Schatten des Schicksals
nicht einmal auf, als Töpfe und Pfannen klirrten. Plötzlich fand sie es sehr wichtig, für ihren Mann zu sorgen und ihm ein gemütliches Heim zu bieten.
Schweigend verspeisten sie ihr Abendessen. Sabrina wuss te, dass der Rindsbraten mit Zwiebeln und Kartoffeln sehr gut schmeckte. Aber Sloan gab keinen Kommentar ab und bat nur: »Würdest du mir das Salz reichen?«
Nach dem letzten Bissen kehrte er sofort an den
Schreibtisch zurück. Sabrina spülte das Geschirr, dann spähte sie über Sloans Schulter und betrachtete die Landkarten, die er zeichnete - das Gebiet westlich der Black Hills, von den Flüssen Powder, Tongue und Rosebud durchzogen. »Was machst du da?«
Sloan drehte sich verwundert um, als würde er ihre Anwesenheit erst jetzt bemerken. »Nun, ich skizziere die drei Zacken von Custers Zangenbewegung, der geplanten Offensive gegen die Sioux. Hier liegen das Fort Fetterman, das Fort Laramie und das Fort Abraham Lincoln. Und da, in diesem Gebiet, erwartet der Colonel, die Sioux aufzuspüren.«
»Wird ihm das gelingen?«
»Das weiß ich nicht. Die Indianer reisen in großen Scharen. Deshalb kampieren sie nicht allzulange an ein und demselben Ort weil sie immer wieder neue Nahrung für sich selbst und ihre Ponys suchen müssen.«
»Für wen zeichnest du die Karten?«
»Für mich selber. Vorerst habe ich keine Order erhalten. Aber ich nehme an, demnächst werde ich zwischen den Zacken hin und her reiten und Informationen weiterleiten.«
»Warum suchst du nicht um Urlaub an?«
Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Dann beugte er sich wieder über die Landkarten. »Weil der Anfang vom Ende bevorsteht. Deshalb muss ich hierbleiben.« Abrupt stand er auf »Ein paar meiner Hemden sind zerrissen. Würdest du sie flicken?«
Wie seltsam seine Stimme klang - so fremd ... »Natürlich, Sloan.«
»Ah, die perfekte Kavalleristenfrau.« Er ging ins Schlafzimmer und kehrte mit zwei Baumwollhemden zurück. Nachdem Sabrina ihren Nähkorb geholt hatte, setzte sie sich wieder in den Polstersessel, und Sloan überdachte die potentiellen Truppenbewegungen.
Als Sabrina ihre Arbeit beendete, war es spät geworden. Sorgsam faltete sie die Hemden zusammen.
Sloan saß immer noch am Schreibtisch und studierte seine Landkarten.
Unsicher trat sie an seine Seite, aber er beachtete sie nicht. »Ich gehe jetzt schlafen, Sloan.«
»Gute Nacht«, erwiderte er, ohne sie anzuschauen.
Resignierend wanderte sie ins Schlafzimmer, zog sich aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Irgendwann würde. er ihr folgen. Wann es ihm beliebte.
Sie fand keinen Schlaf. Nach Mitternacht kam er ins Schlafzimmer, kleidete sich lautlos aus und kroch unter die Decke.
Diesmal wahrte er Abstand. Stundenlang lagen sie nebeneinander und starrten ins Dunkel. Er rührte Sabrina nicht an, und sie rückte nicht zu ihm hinüber.
Kapitel 15
Während der nächsten Wochen wuchsen Sabrinas Verwirrung und Kummer. Sloan behandelte sie höflich und rücksichtsvoll. Aber er verbrachte den Großteil seiner Zeit mit den anderen Offizieren im Hauptquartier und saß meistens bis in die Nacht hinein am Schreibtisch.
Willow kam mit ihren restlichen Sachen aus Mayfair ins Fort und sie freute sich, ihn wiederzusehen. Als sie ihn begrüßte, spürte sie den prüfenden Blick ihres Mannes. Vergeblich fragte sie sich, was Sloan denken mochte. Er pflegte seine Gedanken nicht mit ihr zu teilen.
Stundenlang saßen die beiden Männer beisammen und diskutierten.
Sobald Sabrina eine Gelegenheit fand, mit Willow zu sprechen, erkundigte sie sich besorgt nach Skylars und Hawks Befinden. Der Sioux versicherte ihr alles sei in Ordnung.
Am nächsten Abend überraschte Sloan seine Frau mit dem Vorschlag, sie könnten für ein paar Tage nach Mayfair fahren.
Dort hielten Sloan und Hawk jede Nacht ausführliche Besprechungen in der Bibliothek ab. Erst in den frühen Morgenstunden, wenn Sabrina längst schlief, ging ihr Mahn zu Bett. Bei der Abreise des Ehepaars Trelawny wollte die hochschwangere Skylar die beiden vor die Haustür begleiten. Mühsam schlüpfte sie in ihren Mantel.
Als Sabrina mitfühlend lachte, wurde sie von ihrem Schwager gehänselt: »Wart nur ab, bis du dich selber in diesem Zustand befindest! Sicher dauert's nicht mehr lange. Und dann wird dir das Lachen vergehen. «
Das verging ihr schon jetzt. Geflissentlich wich sie Sloans Blick aus.
»Sabrina ist sich nicht sicher, ob sie im Grenzgebiet eine Familie gründen soll«, erklärte er in beiläufigem Ton und
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