Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
ich sie verfolgen. Aber heute Nacht ist er auf sich allein gestellt.« Ein freudloses Lächeln kam und ging. »Wir haben keine andere Wahl, als den Rest der Nacht hier zu verbringen«, sagte er. »Ich brauche Essen und Ruhe, bevor ich auch nur noch eine Meile hinter mich bringen kann.«
Sie brachte ihn zu einem der umgestürzten Bäume, zu einer Stelle, die ein wenig vor dem Wind geschützt war, und baute das Lagerfeuer neu. Walter blockierte den Wind, als sie einen Batzen gelatinierten Brennstoff und das Feuerzeug benutzte, um ein Feuer aus dem trockensten Holz zu zwingen, das sie finden konnte. Als das Wasser warm wurde, verband Anna Charles’ Rippen neu mit Streifen von einem sauberen Hemd. Gehorsam wie ein Kind ließ er es mit sich geschehen.
Sie gab ihm zwei der gefriergetrockneten Mahlzeiten, überließ Walter eine und aß selbst ebenfalls eine. Als sie fertig waren, trat sie Schnee auf das heruntergebrannte Feuer, bis es vollkommen gelöscht war, dann drängte sie Charles, sie wieder in ihren ursprünglichen Unterschlupf zu bringen. Sie war zu müde, um sich noch einmal zu verändern, und Charles war noch schlimmer dran. Walter rollte sich vor ihnen beiden zusammen und hielt damit den Wind und den Schnee von ihnen ab.
Anna öffnete die Augen im Dunkeln, sicher, dass etwas sie geweckt hatte. Sie hob den Kopf von Charles’ warmer, angenehm riechender Haut und sah sich um. Walter war nirgendwo zu entdecken, und irgendwann in der Nacht hatten sie und Charles die Positionen getauscht, so dass er jetzt zwischen ihr und jeder Gefahr lag.
Wind und Schnee hatten nachgelassen und der Wald war still und schien zu warten.
»Me transmitte sursum, Caledoni«, murmelte sie. Wirklich schade, dass Scotty nicht in der Nähe war, um sie in Sicherheit zu beamen. Die schwere, aufgeladene Atmosphäre jagte ihr Angst ein.
Sie lauschte angestrengt und hörte nichts. Die gewichtige Stille drang auf ihre Ohren ein und ließ sie ihren Herzschlag in der Winternacht noch lauter hören.
Tatsächlich waren ihr Herzschlag und ihr Atem das Einzige, das sie hören konnte.
»Charles?«, flüsterte sie und berührte vorsichtig seine Schulter. Als er nicht reagierte, schüttelte sie ihn.
Sein Körper fiel von ihr weg. Er hatte auf der Seite gelegen, aber nun rollte er schwach aus ihrem behelfsmäßigen Schutz in den Schnee. Das Mondlicht beleuchtete
ihn beinahe so gut, wie Tageslicht es getan hätte. Sie hielt den Atem an, denn was sie sah, war so schmerzhaft, dass ihre Augen feucht wurden: Blut war an seinem Rücken bis durch seine Jacke gedrungen. Schwarz glitzerte es auf ihren Fingern: Blut. Sein Blut.
»Nein«, sagte sie und setzte sich auf, schlug sich den Kopf an dem Baumstamm an, unter dem sie geschlafen hatten, ignorierte aber die Schmerzen und griff nach ihm. »Charles!«
Bran saß starr im Bett, sein Herz klopfte wild, und er atmete gehetzt. Die kühle Luft des Schlafzimmers streifte seinen schwitzenden Körper. Hexe.
»Was ist?« Leah rollte herüber und stützte das Kinn auf die Hände; sie wirkte entspannt und zufrieden.
»Ich weiß es nicht.« Er holte tief Luft, aber es waren keine Fremden hier gewesen. Obwohl sein Kopf schnell klarer wurde, konnte er sich nicht mehr an seinen Traum erinnern. Nur noch an dieses eine Wort: Hexe.
Sein Handy klingelte.
»Was ist los, Dad?« Samuel klang hellwach. »Warum hast du mich gerufen?«
Bran brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass Samuel nicht von einem Telefonanruf sprach. Er rieb sich das Gesicht und versuchte sich zu erinnern. Hexe. Aus irgendeinem Grund verursachte ihm das eine Gänsehaut.
Vielleicht hatte er von der Vergangenheit geträumt. Er tat das nicht mehr oft. Und wenn er es tat, ging es nicht um die Hexe, sondern um all die Menschen, die unter seinen Reißzähnen gestorben waren, nachdem die Hexe tot war.
Nein, es fühlte sich nicht an wie ein Traum, der Erinnerungen
hochholte. Es fühlte sich an wie eine Warnung. Sobald er das dachte, spürte er wieder das drängende Gefühl, das ihn geweckt hatte. Etwas stimmte nicht.
»Was habe ich gesagt?« Seine Stimme gehorchte ihm und klang ruhig und neugierig.
»Wach auf«, sagte Samuel trocken.
»Nicht sonderlich hilfreich.« Bran fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich habe geschlafen.«
Samuels Stimme wurde weicher. »War es ein Albtraum?«
Wie in Reaktion auf diese Frage hatte Bran ein Bild vor Augen - Teil seines Traums. »Charles steckt in
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