Schatten des Schicksals
Leben.
Sloan lieferte die Depeschen bei Gibbon ab und wurde beauftragt, Spuren zu folgen, die einer der Soldaten entdeckt hatte.
Glücklicherweise durfte er allein reiten, denn am Ende der Fährte traf er eine verzweifelte Cheyenne-Familie - uralte Großeltern und acht kleine Enkel. Alle drei Söhne des Mannes und ihre Frauen waren von den Soldaten getötet worden. Der Greis fühlte sich völlig erschöpft, seine Frau hungerte. Und das Schicksal der Kinder wäre, in einer neuen fremden Welt zu leben.
Sloan brachte die Familie in Gibbons Lager und sorgte dafür, dass sie unbehelligt in ihr Reservat zurückkehren konnte. Damit war Gibbon einverstanden, denn er wuss te, welche Schwierigkeiten seine Soldaten heraufbeschworen, wenn sie friedfertige Indianer umbrachten. Im Gegensatz zu vielen Weißen teilte er nicht die Ansicht nur ein toter Indianer sei ein guter Indianer.
Mit Depeschen in der Satteltasche trat Sloan den Rückweg an. In der Nacht lag er neben seinem Wallach unter den Sternen, zufrieden mit der Hilfe, die er den Cheyenne geleistet hatte. In letzter Zeit war ihm sein Leben oft sinnlos erschienen. Nun hatte er endlich wieder etwas getan, das ihn mit Stolz erfüllte. Aber er war seiner Pflichten ebenso müde wie die Cheyenne des Kampfes.
Wie viele Menschen würden noch sterben? Er wollte nach Hause zurückkehren - und dort bleiben, zusammen mit seiner Frau eine Zukunft aufbauen.
Seufzend senkte er die Lider und versuchte zu schlafen. Wenig später hörte er ein leises Rascheln im Wald. Ohne sich zu bewegen, öffnete er die Augen und spähte ins Dunkel. Nichts war zu sehen. Trotzdem wuss te er, dass sich jemand in seiner Nähe aufhielt.
Blitzschnell hechtete er unter einen Felsvorsprung am Flussufer in Deckung, zog seinen Revolver und war sich klar, dass er nur sechs Schüsse hatte. Wie viele Männer pirschten sich an ihn heran?
Jetzt klangen die Geräusche ringsum nicht mehr verstohlen. Er hörte einen Vogelschrei, den er nur zu gut kannte . Dann standen drei junge Indianer vor ihm, in Lendenschurzen und Mokassins, ohne Kriegsbemalung.
»Freut uns, dich allein anzutreffen, Cougar-in-theNight«, bemerkte Hawks Vetter Blade, »und nicht in Gesellschaft der Soldaten.«
Drei Männer kann ich töten, dachte Sloan. Doch das wuss ten sie. Zweifellos warteten andere Krieger in unmittelbarer Nähe. Wenn er diese drei Männer erschoss , würde er eines langsamen, qualvollen Todes sterben. Außerdem wollte er niemanden umbringen. Er stand auf und schob seine Waffe in die Halfter zurück. »Hallo, Blade.«
»Du muss t mit uns kommen, Sloan. Wenn du zu den Soldaten zurückkehrst würdest du ihnen zuviel erzählen.«
»Was denn? Ich weiß nichts.«
»Entweder reitest du freiwillig mit uns, oder wir fesseln dich. Solltest du einen Fluchtversuch wagen, erschießen wir dich. Das würde mich zutiefst betrüben, aber ich hätte keine Wahl.«
Nun tauchten vier weitere Krieger aus dem Unterholz auf. Und Sloan erkannte seinen Vetter, Tall Man. »Natürlich begleite ich euch.«
Libbie besuchte Sabrina erneut und erzählte begeistert von den Briefen ihres Mannes. »Was für ein unartiger junge er ist! George und Tom haben ihren armen kleinen Bruder Boston zu Tode erschreckt und ihm eingeredet in ein paar Minuten würden ihn Indianer überfallen. Natürlich war das nur ein Scherz. Aber Terry machte ihnen Vorwürfe, und George versprach mir, er würde sich bessern, weil der General ihn so freundlich unterstützt hat.«
»Hat Ihr Mann irgend etwas über die Kampagne geschrieben?« fragte Sabrina.
»O ja. General Crooks Männer wurden in einen Kampf am Rosebud verwickelt und waren nicht besonders erfolgreich. Offenbar konnten ihnen die Indianer standhalten. Terry ist genauso unzufrieden. Die Zangenbewegung kommt nur langsam voran. Selbstverständlich hat mein Mann günstige Wege gewählt - eine schwierige Aufgabe angesichts der vielen Proviantwagen. Trotzdem hat Terry nicht ihn, sondern Major Reno mit einem Erkundungsritt am Rosebud beauftragt. Zum Zeitpunkt, wo General Crook verzweifelt kämpfte, muss Major Reno nördlich des Flusses gewesen sein. Aber er schien die Aktivitäten der Indianer nicht vorauszusehen. Zudem miss achtete er den Befehl, George zu treffen. jetzt weiß General Terry die Führungsqualitäten meines Mannes wenigstens zu würdigen.«
»Hat der Colonel irgend etwas von Sloan gehört?« fragte Sabrina angstvoll.
»In seinem Brief hat er nichts erwähnt. Seltsam inzwischen müss te Sloan bei
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