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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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sicher nicht schlechter als Eure Männer.«
    Der Emir war offensichtlich Widerreden nicht gewohnt. Obwohl seine Miene entspannt blieb, blitzte kurz Zorn auf in seinen Augen. »Vielleicht bist du sogar besser, wer weiß«, erwiderte er gedehnt. »Aber du bist kein Fedajin. Ich kann dich nicht gebrauchen.«
    »Ich …«
    »Schweig! Bei deiner letzten Aufgabe hast du versagt oder nicht?«
    »Ja, aber ich …«
    »Ein Fedajin, Sinan, ist ein Opferbereiter. Ein Fedajin überlebt sein Versagen nicht. Niemals. Hast du das verstanden?«
    Sinan erinnerte sich vage, darüber in seiner Ausbildung gehört zu haben, aber er hatte es verdrängt. »Ich hätte mich töten sollen?«, stieß er ungläubig hervor.
    Omar al Mamun nickte und strich sich abermals den Bart. »So sind unsere Regeln.«
    »Aber der Meister hat mir vergeben.«
    »Dein Meister ist keiner der Unseren. Ihr habt da oben andere Vorschriften. Ich achte sie, aber hier gelten sie nicht. Ich kann auch für dich keine Ausnahme machen. Du lebst zu gern, und du glaubst nicht an das Paradies, in das jeder Fedajin sofort nach seinem Tode eingeht, das sehe ich dir an.«
    »Ich glaube tatsächlich nicht an diesen …«
Unsinn
hatte er sagen wollen, zögerte aber im letzten Augenblick, »an dieses Paradies«, schloss er lahm.
    »Nun, was willst du dann bei uns? Du bist Sarazene, aber kein Gläubiger.«
    »Ich glaube daran, dass es einen Gott gibt, der viele Namen trägt«, erwiderte er trotzig.
    Der Emir hob die Hand. »Wir pflegen freundschaftliche Kontakte zu vielen Ländern mit verschiedenen Religionen. Aber in unsere Gemeinschaft können wir dich nicht aufnehmen.«
    »Und was rät mir der weise Emir von Masyaf, was ich tun soll?«
    Omar al Mamun lächelte schmal. »Da du in deiner Heimat gesucht wirst, kannst du vorübergehend nicht zurückkehren. Aber das Haus deines Vaters in Akkon steht noch. Es ist dein Erbe – euer Erbe …« der Emir hüstelte leise, »das deines Bruders, der ein Mönch geworden ist. Wende dich an deinen Onkel Mahmud al Karim, er verwaltet es.«
    Sinan war überrascht, was dieser Mann, der in dieser Abgeschiedenheit lebte, alles wusste. An sein Erbe hatte er überhaupt nicht gedacht. Also besaß er ein Haus in Akkon? Gut zu wissen, aber es entlockte ihm keine Jubeltöne. Armut hatte er nie kennengelernt, und in Neubabylon war er in Luxus aufgewachsen. Immerhin war es eine Adresse, an die er sich wenden konnte, nachdem ihn dieser Nizari so schmählich zurückgewiesen hatte. Sinan fiel es schwer, seine Enttäuschung und seinen Zorn zu zügeln. Mit gepresster Stimme erwiderte er: »Ich danke Euch für diesen Rat.«
    »Das schulde ich meinem Freund Nathaniel. Ich hoffe, du wirst ihm Grüße und langes Leben bestellen, wenn du ihn dereinst wiedersiehst. Du magst über Nacht bleiben. Morgen werden dich meine Männer begleiten bis zu der Kreuzung, wo du allein den Weg findest.«
    »Ich hatte einen Führer, aber er hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Ja, er wird dir nicht mehr von Nutzen sein, und es ist fraglich, ob er das jemals war.«
    Fragend hob Sinan die Augenbrauen.
    »Er ist tot.«
    Obwohl Sinan dies unberührt ließ, war er doch verwundert. »Warum? War er denn eine Gefahr für Euch?«
    Der Emir wischte mit der Hand durch die Luft. »Nein, eine Fliege. Und hätte er seine Arbeit getan, wäre ihm nichts geschehen. Aber er hat dich im Stich gelassen und nicht danach gefragt, ob du seiner noch bedarfst, dieser Feigling.«
    Sinan lächelte. Die Einstellung gefiel ihm. Und einmal mehr bedauerte er, dass er nicht in die Gemeinschaft der Nizaris aufgenommen wurde.
    ***
    Schlecht gelaunt ritt Sinan denselben Weg zurück, den er gekommen war. Nachdem ihn die Männer al Mamuns verlassen hatten, war er seinen finsteren Gedanken ausgeliefert, und die Schmach, die ihm vom Oberhaupt der Nizaris angetan worden war, drückte ihn nieder. Sein Versagen in Rom konnte er sich selbst nicht verzeihen. Aber dafür sterben? Diese Vorstellung fand Sinan einfach lächerlich. Letztendlich beschloss Sinan, seinen unbekannten Onkel in Akkon aufzusuchen. Vielleicht wusste dieser einen Rat, wie er die Zeit seines Exils am sinnvollsten und nach seinen Fähigkeiten nutzen konnte. Denn obwohl er das Lautenspiel und den Gesang liebte, so stand ihm doch der Sinn nach Mannhafterem.
    Tage später traf er in der Hafenstadt ein. Jeder Tagelöhner hätte ihm das Haus der Karims zeigen können, das auf einem Hügel oberhalb der Stadt thronte und freien Ausblick auf die Hafenbucht und

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