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Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition)

Titel: Schatten des Wahns: Stachelmanns dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian V Ditfurth
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des Gerichts, dass du das bewusst inszeniert hast, kann es teuer werden. Mit ein bisschen Glück geht die Sache mit einer Geldbuße ab.«
    »Und meine Verbeamtung?«
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Man darf nicht vorbestraft sein. Nimm dir einen guten Anwalt, der sollte wenigstens die Vorstrafe verhindern können. Wird schon nicht so schlimm werden. Keine Sorge, lebenslänglich wird es nicht.«
    »Das tröstet«, sagte Stachelmann und wunderte sich, dass es ihn kaum beunruhigte. Die Verbeamtung schien ihm ohnehin fern. Er erzählte Carmen, er habe auf zwei Fotos eine Frau entdeckt, die vielleicht etwas wisse.
    Carmen sagte erst nichts, dann schnaufte sie: »Ich dachte, du wärst durch damit.« Sie schnaufte noch einmal. »Und warum hast du die nicht früher entdeckt?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Aber dann fiel mir ein, ich habe die Mörder gesucht in der Nähe von Lehmann, immer unterstellt, er ist von den eigenen Genossen ermordet worden. Und da haben meine Augen nur sehen wollen, was in meine Vermutung passte. Klassischer Fall von Fehlleitung. Ich bin gewissermaßen als Ideologe an die Sache herangegangen, nicht als Wissenschaftler, auch wenn ich natürlich weiß, dass die Unterschiede in der Wirklichkeit fließend sind.«
    »Dr. Stachelmanns Hirnchaos als erkenntnistheoretische Grundfrage.«
    »Mensch, bist du gebildet, besser hätte ich es nicht sagen können.« Nun musste er doch lachen, und er war ihr dankbar, dass sie ihn zum Lachen brachte.
    »Ich habe auch mal studiert. Was machst du, wenn jemand die Frau erkennt?«
    »Dann versuch ich sie anzurufen.«
    Sie räusperte sich betont laut.
    »Bestimmt, nur anrufen«, sagte er.
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Du wirst es sehen.«
    »Ich werde es sehen. Aber es ist mir egal. Kommst du heute Abend?«
    »Ja, kann aber spät werden. Ich habe noch nicht viel geschafft.«
    »Du hast ja einen Schlüssel«, sagte sie. »Übrigens, eines hast du mit deiner Privatermittlung erreicht, ich bin jetzt endgültig überzeugt, Ossi hat sich selbst umgebracht. Natürlich mache ich mir Vorwürfe, weil ich hätte merken können oder müssen, wie es um ihn stand. Aber das macht jeder, der einen Menschen auf diese Weise verliert. Und manchmal vergesse ich die Selbstvorwürfe schon.«
    »Bitte schön«, sagte er. »Aber das bringt mich nicht dazu, zu deinem Glauben zu konvertieren. Außerdem dachte ich, für dich wäre das längst erledigt.«
    »Na ja, manchmal habe ich doch gezweifelt.«
    Als er aufgelegt hatte, starrte er auf das Telefon. Etwas gefiel ihm nicht an ihr. Lag es daran, dass Anne wieder in Hamburg war? Er überlegte, ob Carmen und er zueinander passten. Eher nicht. Sie war zu ihm gekommen wegen Ossi. Sie hatte sich an ihn geklammert, und das hatte ihm gefallen. Und es war in der Zeit, als Anne und er sich wieder einmal stritten. Obwohl, streiten ist was anderes. Als sie wieder einmal nicht stritten, sondern ihre Meinungsverschiedenheit nicht oder auf seltsame Weise austrugen. Gewissermaßen stritten sie sich, ohne sich zu streiten. Das verlängerte es nur und hatte ihn offenbar anfällig gemacht für andere Reize. Vielleicht ist es meine Weise kundzutun, dass ich unglücklich bin in dieser Beziehung, dass es einige Dinge gibt, mit denen ich nicht klarkomme und die vor allen Dingen mir unlösbar erscheinen. Die ich nicht beseitigen könnte, selbst wenn ich es wollte. Ein Kind lärmt eben. Und wenn es noch so schmerzhaft in dir bohrt, es ist von einem anderen. Daran bist du selbst schuld. Wer alle Gelegenheiten auslässt, darf sich nicht ärgern, wenn ein anderer sie nutzt.
    Stachelmann schaute auf die Uhr. Die Ausdrucke müssten jetzt fertig sein. Er eilte zu dem Copyshop. Die dürre Frau unterhielt sich gerade mit einem kleinen Dicken, Stachelmann wurde ungeduldig. Dann sah sie ihn, nickte flüchtig, unterhielt sich aber weiter. Endlich hatte sie Zeit für ihn. Die Ausdrucke waren erstklassig, fast glaubte er, mehr darauf zu erkennen als auf den Originalen. »Ich habe Kontrast und Belichtung verbessert«, sagte sie.
    Zurück im Philosophenturm, betrachtete er die Kopien eingehend. Es war dieselbe Frau auf den beiden Fotos, und ihre Haltung verriet, sie kannte diesen Typen neben Lehmann. Warum hatte er sich nicht schon vorher um den Mann gekümmert? Weil Adi ihm schnell zwei Namen gesagt hatte und er glaubte, schon auf der richtigen Spur zu sein. Allerdings, der Mann war nicht zu erkennen, er wendete das Gesicht ab, und an ihm sah Stachelmann kein Merkmal, das

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