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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu vergewissern, daß ich nicht von einer Mörderin abstamme.«
    »Ist das der Grund?«
    »Nein.« Kelsey rieb sich die Augen. »Ich weiß nicht. Zum Teil vielleicht. Vererbung kann mitunter ziemlich erschreckend sein.« Sie zuckte zusammen, kaum daß die Worte heraus waren. »Ich wollte damit nicht sagen, daß ausschließlich Vererbung den Charakter prägt. Da wäre noch das Umfeld . . .« Entnervt brach sie ab.
    »Und ich habe was beides betrifft schlechte Karten«, murmelte er. »Ich hab’ mich schon gefragt, wann du zwei und zwei zusammenzählst.«
    »Das tue ich nicht«, sagte Kelsey, die sich hätte ohrfeigen können. »Ich weiß gar nicht, was ich eigentlich tue. Aber es hat nichts mit dir oder meinen Gefühlen für dich zu tun.«
    »Laß uns das jetzt mal klarstellen.« Er hatte zu hoch gepokert. Wie konnte er nur so dumm sein und hoffen, daß dieser Moment nie kommen würde? Aber wenn er schon verlor, dann im großen Stil. »Du zweifelst wegen deiner
Familiengeschichte an dir. Nein«, sagte er, als sie ihn unterbrechen wollte, »jetzt legen wir die Karten auf den Tisch. Und zweifelst auch an mir.«
    Er beschleunigte das Tempo und ging mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die Kurven, um so seine innere Spannung abzubauen.
    »Das stimmt nicht, Gabe. Wenn ich Zweifel gehabt hätte, dann hätte ich nicht mit dir schlafen können.«
    »O doch. In der Hitze des Augenblicks wirft man Verstand und Zweifel leicht über Bord. Und im Bett passen wir ausgezeichnet zusammen. Aber früher oder später meldet sich der Verstand wieder zu Wort. Ich habe schlechtes Blut, Kelsey, das ist eine Tatsache.«
    Obwohl er merkte, daß ihre Augen prüfend und abwägend auf seinem Gesicht ruhten, hielt er den Blick auf die Straße gerichtet.
    »Deine Herkunft verfolgt dich wie ein Schatten, egal was für eine Fassade du dir auch aufbaust. Ich habe Dinge gesehen und getan, die deine Moralvorstellungen bis in die Grundmauern erschüttern würden. Ich betrüge nicht, und ich trinke nicht, aber das ist auch schon alles. Tatsache ist, daß ich haben wollte, was Cunningham gehörte, und ich fand einen Weg, es zu bekommen. Ich wollte dich ins Bett kriegen, und dafür hätte ich so ziemlich alles getan.«
    »Verstehe.« Nun starrte sie auf die Straße. Die Geschwindigkeit machte ihr keine Angst, sondern er. »Also geht es nur um Sex.«
    Einen Moment lang schwieg er, und beide schauten auf die vor ihnen liegende Straße. »Nein. Ich wünschte bei Gott, es wäre so.«
    Mit einem tiefen Seufzer schloß Kelsey die Augen. »Fahr an den Rand«, murmelte sie. Als er nicht reagierte, setzte sie sich in ihrem Sitz auf. »Fahr rechts ran«, befahl sie fest, »und halt den gottverdammten Wagen an.«
    Die Reifen quietschten, als Gabe voll auf die Bremse trat und das Steuer so hart herumriß, daß Schotter hochflog. »Wenn du dir einbildest, daß ich dich hier rauslasse, dann
hast du dich geirrt. Entweder bringe ich dich nach Reston oder zurück nach Hause!«
    »Ich habe nicht die Absicht, hier auszusteigen.«
    »Na wunderbar. Du solltest lieber begreifen, daß ich nicht vorhabe, dich gehen zu lassen, nicht jetzt und auch nicht später. Ich habe dir bereits die Chance gegeben zu gehen.«
    Noch nie hatte sie ihn so außer sich erlebt. »Das hast du nicht.«
    Er packte sie am Revers und riß sie zu sich herum. »Das war deine einzige Chance. Du gehörst mir. Pfeif auf dein Richtig und Falsch, Kelsey, auf deine noble Erziehung und auf alles, was mir im Weg steht. Kampflos gebe ich dich nicht auf.«
    Kelseys Temperament begann mit ihr durchzugehen. »Prima. Da du diese unmögliche, vorsintflutliche Ansicht vertrittst, scheint es mir nicht ganz passend, dir zu sagen, daß ich dich liebe.«
    Einen Moment lang erschlaffte jeder Muskel seines Körpers, und er sank in sich zusammen. Kelseys Augen blitzten herausfordernd. Doch er war total perplex.
    »Das kannst du doch gar nicht beurteilen.«
    Kelsey schlug zu. Beide waren überrascht, als ihre Faust ihn genau in die Magengrube traf.
    »Was fällt dir ein?« Wütend stieß sie seine Hände weg. »Diese Einstellung steht mir bis hier! Ich hab’ es satt, daß die Menschen, an denen mir etwas liegt, mir immer unterstellen, daß ich meine Gefühle nicht kenne! Glaub mir, ich kenne sie sehr gut. Und obwohl es mir eigentlich gewaltig gegen den Strich geht, liebe ich dich. Jetzt laß den verdammten Motor an, damit wir’s hinter uns bringen.«
    Gabe hätte noch nicht einmal ein Dreirad von der Stelle bewegen

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