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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Amazonasgebiet erkundet - und das war es auch schon.“
    „Das klingt aber sehr interessant“, bemerkte Megan. „Wann waren Sie denn dort?“
    „Vor zehn Jahren.“ Seine Miene verschloss sich immer mehr, und er wandte sich ab und sah aus dem Fenster.
    Schuldgefühle, dachte Megan. Ganz offensichtlich wollte er nicht über diese Reise sprechen. Wie sollte er auch - in Anbetracht dessen, was er damals getan hatte? Ihr wurde das Herz schwer, als sie sich in ihren Vermutungen bestätigt fand, und zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie tief im Innern doch gehofft hatte, sie könne sich täuschen, und es würde eine andere Erklärung für Dennis’Tod geben. Sie wollte nicht, dass Theo daran schuld war.
    Nun wandte auch sie sich ab und sah aus dem Fenster, um ihre widerstreitenden Gefühle zu verbergen. Es war töricht und unredlich von ihr, sich zu wünschen,Theo Moreland möge nicht der Mörder ihres Bruders gewesen sein. Ihr war, als würde sie Dennis allein mit dem Gedanken verraten.
    Theo Moreland war ihr Feind. Nur weil er seinem Vater nicht verraten hatte, dass sie den Schlüssel zum Sammelkabinett hatte stehlen wollten, machte ihn das noch lange nicht zum Freund. Er spielte sein eigenes Spiel. Man musste sich ja nur vor Augen halten, wie verschlagen er sie gestern Abend angelächelt hatte - oder wie er sich ihnen heute aufgedrängt hatte! Ganz abgesehen davon, dass er sie allein deswegen geküsst hatte, um den Schlüssel aus ihrer Rocktasche zu entwenden.
    Megan sagte sich, dass ihr Problem darin bestehe, die Familie wider Erwarten in ihr Herz geschlossen zu haben. Sie wollte nicht, dass die Morelands je erfahren mussten, dass ihr geliebter Sohn, Bruder und Erbe ein Mörder war. Ihr Wunsch, ihn von Schuld freizusprechen, hatte daher nichts mit der wilden Leidenschaft ihrer Küsse an jenem Abend zu tun oder mit den Kapriolen, die ihr Herz schlug, sobald Theo sie anlächelte. So schwach und ihren niederen Instinkten ausgeliefert war sie nicht, oh nein!
    Unwillkürlich straffte Megan die Schultern. Sie würde tun, was sie tun musste. Unerbittlich würde sie ihre Nachforschungen vorantreiben, ganz gleich, wie liebenswert sie die Morelands auch finden mochte - und ganz gleich, wie sehr verräterisches Verlangen sie erbeben ließe, wenn Theo ihr nah war.
    Ihrem Vorsatz treu, schenkte sie Theo während der weiteren Fährt keine Beachtung mehr. Als sie vor dem Museum eintrafen, stieg er jedoch vor ihr aus der Kutsche und reichte ihr seine Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Dieser Geste konnte sie sich auf höfliche Weise nicht entziehen, und notgedrungen musste sie ihre Hand in die seine legen. Sie wappnete sich gegen jegliche Empfindung und wandte ihre Aufmerksamkeit rasch von Theo ab und dem Gebäude zu, das vor ihnen aufragte.
    Cavendish House mochte vielleicht nicht länger in einer vornehmen Gegend liegen, aber es war immer noch ein prächtiges Bauwerk. Aus schwerem grauen Stein im barocken Stil erbaut, stand es im Ruf, von dem vortrefflichen englischen Architekten Sir Christopher Wren entworfen worden zu sein - so wie viele Gebäude aus der Zeit, als London nach dem Großen Feuer wieder aufgebaut werden musste. Megan hatte in der Bibliothek der Morelands einen Stadtführer gefunden sowie eine dicke Werkausgabe von Wren und alles über das Cavendish gelesen. Dabei hatte sie erfahren, dass es sogar noch größer war als Broughton House und hinter dem Museum ein schöner Garten lag.
    Nachdem sie und Theo den Zwillingen in das Gebäude gefolgt war, wurden sie von einem schlanken jungen Mann begrüßt, der Theo allem Anschein nach erkannte und sich davon überwältigt zeigte, ihm zu begegnen.
    „Lord Raine“, stieß er ehrfürchtig hervor. „Welch eine Ehre, Sie bei uns zu haben. Gestatten Sie mir, Mr. Coffey zu holen. Ich bin mir sicher, dass er Sie gerne höchstpersönlich im Museum herumführen möchte.“
    Coffey in Theos Gegenwart zu treffen, war das Allerletzte, was Megan wollte, und so war sie sehr froh, als Theo nur knapp meinte: „Nein. Machen Sie ihm keine Umstände. Gewiss finden wir uns auch allein zurecht.“

Der junge Mann dienerte und plapperte selbst dann noch, als sie bereits die Eingangshalle durchquerten, und Megan fürchtete bereits, dass er ihnen durch das ganze Haus folgen würde. Zu ihrer großen Erleichterung verabschiedete er sich aber nach einigen weiteren anbiedernden Bemerkungen und verschwand.
    Die Zwillinge liefen von einem Ausstellungsstück zum nächs ten:

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