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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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verzeichnet werden.«
    »Das ist ja wunderbar! Darauf hatte ich gehofft«, sagte Kate. »Glauben Sie, dass man mich einen Blick hineinwerfen lässt?«
    »Warum nicht? Allerdings reichen sie nur bis ins Jahr 1979 zurück.«
    »Mist!« In unmittelbarer Nähe der Kirche befleißigte sich Kate vorsichtshalber nicht ihrer sonst manchmal durchaus deftigen Ausdrucksweise. Wer aber mochte diese Frau sein? Vielleicht die Küsterin oder Mesnerin – oder wie auch immer man diesen Beruf bezeichnete? Einen Moment lang überlegte Kate, ob sie vielleicht die Tochter des Pfarrers oder gar dessen Frau sein könnte, doch nach einem Blick auf den auffälligen roten Lippenstift schob sie diesen Gedanken wieder beiseite.
    »Eine Möglichkeit gäbe es vielleicht«, sagte die Frau.
    »Und die wäre?«
    »Ich könnte kurz im Gräberverzeichnis nachschauen. Das liegt drinnen in der Kirche im Safe.«
    Gräberverzeichnis? Wurden tatsächlich alle Grabplätze auf Friedhöfen registriert? Warum hatte ihr nie jemand etwas darüber erzählt?
    »Es handelt sich um eine Art Lageplan der Gräber«, erklärte die junge Frau, die sich vermutlich wunderte, warum Kate plötzlich so erfreut und überrascht dreinblickte.
    »Ach so.« Na ja, immer noch besser als nichts.
    »Ich heiße übrigens Elspeth Fry«, warf die junge Frau ihr über eine knallblaue Schulter hinweg zu, während sie sich der Kirche zuwandte. Ihre in der Trainingshose steckenden Hüften wirkten breit und rund. Der giftig blaue Baumwolljersey schmeichelte ihrer Figur ganz und gar nicht.
    »Mein Name ist Kate Ivory«, stellte Kate sich vor.
    »Etwa die Schriftstellerin?«
    »Ja.« Zumindest früher einmal – doch das wollte sie lieber nicht laut aussprechen.
    Sie folgte Elspeth zum Kirchenportal.
    »Dürfen wir da überhaupt rein?«, erkundigte sie sich.
    »Oh, ich denke schon. Also – mich lassen sie eigentlich immer rein«, erwiderte Elspeth. »Möglicherweise liegt es daran, dass ich die Pfarrerin bin.«
    Kate war völlig perplex. Eine Pfarrerin mit einem diamantenen Nasenstecker? Auf jeden Fall lag hier die Antwort auf die Frage, warum die junge Frau sich so gut mit Kirche und Friedhof auskannte.
    Kate folgte Elspeth in die Kirche und zögerte nur kurz, ehe sie das dämmrige Kirchenschiff betrat. Schon gut . Du bist hier sicher . Niemand wartet mit einem Messer auf dich .Sie merkte, dass sie wieder zu atmen vergaß und unwillkürlich auf Zehenspitzen ging, um nicht gehört zu werden. Sofort zwang sie sich, die Füße richtig aufzusetzen und normal zu atmen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Elspeth. Sie war stehen geblieben und sah Kate besorgt an.
    »Alles in bester Ordnung.«
    »Sie wirkten gerade ein wenig … äh … merkwürdig.«
    »Keine Sorge.« Zweifellos waren Pfarrer darin trainiert zu bemerken, wenn Kirchenbesucher ohnmächtig oder hysterisch zu werden drohten oder kurz davor waren, ihr Frühstück über einem handbestickten Fußkissen wieder von sich zu geben. Kate hoffte inständig, dass sie ebenfalls darauf trainiert wurden, keine allzu aufdringlichen Fragen zu stellen.
    Sie gingen in die Sakristei, was Kate sehr angenehm war; hier fühlte sie sich doch etwas wohler als in der Kirche. Zumindest konnte sie sich vormachen, dass es nichts anderes als ein Büro war. Elspeth klapperte mit einem dicken Schlüsselbund, beugte sich über den Safe und tauchte mit einem rot eingebundenen Buch wieder auf.
    »1945, nicht wahr?«, fragte sie und blätterte die Seiten rückwärts. »Aha, da ist es.«
    »Christopher Douglas Barnes«, soufflierte Kate.
    »Er wohnte in High Corner, Armitage Road in Headington.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Das Datum. 27. Februar 1945.«
    »Nichts weiter?«
    »Leider nein.«
    »Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Vielen Dank.«
    Elspeth verstaute das Gräberverzeichnis wieder im Safe und schloss ab. Gemeinsam verließen sie die Kirche und traten hinaus in die helle Sonne.
    »Ich könnte es mit den Zeitungsarchiven versuchen«, sinnierte Kate halblaut. Nachdem sie es geschafft hatte, eine Kirche zu betreten, dürfte die Zentralbibliothek im Vergleich dazu ein Kinderspiel sein. »Vielleicht finde ich dort einen Anhaltspunkt für seinen Tod.«
    »Oder sie benutzen einfach Ihre Fantasie«, schlug Elspeth vor.
    »Nur im äußersten Notfall.«
    Inzwischen waren sie am Tor angekommen. »Ich muss da entlang«, sagte Elspeth und zeigte in die Richtung von Georges Haus.
    »Ich wollte noch in die Stadt«, erklärte Kate und fühlte sich ausgesprochen mutig. »Und

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