Schatten ueber Broughton House
Grund für ihren Untergang sein.“
„Das verstehe ich“, meinte Megan und nickte nachdenklich. „Aber wir hätten niemandem davon erzählt. Du hättest uns ruhig schreiben und uns bitten können, das Geheimnis nicht zu verraten.“
„Vielleicht wäre es gut gegangen“, erwiderte Dennis. „Aber sicher konnte ich mir nicht sein. Was, wenn mein Brief in falsche Hände geraten wäre? Wenn jemand ihn unterwegs aus Neugier geöffnet hätte? Oder Dad die Geschichte so unglaublich schien, dass er einfach davon erzählen musste ? Und wenn er dann erst einmal Tante Bridget beruhigt hätte, dass es mir gut gehe, würde Tante Bridget unbedingt Mrs. Shaughnessy von diesem heilsamen Ort berichten müssen, und Mary Margaret würde es dem Priester beichten und so weiter. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, Megan. Nicht meinetwegen, sondern weil ich es als meine Pflicht ansah, die Dorfbewohner in ihrer Unschuld zu schützen. Ich durfte ihre Welt nicht gefährden, selbst wenn euch das Kummer bereitet hat. Und dass ihr Theo für meinen Mörder hieltet, wusste ich nicht - warum, im Namen aller Heiligen, habt ihr das denn geglaubt?“
„Weil Coffey das erzählt hat“, erklärte Theo.
„Aber warum?“
„Um den Verdacht von sich abzulenken“, mutmaßte Megan. „Oder was glaubst du?“
„Theo wusste doch die Wahrheit!“
„Nein, ich wusste nicht, dass Coffey sich hinter dieser Maske verbarg, und er überzeugte mich später davon, dass ein Priester aus dem Dorf dich umgebracht habe. Du hättest eine ihrer Zeremonien gestört, und deshalb seien die Bewohner auch hinter uns her. Ich war noch ganz schwach vom Fieber, und er drängte zum Aufbruch. Barchester hat er dann erzählt, dass ich dich umgebracht hätte - wovon ich selbst erst kürzlich erfahren habe -, und Barchester war so freundlich, deinem Vater ausführlich davon zu schreiben.“
„ Coffey! “ Dennis schnaubte verächtlich, und seine Augen funkelten hasserfüllt. „Wenn ich den erwische, wird das seine letzte Lüge gewesen sein!“ Er ballte die Fäuste und fuhr dann fort: „Deswegen bin ich auch hier.“
„Um Coffey zum Schweigen zu bringen?“, fragte Theo fast ein wenig belustigt. „Bloß warum ... ich meine, nach all dieser Zeit?“
Dennis winkte ab. „Nicht deswegen, was er uns angetan hat. Aber nun hat er mir auch noch meine Tochter genommen. Er hat Caya entführt!“
19. KAPITEL
„Deine Tochter?“, wiederholte Megan verdutzt. „Oh ... das also war, was man dir gestohlen hatte und was dir so viel bedeutete!“
„Wie bitte?“
Sowohl Theo als auch Dennis sahen sie verständnislos an. „Deirdre hatte einen Traum“, sagte Megan.
„Ah ja.“ Ihr Bruder nickte verständnisvoll.
„Worum geht es eigentlich?“, wollte Theo wissen.
„Meine Schwester Deirdre hat manchmal solche Träume. Sie ... nun, sie sieht Dinge, die andere nicht sehen können. Ich habe dir nichts davon erzählt, da ich fürchtete, du könntest mich - oder gar meine ganze Familie - für verrückt halten.“ Theos dunkle Brauen schossen in die Höhe. „Nach unserem Traum? Sei unbesorgt - die Morelands haben andauernd derlei ... ungewöhnliche Träume.“
Megan zuckte die Schultern. „Ich zumindest fand es schwer zu glauben. Dad hingegen war schon immer der Ansicht, dass Deirdre eine besondere Gabe hat. Sie hat geträumt, dass Dennis uns um Hilfe bat, da ihm etwas genommen worden war, das ihm sehr viel bedeutete. Dad war sich sicher, dass du es ihm gestohlen hättest und ihr deswegen vielleicht in Streit geraten wart. Um herauszufinden, was geschehen war, sind wir nach England gekommen. Wir wollten den Gegenstand finden, der Dennis so wichtig gewesen war, damit er Frieden finden würde. Ich bin kein einziges Mal auf den Gedanken gekommen, es könne sich um einen Menschen handeln!“
„Ich will sie zurück“, stellte Dennis eindringlich fest. „Und du bist der Einzige, Theo, von dem ich glaube, dass er mir helfen kann. Ich bin verzweifelt.“
„Warum hat er sie entführt?“, fragte Theo. „Ist er jetzt verrückt geworden?“
„Ich fürchte, ja“, erwiderte Dennis. „Er ist völlig besessen von der geheimnisvollen Macht, die das Dorf nicht altern lässt.“ „Er weiß davon?“
Dennis nickte betrübt. „Coffey kam zurück. In den Jahren nach unserer Expedition ist mir aufgefallen, dass immer mehr von dem Goldschatz verschwand, beispielsweise das goldene Gewand und die Maske. Mir kam gleich der Verdacht, dass es nur Julian gewesen sein könne, wohingegen
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