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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ungeduldig.
    »Darf ich fragen, wie dem Franziskaner die Flucht gelang?«
    Innozenz winkte ab. »Der Mann ist nur ein unwissendes Werkzeug gewesen. Seine abergläubischen Anhänger waren hier am Werke.«
    »Aber er hat das Pergament?«
    »Wir nehmen es an. Es wurde allerdings nicht bei ihm gefunden, und er war nicht bereit, das Versteck preiszugeben. Wir verzichteten darauf, mehr Druck auszuüben, das hätte den Pöbel nur auf die Barrikaden getrieben.«
    »Was wird unternommen, um das Pergament zu finden?«
    »Nichts. Es ist eine Fälschung.«
    Nathaniel zwang sich zur Ruhe. »Wer hat das bestätigt?«
    »Ein Rabbi aus Rom. Seine Ausführungen waren glaubwürdig.«
    »Und – woran hat er es erkannt?« Nathaniel vergaß den nötigen Respekt und beugte sich gespannt vor.
    Innozenz bedachte ihn mit einem unwilligen Blick. »Das ist unerheblich«, erwiderte er scharf. »Im Übrigen ist sein Zeugnis nicht zwingend notwendig, denn es liegt auf der Hand, dass diese Gebote frei erfunden sind.«
    Nathaniel war sich seiner Unvorsichtigkeit bewusst. Er senkte die Stimme. »Das ist wahr. Aber der Pöbel denkt nicht so. Viele unschuldige, aber einfältige Menschen kann dieser Text verführen. Die Menschen fragen nicht nach der Wahrheit. Das Urteil eines Rabbis aus Rom dürfte sie kaum interessieren.«
    »Daran würde sich auch nichts ändern, wenn Wir das Pergament besäßen.«
    »Nein, aber mit Verlaub, es wäre sicherer, wenn Ihr, Heiliger Vater, in seinem Besitze wäret.«
    »Um einer Fälschung eine Bedeutung zu geben, die sie nicht verdient?«
    »Natürlich, um sie zu vernichten. Zu viele wissen bereits von dem Pergament, die Gerüchte überschlagen sich. Wenn Ihr, Heiliger Vater, dieses Pergament in einer öffentlichen Zeremonie für eine teuflische Fälschung erklärt und ins Feuer werft, so dürfte dies das Geraune verstummen lassen.«
    Innozenz im Schoß gefaltete Hände verkrampften sich kurz. Er war kein tief gläubiger Mensch im Sinne Jesu. Als Machtmensch glaubte er an sich selbst und daran, dass Gott ihn auserwählt habe, die Kirche zu dem mächtigsten Instrument auf Erden zu machen. Er glaubte an einen Gott des Innozenz. Aber wie alle ichbezogenen Fetischgläubigen war er von gründlichem Aberglauben beseelt. Das Pergament vernichten? Und wenn es doch echt war, und er würde die Worte des Herrn ins Feuer werfen? Vielleicht war Jesus nicht der Messias gewesen, vielleicht nur ein unwichtiger Rabbi und Zimmermannssohn. Aber vielleicht auch nicht. Und dieses Vielleicht besaß ein zentnerschweres Gewicht. Tausend Jahre Christentum, tausend Jahre ein Heiland am Kreuz, das war selbst am Papst nicht spurlos vorübergegangen.
    Doch durfte er dem Abt diese Bedenken offenbaren? Niemals!
    »Könntet Ihr mir denn dieses Pergament beschaffen?«, fragte er nach einigem Zögern.
    »Eben aus diesem Grunde bin ich hier«, erwiderte Nathaniel demütig. »Ich befand mich auf dem Weg nach Capua, als ich von dem abscheulichen Anschlag auf das Leben Eurer Heiligkeit erfuhr.«
    Innozenz ließ sich wieder zurücksinken. »Ach, dieser Anschlag!«, winkte er ab. »Wir haben schon etliche erlebt, aber Gott, der Herr, wird Uns nicht abberufen, bevor das Werk getan ist. Wir waren nur sehr enttäuscht über den Attentäter. Ein junger Mönch. Was mag ihn zu dieser Untat bewogen haben?«
    »Eben dies bewegte mich auch, und ich erlaubte mir, Nachforschungen anzustellen«, wagte Nathaniel einen Vorstoß.
    »Ihr kennt den Mönch?«
    »Nein, aber er selbst ist doch nur ein kleines Glied in der Kette der Verschwörer.«
    »Verschwörer?« Innozenz griff unwillkürlich zu seinem Kreuz, das er auf der Brust trug.
    Nathaniel nickte schlicht. »Männer, die selbst die Papstwürde anstreben.«
    Innozenz nickte düster, als umschwirrten ihn solche Kreaturen ständig wie ein Schwarm Hornissen. »Könnt Ihr Namen nennen?«
    »Die Spur führt zu einem Eurer Feinde, einem sehr bedeutenden Feind, möchte ich betonen.«
    »Wir haben viele Feinde«, erwiderte Innozenz ärgerlich. »Lasst mich nicht raten, nennt Namen!«
    Nathaniel räusperte sich und legte bedachtsam die Handflächen aneinander, als müsse er sich sammeln. »Dietrich von Hengebach, Erzbischof von Köln.«
    Der Name schlug ein wie Blitz. Innozenz hieb mit der Faust auf die Lehne seines Sessels. »Nennt diesen Mann nicht Erzbischof! Er wurde von Uns exkommuniziert. Er liest Messen, weiht Priester, verhöhnt Uns und die Kirche.«
    Nathaniel senkte den Blick. »Das ist mir natürlich bekannt. Aber

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