
»Ich verstehe.«
»Gar nichts verstehst du!« Sie wandte sich ab und wollte die Flucht ergreifen. Aber er hielt ihren Arm fest.
»Bleib hier.«
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, ich kann nicht in deinem Fort leben. Am besten lassen wir die Ehe annullieren.«
»Nein.«
»Wenn du noch eine Zeitlang darüber nachdenkst wirst du mir vielleicht zustimmen. Inzwischen bleibe ich in Mayfair. Wenn du willst können wir den Anschein erwecken, wir würden eine glückliche Ehe führen. Heute nacht gib's keine Probleme. Ich muss mein Zimmer mit mehreren Frauen teilen. Bei diesem Wetter wollen die Gäste nicht mitten in der Nacht nach Hause fahren. Die Männer werden hier unten am Boden schlafen. Glücklicherweise sind die meisten Soldaten - und daran gewöhnt.«
»Glücklicherweise«, wiederholte er trocken. Was er von seinem Wiedersehen mit Sabrina erwartet hatte, wuss te er nicht genau. Sicher nicht dass sie eine Scheidung anstrebte, während er eine Familie gründen wollte ...
»Sloan!« rief Hawks Vetter Willow und legte eine Hand auf seine Schulter.
»Freut mich, dich wiederzusehen.« Sloan las Angst und Sorge in den dunklen Augen des Sioux. Sicher wollte Willow wissen, was Sloan über Crazy Horses Volk erfahren hatte, dem seine Familie angehörte.
Prompt nutzte Sabrina die Gelegenheit, ihrem Mann zu entrinnen. »Entschuldigt mich, ich möchte euch nicht stören.« Sie schenkte Willow ein freundliches Lächeln, das er erwiderte, und ging davon.
»Wie geht es meinen Leuten?« fragte Willow.
»Sie ziehen nach Norden und versammeln sich.«
»Meine Brüder und Schwestern, meine Neffen und Nichten ... «
»Allen geht es gut und sie lassen dich grüßen. Blue Heron lebt nicht mehr. Aber er war ja schon sehr alt und er starb friedlich im Schlaf.«
»Schon in unserer Kindheit war er alt. Nun ist er eines natürlichen Todes gestorben. Freut mich, dass meine Verwandten wohlauf sind. Aber ich fürchte die Zukunft. Verstehen sie immer noch, warum Lily und ich bei den Weißen leben? Oder hassen sie mich?«
»Nein - jeder Mann geht seinen eigenen Weg. Crazy Horse glaubt an seine Visionen, und darin sah er deine Bestimmung, bei den Weißen zu leben und sie zu lehren, dass alle Menschen gleich sind.«
»Und hasst er dich?«
»Noch nicht. Er war bereits über das Ultimatum der, US-Regierung informiert, alle Indianer müss ten sich bis zum 31. Januar in ihren Reservaten melden. Aber er sagt, für ihn gebe es kein Reservat und er habe sich nicht vor der Regierung des weißen Mannes zu verantworten.«
»Glaubst du, er wird sich noch anders besinnen?«
»Wohl kaum.«
»Niemals wird er kapitulieren. Seine Vision hat ihm einen Weg gezeigt - den Weg des Friedens, den ich gewählt habe. Aber in meinem Herzen beneide ich. meine Brüder um den Kampf,
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