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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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einzig wahren katholischen Glauben. Wer wüsste das besser als unser Bruder Arnaud Amaury von Citeaux.«
    Roffredo warf dem feisten Abt einen beifälligen Blick zu, und es erhob sich ein zustimmendes Geraune. »Wie ihr wisst, hat er unermüdlich gegen die Katharer gepredigt, und seine mitreißenden Aufrufe haben den edlen Simon de Montfort veranlasst, viele gottesfürchtige Streiter unter seiner Fahne zu versammeln. Als deren geistliches Oberhaupt eigentlich unentbehrlich, hat Bruder Arnaud nicht gezögert, aus dem Languedoc zu uns zu eilen, um an dieser wichtigen Konferenz teilzunehmen.«
    Ein weiterer anerkennender Blick streifte den Abt, der selbstgefällig zu diesem Lob nickte.
    »Die Grafen von Toulouse, die diesen Abtrünnigen Schutz gewährten, wurden vom Heiligen Vater exkommuniziert. Und de Montforts Kreuzheer macht sich eben in diesen Tagen bereit, auf Bezier vorzustoßen, dem Schlangennest der Ketzer. Aber die Kirche kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen. Denn durch die Kreuzzüge nach Palästina hat sich weiteres heidnisches Gedankengut eingeschlichen, schädliches Scheinwissen über eine fremde Welt, die vielen so viel verlockender vorkommt als die unsere. Ja, einige Gelehrte lassen sich sogar vom Irrglauben der Sarazenen blenden und wagen es, ihn in Diskussionen dem christlichen Glauben gegenüberzustellen, so als habe die Überzeugung der Heiden irgendeinen Wert. In der Bevölkerung zweifelt man am Sinn der Kreuzzüge und beginnt, Verständnis für die fremde Kultur zu zeigen. Die eindringlichen Aufrufe zu einem weiteren Kreuzzug, die verzweifelten Predigten unserer Brüder überall im Land will niemand mehr hören. Zwar beklagen die Menschen wortreich die Zustände im Heiligen Land, aber niemand ist mehr bereit, tatkräftig Zeugnis abzulegen.«
    »Warum sollten sie auch? Sie schließen sich lieber den Heerzügen de Montforts gegen die Katharer an, das ist ungefährlicher, bringt gute Beute, und es winkt ihnen der gleiche himmlische Lohn.«
    Schon wieder ein Franziskaner! Und diesmal der Dunkle. Wie konnte er es wagen, einem Älteren ins Wort zu fallen und dann auch noch eine so destruktive Meinung zu äußern. Roffredo verstand nicht, weshalb der Papst die beiden überhaupt geschickt hatte, wenn sie doch nur Partei für andere ergriffen. Da er jedoch die Spielregeln kannte, wusste er auch, dass der Papst nichts ohne Grund tat. Seine Geheimagenten lauerten überall, deshalb war Innozenz auch stets bestens informiert. Roffredo zwang sich zu einem verständnisvollen Lächeln. »Vielleicht hat unser eifriger Bruder Emanuel auch einen Vorschlag, wie sich das ändern ließe?«
    Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte das flüchtige Lächeln bemerkt, das über Bruder Emanuels Züge glitt, und erkannt, wie herablassend es war. Abt Nathaniel, dessen Lider sich scheinbar schläfrig bei Roffredos Worten geschlossen hatten, war es nicht entgangen.
    »Meine Brüder und ich hätten einige Vorschläge zu machen, aber wir wollen uns nicht vordrängen, bevor nicht die Erfahrenen hier im Saal sich zu Wort gemeldet haben. Allerdings …«, fügte Emanuel hinzu, wobei er es geflissentlich mied, Arnaud Amaury anzusehen, »weiß schließlich jeder, dass Simon de Montfort den Abschaum um sich versammelt hat, denen es nicht um die Ketzer geht, sondern um Morden und Plündern nach Herzenslust.«
    »Das ist eine gotteslästerliche Verleumdung!«, schrie Arnaud-Amaury, während er seine speckige Faust höchst unfromm auf die Tischplatte krachen ließ und sein Gesicht kardinalspurpurn anlief. Alle wussten, dass er zu den erbittertsten Feinden der Katharer gehörte und neben Simon de Montfort gegen sie im Felde stand; ein wuchtiger Mann mit einem massigen, von einem dunkelgrauen Haarkranz eingefassten Schädel. Seine kleinen Augen in dem fleischigen Gesicht funkelten bösartig. »Ihr nehmt diese Behauptung zurück, sonst …«
    »Ruhe! Ihr Brüder! Ich bitte euch!«, Roffredo hob beschwichtigend die Arme. »Wir wollen doch hier keinen zusätzlichen Streit entfachen zu einem Zeitpunkt, wo das Abendland und die Kirche in Gefahr sind. Der Heilige Vater erwartet Ergebnisse von uns, zerfleischen tun sich bereits andere. Jeder darf hier seine Meinung äußern, denn alles, was gesagt wird, bleibt innerhalb dieser Mauern. Nur völlige Offenlegung der Probleme wird uns weiterhelfen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass Bruder Emanuels Verleumdungen über das Heer de Montforts so stehen bleiben sollen?«, grollte Arnaud

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