Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
entsprechendem Ergebnis durchführen könnte, ohne durchzudrehen.« Bran wandte sich Anna zu, die immer noch ins Feuer sah. »Ein Wesen wie einen Wolf zu töten, macht leichter süchtig, als bei Vollmond Kaninchen zu jagen. Neben anderen Dingen ist Aspen Creek auch ein Zufluchtsort für Wölfe, die Probleme haben - oder dabei sind, welche zu entwickeln. Die Art von Wolf, die mit der Jagd auf einen anderen Werwolf zurechtkommen kann und gesund genug ist, in die weite Welt geschickt zu werden, behalte ich für gewöhnlich nicht hier.«
»Also sind alle Wölfe in deinem Rudel psychotisch?«, fragte sie. Charles hätte nicht sagen können, ob sie Witze machte oder nicht. Vielleicht, überlegte er, nachdem er darüber nachgedacht hatte, lag sie damit wirklich nicht so falsch.
Bran legte den Kopf zurück und lachte. »Bestimmt nicht, meine Liebe. Aber sie können mit so etwas auch nicht fertigwerden. Wenn ich befürchtete, Charles’ Leben wirklich zu gefährden, würde ich einen anderen finden. Er wird es unbequem haben, und es wird nicht leicht werden - aber es gibt keinen Wolf im Land, der die Cabinets so gut kennt wie mein Sohn. Und, verwundet oder
nicht, er kann sich gegen jeden Wolf durchsetzen, den du nennen könntest.«
»Du schickst ihn allein los?«
Charles konnte in ihrer Stimme nichts erkennen, aber sein Vater sah offenbar etwas, das ihn faszinierte. »Nicht unbedingt.« Er bekam diesen Gesichtsausdruck, wenn er eine zufriedenstellende Lösung für ein Problem gefunden hatte, das ihn beunruhigte. Charles hatte ein bisschen zu spät erkannt, worauf er hinauswollte, um ihn noch aufhalten zu können. »Du könntest mit ihm gehen.«
»Nein«, erklärte Charles mit Nachdruck, aber er hatte das unangenehme Gefühl, dass es schon zu spät war.
Bran achtete nicht einmal auf ihn. »Es wird kein Spaß sein. Das da sind raue Berge, und du kommst aus der Stadt.«
»Ich bin ein Werwolf«, sagte sie und hob das Kinn. »Ich sollte imstande sein, mit ein wenig rauem Gelände zurechtzukommen, oder?«
»Sie hat nicht mal einen warmen Mantel, Handschuhe oder Stiefel«, knurrte Charles ein wenig verzweifelt. Er sah genau, dass sein Vater sich bereits entschlossen hatte, wenn er auch noch keine Ahnung hatte, wozu genau. »In dieser Jahreszeit müssen wir Schneeschuhe tragen, und sie hat keine Erfahrung damit - sie wird mich nur aufhalten.«
Sein Vater hatte einen solchen Blick, wenn er es wollte! »Mehr als das Loch in deinem Bein?« Er verschränkte die Arme und wiegte sich auf den Hacken vor und zurück. Dann registrierte er wohl die störrische Weigerung in Charles’ Gesicht, denn er seufzte und wechselte ins Walisische. »Ihr braucht Zeit, um die Dinge zwischen euch zu klären. Sie vertraut keinem von uns. Hier sind zu viele
Leute, die versuchen würden, sich mit ihr anzulegen.« Sein Vater war ein Gentleman, er würde nie ein Wort gegen seine Gefährtin sagen, aber sie wussten beide, dass er über Leah sprach. »Deine Anna muss dich kennenlernen, und du öffnest dich nicht so leicht. Nimm sie mit, und verbring ein paar Tage allein mit ihr. Das wird gut für sie sein.«
»Es soll gut für sie sein, wenn sie sieht, wie ich den Eindringling töte?«, spuckte Charles in der gleichen Sprache aus, die sein Vater verwendete. Sie wusste, was er war, aber man musste sie nicht auch noch unbedingt mit der Nase daraufstoßen. Er hatte sich daran gewöhnt, allen Angst einzujagen, aber er wollte es nicht auch noch bei ihr tun. »Das wird sie sicher gewaltig beruhigen.«
»Mag sein.« Sein Vater gab nicht nach, sobald er sich erst einmal festgelegt hatte, und alle, die versuchten, sich ihm in den Weg zu stellen, wurden so leicht beiseitegestoßen wie Kegel.
Charles mochte es nicht, ein Kegel zu sein. Stumm starrte er seinen Vater an.
Der alte Barde lächelte ein wenig.
»Also gut«, sagte Charles auf Englisch. »Also gut.«
Sie reckte das Kinn. »Ich werde versuchen, dich nicht aufzuhalten.«
Er spürte es, als hätte sie ihm in den Bauch geschlagen: Er hatte erreicht, dass sie sich ungewollt fühlte, und das hatte er bestimmt nicht vorgehabt. Er konnte nicht gut mit Worten umgehen, aber er versuchte trotzdem, alles wieder gutzumachen.
»Ich mache mir keine Gedanken, dass du mich aufhalten wirst«, sagte er. »Dad hat Recht. Mit diesem Bein werde ich selbst auch keine Geschwindigkeitsrekorde brechen.
Aber es wird kein Spaß sein, nicht im Winter in diesen Bergen.«
Er wollte nicht, dass sie ihn noch einmal töten sah.
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