Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten ueber Hollywood

Schatten ueber Hollywood

Titel: Schatten ueber Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
drehte sie sich zu ihm um. »Du sagtest, deine Freunde sollten etwas herausfinden. Was war es?«
    »Wie gesagt, wir hatten noch einen zweiten Zettel … sie haben ihn in der Biberpfote gefunden. Das ist eine Puderquaste, die –«
    »Ruf sie an«, sagte Jezabel. »Ruf sie jetzt sofort an. Frag, was sie herausgefunden haben.«
    War sie jetzt doch verrückt geworden? »Ich habe kein Telefon!«
    Sie stieß ein Schnauben aus – und fischte ein Handy aus der Tasche ihres Rockes. »Hier!« Sie drückte es Justus in die Hand. »Mach schon! Willst du es nicht selbst wissen?«
    Völlig verrückt, dachte Justus. Aber er tippte schon die Nummer der Zentrale ein und wartete ungeduldig, bis es klickte.
    »Guten Tag, hier spricht Bob Andrews von den drei Detektiven. Wir –«
    »Bob!«, rief Justus. »Bob, hör zu, ich bin –«
    »– sind im Moment nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton. Hallo Justus, du hattest nach dem Hotel ›Pacific Pearl‹ gefragt. Wir untersuchen es jetzt.« Piep.
     
    Justus zögerte, dann sagte er rasch: »Hotel ›Pacific Pearl‹. Verstanden. Ich werde so schnell wie möglich –« Weiter kam er nicht. Völlig unvermutet entriss ihm die alte Frau das Telefon und sprach jetzt selbst. »Geht nicht dorthin! Was immer ihr vorhabt, bleibt weg vom ›Pacific Pearl‹!« Sie schob das Handy wieder in die Tasche und drehte sich zu Justus um. Ihre frühere Ruhe war wie weggeblasen. »Du musst sie aufhalten, Junge. Sie sind in großer Gefahr. Sie dürfen das Hotel nicht betreten!«

Hotel Pacific Pearl
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Peter.
    Bob knipste die Taschenlampe an und leuchtete auf die Karte, die auf seinen Knien lag. »Nicht mehr weit. An der nächsten Abzweigung rechts.«
    »Komische Gegend für ein Hotel«, sagte Peter und lenkte den MG um ein großes Schlagloch herum. »Weit und breit kein anderes Haus, keine Golfplätze, auch keine Andenkenläden, nichts …«
    »Es wird schon etwas anderes Exklusives geben. Geführte Wanderungen zu den Hollywood-Buchstaben zum Beispiel.« Bob wies nach rechts aus dem Fenster. Dort erhob sich der Mount Lee über dem gleißenden Lichtermeer der Stadt. Die Buchstaben waren von hier aus nicht zu sehen.
    »Na, ich jedenfalls hab genug von den Dingern.«
    »Ich auch – pass auf! Die Abzweigung!«
    Peter stieg auf die Bremse und der MG kam schlitternd zum Stehen. »Was? Wo denn?«
    »Es war eine ziemlich schmale Straße«, sagte Bob, »aber ich glaube, ich habe ein Schild gesehen.«
    Peter setzte vorsichtig ein paar Meter zurück, und jetzt sah er die Abzweigung auch. Sie führte auf eine Straße, die früher einmal gleichmäßig geteert gewesen sein mochte, doch jetzt nur noch aus grasüberwucherten, zersprungenen Asphaltplatten bestand. Aber am Straßenrand stand tatsächlich ein Schild, eine verwitterte Platte aus rissigem Holz. Die Hälfte der Metallbuchstaben fehlte. Der Rest besagte: H TE P F C PE L.
    »Sieht ja sagenhaft modern aus«, sagte Peter und bog ab. »Irgendwie glaube ich nicht so recht an deine geführten Wanderungen. Sag mir nochmal, warum wir das alles auf uns nehmen, während unser Erster in irgendeinem Kerker gemütlich vor sich hinschmachtet.«
    »Damit er uns nachher sagen kann, was wir alles falsch gemacht haben.« Aber Bob klang nicht sehr belustigt. »Hoffentlich geht es ihm gut.«
    Peter nickte. Eigentlich war ihm auch nicht nach Scherzen zu Mute. Und die verlassene, schon vor langer Zeit durch Bergrutsche und Dauerregen zerstörte Straße machte ihn auch nicht fröhlicher.
    Dann erblickte er das Hotel und seine Laune fiel schlagartig unter den Nullpunkt. Er bremste, und dann saßen sie eine Weile nur da und schauten es sich an.
    Vor fünfzig Jahren war dieses Gebäude sicher einmal ein Hotel gewesen. Es war im Stil einer alten europäischen Villa erbaut, mit unzähligen Türmchen, Vorsprüngen, Erkern und verzierten schmiedeeisernen Gittern an den Balkonen. Aber dann hatten seine Besitzer es der sengenden kalifornischen Sonne, regnerischen Stürmen, Erdbeben, Feuer, Bergrutschen und nicht zuletzt achtlosen oder gewalttätigen Leuten preisgegeben, und jeder dieser Faktoren hatte seine Spuren hinterlassen. Jetzt war von dem Haus nur noch eine baufällige, halb ausgebrannte Hülle übrig geblieben, deren Dach in einem Sturm davongeflogen war und sich über die angrenzenden Berge verteilt hatte. Im bleichen Licht des Mondes waren die Fenster klaffende schwarze Höhlen.
    »Willkommen in der

Weitere Kostenlose Bücher