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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Gewänder, die miteinander tuschelten.
Was hat der Papst mit dieser absurden Vorstellung erreichen wollen?,
überlegte Bernardo, während er seinen Kopf auf das Narrenkissen bettete und die Hände gefaltet im Schoß hielt.
Man sagt von Innozenz, er sei klug, aber er muss ziemlich verzweifelt gewesen sein. Was für ein Abgrund muss ihn bereits von den guten Herrenworten trennen!
    In der Nacht kamen sie zu ihm, dieselben drei Männer, die er schon kannte. Sie befahlen ihm aufzustehen. Dann drückten sie ihm einen Beutel in die Hand.
    »Mitkommen!«
    »Wartet.« Bernardo stopfte noch das Narrengewand hinein, die Männer hinderten ihn nicht daran.
Es geht wohl noch nicht in den Himmel,
dachte Bernardo,
denn wer zum Tode geführt wird, benötigt keinen Vespersack.
Womöglich sollte er noch ein paar lustige Vorstellungen geben, Rom war schließlich groß, und alle sollten die Wahrheit aus Narrenmund erfahren. Das wäre einfältig von Innozenz, aber weise vom Herrn.
    Schweigend führten ihn die Männer durch enge, stockdunkle Gassen, nur der Anführer trug eine blakende Fackel. Sie schritten rasch aus und sahen sich immer wieder um, blieben manchmal stehen, um zu lauschen, als fürchteten sie Verfolger. Bernardo konnte sich keinen Reim darauf machen, aber er fragte nicht, denn ihm war klar, dass er keine Antwort erhalten würde. Hin und wieder stolperte er in der Finsternis über einen Stein, dann nahmen sie ihn sofort in die Mitte. Zur Linken meinte Bernardo jetzt, die schattenhaften Ruinen des Forum Romanum auszumachen. Dieser verwilderte Ort war ein Tummelplatz für lichtscheue Gestalten. Wollten sie ihn dort umbringen und verscharren und die Tat den Gesetzlosen anhängen? Nein, sie entfernten sich vom Forum. Eine Weile liefen sie noch kreuz und quer, da tauchte plötzlich ein Tor vor ihnen auf. Bernardo wusste nicht, dass es die Porta San Sebastiano war, aber als sie hernach auf einen breiten, gepflasterten Weg gerieten, wusste Bernardo, wo sie sich befanden. Es war die Via Appia Antica, auf der er Rom betreten hatte. Sie führte aus Rom hinaus, aber wohin wollten ihn die Drei bringen? Ihn in einem der alten Geschlechtergräber gefangen halten? Nach ein paar Schritten sagte der Anführer zu ihm:
    »Ab hier gehst du allein weiter. Immer weiter, verstehst du? Und du kommst niemals zurück, wenn dir dein Leben lieb ist.«
    »Hat das der Papst befohlen?«, fragte Bernardo verwundert.
    »Geht dich nichts an. Mach, dass du fortkommst.«
    »Und denk an uns«, fügte ein anderer leise hinzu.
    »Ja, wenn du an Seiner Seite sitzt«, flüsterte der Dritte.
    Da ahnte Bernardo, was die Drei umtrieb.
    »Die Gnade des Herrn sei mit euch, er weiß, was ihr getan habt.«
    Die Drei verschwanden in der Dunkelheit, und Bernardo setzte seinen Weg fort, nicht ohne ein schlechtes Gewissen, weil er wieder einmal seine Ähnlichkeit ausgenutzt hatte. Aber das ging rasch vorbei. Nicht lange, und er erkannte zu seiner Freude das kleine Kirchlein, in dem er auf dem Herweg gebetet hatte. Es stand an jener Stelle, wo der Herr Petrus erschienen war.
    »Herr, wohin gehst du?«, hatte dieser ihn gefragt, und Jesus hatte geantwortet: »Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen.« Der richtige Name der Kirche war ihm entfallen, aber jeder kannte sie unter dem Namen ›Domine quo vadis‹.
    Unter anderen Umständen hätte Bernardo dieser Gedanke zu schaffen gemacht. Wie seinerzeit Petrus verließ er Rom und ließ die Gläubigen im Stich. Aber er war guten Mutes, dass der Herr ihm nicht zürnte, denn dieser hatte ihn nicht ohne Grund wieder an diese Stelle geführt. Noch war ihm das Martyrium nicht beschieden. Gott hatte noch etwas mit ihm vor.
    Vorsichtig die Schritte setzend, tappte Bernardo einige Stufen hinab, die, wie er wusste, zu einem Seiteneingang der Kirche führten. Als sich plötzlich aus dem Schatten eine Gestalt löste, fuhr er doch zusammen, und es entfuhr ihm ein zischender Laut.
    »Still Bernardo, fürchte dich nicht.«
    Bernardo bekreuzigte sich. Sollte er an eben diesem Orte wie Petrus dem Herrn begegnen? Doch die geheimnisvolle Gestalt hob eine kleine Laterne hoch, die sein Gesicht kurz beleuchtete, und Bernardo sah, dass er einem jungen Mann gegenüberstand. Er hatte ihn nie gesehen, aber schnell beruhigte er sich.
    »Ich fürchte nur Gott den Herrn. Was willst du von mir?«
    »Bringe das, was du hier zu finden hoffst, dem Kartäuserabt Nathaniel. Bringe es ihm in das Kloster St. Marien in der Eifel.«
    Bernardo erschrak. Kannte

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