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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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keineswegs blutrünstige Wilde. Opferga ben wurden den Gottheiten dargebracht, um sie zu beschwich tigen oder ihnen zu gefallen, und meist nahm man dazu wie gesagt keine Kinder. Dies geschah nur dann, wenn die Bevöl kerung dem Zorn der Götter entrinnen wollte, wie er sich beispielsweise in Form eines Erdbebens oder einer langen Dür re zeigen konnte. Auch die Nachfolge des Kaisers verlangte in einem Ritual namens capac hucha nach einem Kindsopfer. Es wurde als große Ehre erachtet, eines der auserwählten Kinder zu sein.“
    „Eine Ehre, auf die wohl die meisten von uns gern verzichten würden“, bemerkte Theo trocken.
    Coffey lächelte Megan entschuldigend an. „Uns erscheint es natürlich befremdlich. Doch sollte man bedenken, dass dies ihre Form der Anbetung war, die ihnen ebenso heilig war wie uns unsere Kirchen. Die Inka glaubten, dass ihr Herrscher ebenfalls eine Gottheit war. Jedem neuen Thronfolger wurde ein großer Palast errichtet, der tote König wurde einbalsamiert und mit großer Ehrfurcht behandelt. Die Mumie blieb im Palast, wo sie von den Bediensteten umsorgt und von irdischen Habseligkeiten umgeben war - ganz ähnlich wie bei den ägyptischen Begräbnissen, nur dass bei den Inka die Diener nicht gemeinsam mit dem Toten beigesetzt wurden, sondern weiter im Palast leben und arbeiten konnten.“
    Es schien Megan dennoch ein grausamer Brauch, aber sie meinte nur: „Sie wissen sehr viel über die Inka.“
    „Ich hoffe nicht unbescheiden zu erscheinen, wenn ich behaupte, ein Experte auf dem Gebiet zu sein. Als ich zu meiner ersten Expedition nach Südamerika aufbrach, war ich noch eher naturkundlich interessiert. “ Er deutete auf die gerahmten Tuschezeichnungen an den Wänden. „Diese Skizzen der Flora und Fauna des Amazonasgebiets habe ich angefertigt, bevor ich mich zunehmend für Kunst und Kultur der Inka zu interessieren begann. Die anderen Frühkulturen sind natürlich auch interessant - wir haben hier Räume, die den Maya und den Azteken gewidmet sind. Peru, Ecuador und die Inka sind allerdings mein liebstes Forschungsgebiet.“
    „Dann können wir uns ja glücklich schätzen, dass Sie uns herumführen“, erwiderte Megan höflich. „Wann waren Sie das erste Mal in Südamerika?“
    „Vor ungefähr zehn Jahren“, sagte Coffey. Er zögerte kurz, und abermals streifte sein Blick zu Theo hinüber. Megan fragte sich, ob Theo wohl erwähnen würde, mit auf jener Reise gewesen zu sein.
    Theo hingegen schwieg, und gleich darauf fuhr Coffey auch schon fort: „Ich nahm an einer Expedition den Amazonas hinauf teil. Es war überaus faszinierend und wurde, wie Sie sich unschwer vorstellen können, meine alles verzehrende Leidenschaft.“ Mit einer weit ausholenden Geste umfasste er den Raum. „Lassen Sie mich Ihnen noch einige der anderen Exponate zeigen.“
    Er führte sie in den nächsten Raum, wo er auf einen langen, verknoteten Strick deutete, von dem weitere verknotete Stricke herabhingen. „Das ist ein quipu. Damit haben die Inka sich Aufzeichnungen gemacht, denn eine Schriftsprache hatten Sie nicht. Es ist wahrlich erstaunlich, wie sie ein Reich von mehr als zehn Millionen Menschen und ein Gebiet, das größer war als einige der heutigen Länder, beherrschen konnten. Sie haben eine hervorragende Verwaltung geschaffen und ein komplexes Straßennetz mit Brücken und Unterkünften, in denen Reisende die Nacht verbringen konnten. Um Tempel und Paläste zu errichten, schlugen sie sich riesige Steinquader zurecht und transportierten sie - und all das, ohne von der Erfindung des Rades zu profitieren. Sie verwendeten keinen Mörtel, und doch standen ihre Bauten so fest zusammengefügt, dass sie selbst schwere Erdbeben überstanden.“ Er hielt schmunzelnd inne. „Sie müssen entschuldigen, wenn ich mich von meiner Begeisterung mitreißen lasse.“
    „Nein, bitte entschuldigen Sie sich nicht“, beschwichtigte Megan ihn. „Es ist sehr interessant. “
    Sie schaute sich in dem Raum um, den sie betreten hatten. Auf langen Regalreihen war Keramik ausgestellt und an den Wänden abermals Masken. Hinter Glas hing ein langes Gewand in leuchtenden Farben. Als Megan es sich genauer betrachtete, sah sie, dass es ganz aus Federn war.
    „Oh!“, stieß sie tonlos hervor. „Das ist ja wunderschön!“
    „Dieses Gewand ist neueren Datums, aber ich glaube, dass es jenen ähnelt, die damals von Priestern der Inka getragen wurden“, erklärte Coffey. „Es gab auch welche, die mit Gold durchwirkt oder mit

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