Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
wusste er, argwöhnte, dass er nur tat, als sei er verrückt. Bran dachte wahrscheinlich das Gleiche, denn er hatte ihn noch nicht umgebracht, obwohl Asil ihn mehrmals darum gebeten und fünfzehn Jahre lang »Noch nicht« zur Antwort erhalten hatte. Es war wirklich schade, dass Sage und Bran sich irrten. Sein Wahnsinn war subtilerer Art. Und er könnte sie am Ende alle umbringen.
Asil war eine Gefahr für alle in seiner Umgebung, und wenn er nicht so feige wäre, hätte er Bran das Problem lösen
lassen, als er hier eingetroffen war, oder an jedem anderen Tag, der seitdem vergangen war.
Er könnte wenigstens den einsamen abtrünnigen Wolf umbringen; das war er Bran schuldig.
»Ich glaube nicht, dass Charles zu schwer verletzt war«, sagte sie versöhnlich.
Charles hatte also erfolgreich seine Wunden vor Sage heruntergespielt, aber Asil wusste es besser. Es brauchte einiges, damit dieser alte Lobo sich beim Beisetzungsgottesdienst so schlecht bewegte, wo so viele es sehen konnten.
Asil holte tief Luft. Charles war zäh, und er kannte die Cabinets besser als jeder andere. Selbst verwundet könnte er gut mit einem einzelnen abtrünnigen Wolf fertigwerden. Es war schon in Ordnung. Er würde sich nur noch einmal davon überzeugen und sich bei beiden entschuldigen, wenn er sie das nächste Mal sah - und hoffen, dass er mit seinen Spötteleien keinen irreparablen Schaden angerichtet hatte. Er war so eifersüchtig gewesen! Der Friede, den Anna ihm gebracht hatte, erinnerte ihn...
Ah, Sarai, du wärst so enttäuscht von mir!
»Ist mit dir alles in Ordnung?«
Er kniete sich wieder hin und griff nach seiner Schere. »Es geht mir gut.«
Aber warum sollten die Europäer nur einen einzigen Wolf schicken? Vielleicht war das ja auch nicht so. Vielleicht würde Charles Unterstützung brauchen.
Er seufzte. Er sollte sich so bald wie möglich bei dem Jungen entschuldigen und nicht warten. Wenn er wüsste, wo sie begonnen hatten, könnte er Charles folgen und sich überzeugen, dass er der Verbindung zwischen ihm und seiner Gefährtin wirklich keinen Schaden zugefügt hatte.
»Ich muss mit Bran reden«, sagte er. Er warf die Schere
wieder hin, ging nach draußen und schloss die Gewächshaustür hinter sich zu.
Als er die Luftschleuse verließ, fiel die Kälte über ihn wie der Umhang der Eiskönigin. Der Kontrast zwischen ihr und der künstlichen Wärme und Feuchtigkeit seines Gewächshauses war so gewaltig, dass Asil einmal keuchte, bevor seine Lunge sich anpasste. Sage folgte ihm und zog ihre Jacke wieder an, aber er wartete nicht auf sie.
»Ich weiß nicht, ob es die Europäer sind«, sagte Bran ruhig, nachdem Asil ihm in nicht sonderlich diplomatischen Worten mitgeteilt hatte, was er davon hielt, Charles verwundet auszuschicken, um einen unbekannten Feind zu jagen. »Sehr wahrscheinlich ist es nur ein Abtrünniger. Die Cabinets sind abgelegen und sprechen vielleicht jemanden an, der vor dem davonrennt, was er geworden ist. Wenn es zwei Wölfe gäbe, hätte Heather den, der sie angegriffen hat, nicht so leicht vertreiben können.«
Er hielt inne, aber Asil verschränkte nur die Arme und ließ ihn durch seine Körpersprache wissen, dass er immer noch der Ansicht war, Bran hätte etwas Dummes getan.
Bran lächelte und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Ich habe Charles nicht allein ausgeschickt. Selbst wenn es zwei oder drei Werwölfe sind, sollten Charles und Anna in der Lage sein, mit ihnen fertigzuwerden. Mehr als zwei oder drei hätte ich gespürt, wenn sie Aspen Creek so nahe sind.«
Das war glaubhaft. Aber warum wuchs sein ungutes Gefühl dennoch? Warum sagte ihm jeder Instinkt, dass es dumm gewesen war, Charles hinter diesem Abtrünnigen herzuschicken? Und seit wann hatte er aufgehört, sich wegen Charles Gedanken zu machen, und sich mehr wegen
dem zu sorgen, was sie jagten? Wegen des Werwolfs, hinter dem sie her waren?
»Wie hat der Wolf ausgesehen?« Er verlagerte langsam das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, interessierte sich aber nicht dafür, sich besser zu beherrschen. Er war zu sehr damit beschäftigt, nachzudenken.
»Wie ein Deutscher Schäferhund«, sagte Bran. »Hellbraun mit dunklen Markierungen und dunklem Sattel und mit ein bisschen Weiß an den Vorderbeinen. Sowohl der Student, der entkommen ist, als auch Heather haben ihn so beschrieben.«
Die Tür zu Brans Arbeitszimmer wurde aufgerissen und Sage stürzte herein. »Hat... Ah, ich sehe, er ist hier. Was ist los?«
»Nichts«,
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