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Schatten ueber Hollywood

Schatten ueber Hollywood

Titel: Schatten ueber Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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nächtlichen Kletterer, dem Gespenst und dieser Quaste zu tun hat. Dass da ein Zusammenhang besteht, ist klar – Casey Wye behauptete, dass sie ein Drehbuch mit dem Titel ›Das Gespenst von Hollywood‹ geschrieben hatte, und diese Quaste gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit ihr. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was da vor sich geht.«
    »Und wie?«, fragte Bob.
    »Am besten fährst du gleich mal ins Archiv der ›Los Angeles Post‹ und suchst alle Artikel heraus, die sich mit Casey Wye und Harold Packleham befassen. Es wäre interessant, herauszufinden, ob Mrs Wye irgendjemandem etwas vererbt hat. Peter und ich basteln währenddessen ein paar technische Kleinigkeiten. Wir treffen uns morgen nach der Schule hier.«
     
    Am Abend verabschiedete sich Peter und verließ die Werkstatt durch das Grüne Tor im Zaun. Justus löschte alle Lichter, schaltete den Computer in der Zentrale aus und ging durch den neuen Geheimgang zum Kalten Tor, einem riesigen Kühlschrank, dessen Rückwand abgesägt worden war und verschoben werden konnte und der als neuer Ein- und Ausgang diente. Ein Blick in einen geschickt angebrachten Spiegel verriet ihm, dass der Hof leer war und niemand ihn beobachten konnte. Rasch schob er die Rückwand wieder zu, öffnete die Kühlschranktür und schlüpfte hinaus. Wer jetzt in den Kühlschrank schaute, sah nichts, das auf einen Geheimgang schließen ließ. Justus ließ die Tür zufallen und ging zum Abendessen ins Haus. Da er in der vergangenen Nacht höchstens vier Stunden geschlafen und die restliche Zeit mit Nachdenken verbracht hatte, verabschiedete er sich recht früh von seinem Onkel und seiner Tante und ging ins Bett.
    Mitten in der Nacht wachte er auf. Was ihn geweckt hatte, wusste er nicht, er war todmüde und konnte nicht denken. Er drehte sich im Bett um und zog die Decke bis zum Kinn … und dann spürte er, dass er nicht allein war. Jemand war bei ihm im Zimmer. Tante Mathilda? Er blinzelte und sah, dass die Tür offen stand. Ein dunkler Schatten bewegte sich auf ihn zu. Das war nicht seine Tante! Der Schreck machte Justus hellwach. Er fuhr hoch, aber der Schatten war mit zwei schnellen Schritten bei ihm, zwang ihn zurück aufs Bett und drückte ihm etwas Nasses, scharf Riechendes auf Mund und Nase. Justus kämpfte und schlug um sich. Dann verlor er das Bewusstsein.
     
    Als er aufwachte, war es noch immer genauso dunkel, aber das lag daran, dass man ihm die Augen verbunden hatte. Er saß auf etwas Hartem … einem Stuhl. Festgebunden. Unter seinen nackten Füßen war fester, glatter Boden. Die Luft roch heiß, ein wenig feucht und muffig. Justus kannte diesen Geruch – er war mit ihm aufgewachsen. Wann immer Onkel Titus eine Fuhre alter Möbel aus einem modrigen Kellerraum geholt hatte, war ein Schwall dieses Geruchs mit ihm auf den Schrottplatz gekommen. Aber Justus war ziemlich sicher, dass er sich jetzt nicht auf dem heimischen Schrottplatz befand. Also befand er sich vielleicht eher in einem modrigen Keller.
    Außerdem roch es nach Zigaretten. Nicht nach dem stechenden Rauch einer gerade angezündeten Zigarette, sondern nach Kleidern, in denen sich der Qualm so festgesetzt hatte, dass er auch durch Waschen nicht mehr zu entfernen war.
    Es war recht still. In einiger Entfernung zwitscherten ein paar Vögel, aber er hörte keinen Autolärm. In Los Angeles war er also nicht. Vielleicht nicht einmal in Rocky Beach.
    Er räusperte sich. Seine Kehle schmerzte und er hatte Durst. »Hallo? Ist hier jemand?«
    Alles blieb still, aber er spürte, dass er nicht allein war.
    »Hören Sie«, sagte er, »wer immer Sie sind, Sie machen einen Fehler. Für die Entführung eines Jugendlichen gehen Sie mindestens zwanzig Jahre ins Gefängnis. Ich rate Ihnen, mich schleunigst freizulassen.«
    Noch immer kam keine Antwort. Er versuchte, unter der Augenbinde hervorzublinzeln, aber sie war bis auf seine Wangen heruntergezogen. Er zerrte an den Fesseln. Es schienen solide Stricke zu sein, die er auf keinen Fall zerreißen konnte.
    Er versuchte es erneut. »Geben Sie mir wenigstens etwas zu trinken!«
    Da hörte er zum ersten Mal ein Geräusch. Es klang wie ein rasselndes Schnarren. Er konnte es überhaupt nicht zuordnen, bis sich aus dem Schnarren Worte lösten – grässlich verzerrt und monoton.
    »Was ist die Botschaft des Talismans?«
     
    Justus’ Gedanken rasten. Er wusste sofort, was der Unbekannte mit ›Talisman‹ meinte, aber nun gab es eine zweite wichtige Information. Die

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