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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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haben alle Hunger. Lasst mich doch laufen!«
    Sinan musterte ihn boshaft von oben bis unten. »Natürlich lasse ich dich laufen, aber zuerst wirst du diesen Baumstamm hier umarmen und ihn um Verzeihung für deine Verfehlung bitten.«
    Arik schniefte. »Den Baumstamm?«
    Sinan nickte. »Denke dir, der Baum sei der Priester, vor dem du die Beichte ablegst.«
    »Ach so.« Arik grinste. Er meinte, auf diese Weise glimpflich davonzukommen. Er kam sich zwar lächerlich vor, aber wenn er dafür das Geld behalten durfte … Er legte die Geldbörse zu seinen Füßen ab, umschlang mit seinen Armen den Stamm und wollte schon loslegen mit seiner Beichte, als ihm der Kittel gelüftet wurde, die Bruche heruntergerissen und die Beine von einem brutalen Knie gespreizt. Alles ging so schnell, dass er kaum wusste, wie ihm geschah, als dieser furchtbare Schmerz in seinem Hintern ihn aufschreien ließ. Eine harte Hand hielt ihm den Mund zu, er spürte kräftige, schnelle Stöße und hörte ein heftiges Keuchen. Noch nie, so meinte er, habe er so einen Schmerz verspürt, aber mit jedem Stoß ließ er ein wenig nach. »Du bist schmutzig und stinkst wie ein Fuchs, aber es wird mich erleichtern«, hörte er den Mann hecheln. Arik knirschte hilflos mit den Zähnen.
Es wird wohl bald vorbei sein,
dachte er und überlegte, wie er dem Mann in dem Augenblick der Schwäche entfliehen könnte, natürlich mit der Geldkatze.
    Die Sache näherte sich dem Ende, doch der harte Griff der Hand lockerte sich nicht. Was dann geschah, das überstieg alles, was er sich in seinen schlimmsten Träumen hätte vorstellen können. Ein rauer, dicker Gegenstand, offenbar ein Ast, wurde gewaltsam durch den After in seinen Leib getrieben. Ein grauenvoller Schmerz raubte ihm schier den Verstand. Er wollte schreien, brüllen, aber die grobe Hand erstickte jeden Laut. Er versuchte, um sich zu schlagen, zu treten, aber vor Qualen halb wahnsinnig, sackte er zusammen, und Sinan ließ ihn fallen. Anteilnehmend beugte er sich zu dem schrecklich röchelnden Jungen hinunter. »Hultuppu sagt Danke«, flüsterte er. »Er ist sehr hungrig gewesen.«
    Durch die Bäume schimmerte der große Rheinstrom. Sinan lenkte sein Pferd näher an das Wasser. Am Ufer ließ er sich auf einem flachen Felsen nieder. Auf dem steinigen Strand aufgereiht lagen bunte Fischerboote wie Perlen an einer Schnur. Braune, rote und gelbe Fischernetze lagen zum Trocknen ausgebreitet. Möwen suchten nach Fischabfällen, und auf einer niedrigen Mauer saßen ein paar Fischer und schwatzten.
    Dann sah er die Kinder. Sie trugen Kreuze auf ihren abgetragenen Kitteln und hielten den Fischern bettelnd die Hände hin. Die Fischer waren gutmütige Kerle. Sie suchten in ihren Taschen nach etwas Brot und gaben es den Kindern. Die rissen es ihnen förmlich aus den Händen, sprangen dann wie furchtsame Hasen hinter die Boote, um dort das Brot zu verzehren.
    Der Kreuzzug der Kinder! Hier war er vorübergezogen, und vielleicht lagerte ihr Haufen gleich hinter dem nächsten Hügel. Sie stahlen und bettelten, um nach Jerusalem zu kommen. Oder einfach, um zu überleben.
Dieser Kreuzzug ist eine Schande,
sagte Sinans Verstand. Aber weil er Mitgefühl nicht gelernt hatte, sagte er sich auch, sie sind ein Opfer der schlechten Religion, und solange Mithras nicht herrscht, müssen sie eben verderben.
    Zu der Melodie, die er gestern gesummt hatte, fiel ihm ein Text ein.
    Jerusalem, deine goldenen Zinnen!
Für dich ließ ich Vater und Mutter;
Ich nahm das Kreuz und lief los.
Die Engel posaunen tandarei:
Jerusalem, deine goldenen Zinnen!
Im Traum wandere ich durch deine Straßen;
Ich esse Kuchen und trinke fette Milch.
Die Engel posaunen tandarei.
Ich erwache auf steinigem Boden,
Der Hunger beugt mir den Rücken.
Die Engel posaunen tandarei.
Sie spielen mir das Totenlied.
Ich schließe die Augen und sehe
Deine goldenen Zinnen, Jerusalem.
    Ein Junge kam näher. Er war mager und hohläugig wie alle Kinder des Kreuzzuges, denen er begegnet war. Sein wohl ehemals schwarzes Haar war grau vom Staub und verfilzt, seine bloßen Füße schmutz- und blutverkrustet. Er hatte eine Narbe quer über der linken Wange. Und er stank, als habe er sich wochenlang nicht gewaschen.
    »Das ist kein schönes Lied.«
    »Aber es ist ein wahres Lied.«
    »Werden wir nie in Jerusalem ankommen?«
    »Nein. Ihr werdet alle sterben oder als Sklaven verkauft.«
    »Nicholas sagt etwas anderes.«
    »Nicholas? Das ist der Knabe, der euch anführt, nicht wahr?«
    Der

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