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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schäfchenwolken dahin, und die Luft schien zum Schneiden dick. Die Spannung stieg.
    »Nicht gleich die Führung übernehmen«, wies Moses Reno an. »Laß den Kentuckyhengst in der ersten Runde das Tempo bestimmen. Pride läuft im Feld gut mit.«
    »Das stachelt ihn nur an«, pflichtete Reno seinem Trainer bei. Obwohl seine Stimme kühl und beherrscht klang, schwitzte er unter seiner Seidenjacke.
    »Und rede mit ihm. Du mußt auf jeden Fall mit ihm reden. Er wird sich für dich die Seele aus dem Leib rennen, wenn du ihn darum bittest.«
    Reno nickte und bemühte sich um ein selbstsicheres Lächeln. Von diesen zwei Minuten hing so viel ab.
    »Aufsitzen!«
    Auf das Kommando des Sattelplatzaufsehers klopfte Moses Reno kurz auf die Schulter, ehe er ihn in den Sattel hob. Jetzt ging es auf die Bahn.
    »Bist du bereit?« Naomi umklammerte Kelseys Hand.
    »Ja.« Kelsey atmete ein paarmal tief durch. »Ja, ich bin bereit.«
    »Ich auch.« Nach einigen Schritten blieb Naomi stehen: »Wart mal einen Moment.« In ihrem gutgeschnittenen roten Kostüm hetzte sie über den Sattelplatz, lachte, als sie Moses einholte, warf ihm die Arme um den Hals und küßte ihn.
    »Naomi!« Stolz und Verlegenheit zugleich ließen Moses’ Wangen erglühen. Unsicher wie ein Schuljunge wich er ihr aus. »Was ist denn mit dir los? Die . . .«
    »Leute sehen schon her«, beendete sie den Satz und küßte ihn erneut. »Jetzt ist dein guter Ruf zum Teufel, Moses.«
    Sie lachte immer noch, als sie zu Kelsey zurückkehrte. »So, die Sache wäre geklärt.«
    Belustigt und gleichzeitig seltsam angerührt hielt Kelsey mit ihr Schritt. »So?«
    »Das ist seit – ach, ich weiß nicht wieviel Jahren ein Streitpunkt zwischen uns. Er wollte nie, daß unsere Beziehung an die Öffentlichkeit dringt. Unschicklich für eine Frau in meiner Stellung.« Naomi warf ihr Haar zurück. Sie fühlte sich jung, frei und unwahrscheinlich glücklich. »Nichts als männlicher Stolz natürlich.«
    Kelsey lachte befreit. »Warum heiratest du ihn nicht einfach?«
    »Er hat mich nie darum gebeten. Und vermutlich bin ich zu stolz, um ihn zu fragen. Da wir gerade von Männern sprechen . . .« Sie bemerkte, daß Gabe auf sie zukam. »Schnell, ehe er es hören kann. Da kommt eines der prächtigsten Exemplare des männlichen Geschlechts, das ich je zu Gesicht bekommen habe.«
    »Diese Augen«, murmelte Kelsey. »Dieser Mund, auch die Wangenknochen gefallen mir.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Und dann natürlich dieser unglaubliche Po.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, kicherte Naomi. Auch wenn ich alt genug bin, um seine Mutter zu sein, bin ich noch lange nicht blind.«
    »Hallo, die Damen.« Gabe neigte den Kopf. Wenn zwei Frauen derart glänzende Augen hatten, gab es ein Geheimnis. »Darf man mitlachen?«
    Die beiden sahen sich an und schüttelten zur gleichen Zeit ihre Köpfe. »Nö.«
    Auf der Tribüne saß Rich Slater, umgeben von ausgefallenen Hüten und Seidenjacketts, und schlürfte seinen dritten Pfefferminzdrink. Die Plätze, die Bill Cunningham ihm besorgt hatte, waren zwar nicht in der ersten Kategorie, aber akzeptabel. Er hatte sich ein neues Fernglas im Taschenformat geleistet, durch das er nun Gabe beobachtete, wie er die beiden Frauen zu ihrer Prunkloge geleitete.
    Hübsches Bild boten die zwei, dachte er. Naomi in ihrem leuchtendroten Kostüm und ihre Tochter in einem leuchtendblauen. Die blonden Haare der beiden Frauen schimmerten in der Sonne, sehen sexy aus neben dem großen, dunkelhaarigen Mann, schoß es ihm durch den Kopf.
    Ob sein Junge schon mit beiden im Bett gewesen war?
    »Schau doch mal, Süßer. Sind die nicht goldig mit all den Blumen und so?«
    Cherri, die es mit ihm nun schon eine Woche aushielt, zupfte ihn aufgeregt am Ärmel.
    »Sicher, Baby. Sieht hübsch aus.«
    Nun drehten die Konkurrenten, eskortiert von blumengeschmückten Ponys, deren Reiter farbenprächtige Uniformen trugen, eine Runde um die Bahn. Der Hengst aus
Arkansas tänzelte nervös und schnappte immer wieder nach seinem Vordermann. Der Reiter seines Begleitponys half dem Jockey, das Tier zu beruhigen.
    Unter dem tosenden Beifall der Zuschauer fielen die Pferde in leichten Galopp, und bald war die Runde beendet.
    »Es ist unglaublich«, wunderte sich Kelsey, »einfach unglaublich.« Sie schüttelte den Kopf und lehnte den Drink ab, den Gabe ihr anbot. »Ich kann bestimmt nicht schlukken, ich kann ja kaum atmen. O Gott, sieh nur! Jetzt werden sie in die Startbox geladen.«
    Alle

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