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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Freundin zusammenlebte. Das alles wusste Kate von George, der ihr arglos die ganze Familiengeschichte erzählt hatte. Von Christopher und Susan Barnes jedoch hatte er nicht sprechen wollen und auch nicht von der Rolle, die seine Großtante in dieser Geschichte gespielt hatte.
    Es musste also etwas Außergewöhnliches geschehen sein. Aber was?
     
    »Da ist mit Sicherheit irgendetwas Merkwürdiges passiert«, sagte sie zu Roz, als sie ihre Mutter später anrief. Sie hatte das schnurlose Telefon mit in ihr Arbeitszimmer genommen, um ungestört reden zu können.
    »Ich dachte, du hättest dich endlich entschieden, was ich dir schenken darf.«
    »Ich grübele noch. Aber vielen Dank für das Angebot«, fügte sie ein wenig steif hinzu.
    »Mach dir auf keinen Fall Gedanken über den Preis. Sag mir einfach, was dein Herzenswunsch ist.«
    »Also, im Augenblick beschäftige ich mich eher mit den seltsamen Vorkommnissen in diesem Haus hier, auch wenn das Ganze schon viele Jahre her ist.«
    »Und du möchtest, dass ich dir helfe, Licht in die Angelegenheit zu bringen.«
    »Jeder Hinweis ist mir herzlich willkommen.«
    »Daraus schließe ich, dass du noch keine Antwort von Alan Barnes bekommen hast.«
    »Nein. Und ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass noch etwas kommt. Du etwa?«
    »Dein Brief ist noch nicht lang unterwegs«, erklärte Roz locker. »Und jetzt erzähl mir von deinen Merkwürdigkeiten.«
    »Da ist zunächst die Tatsache, dass dieses einquartierte Kind, der kleine Chris Barnes, von einem Lieferwagen angefahren wird, an dessen Steuer ausgerechnet ein Freund von Elinor Marlyn sitzt.«
    »Wir wissen doch gar nicht, ob sie Freunde waren«, wandte Roz ein. »Nach allem, was wir über die Frau in Erfahrung gebracht haben, bestand doch eher eine Herrin-Diener-Beziehung zwischen den beiden.«
    »Könnte natürlich sein, aber so ganz überzeugt bin ich nicht.« Kate spielte mit dem Gedanken, sich in diesem Zusammenhang näher über das Wort »Beziehung« auszulassen, widerstand aber der Versuchung schließlich doch. »Und weniger als ein Jahr später war Elinor Marlyn tot.«
    »Sie wird alt und krank gewesen sein.«
    »Sie war fünfundvierzig.«
    »Trotzdem könnte sie krank gewesen sein. Vielleicht hatte sie etwas am Herzen oder eine dieser hässlichen Krankheiten, an denen die Leute wie die Fliegen starben, ehe die moderne Medizin zum Zuge kam. Warum? Was glaubst du denn, woran sie gestorben ist?«
    »Violet Watts behauptet, sie hätte Selbstmord begangen.«
    »Violet Watts hört sich wie eine dieser alten Schachteln an, die immer in allem das Schlimmste sehen. Bestimmt hat sie die Geschichte ordentlich ausgeschmückt. Und ganz richtig im Kopf ist sie sicher auch nicht mehr.«
    Seufzend verabschiedete sich Kate von ihrer Mutter. Roz wurde mit zunehmendem Alter immer unseriöser.
    Ehe sie sich auf den Weg nach oben machte, um nach George zu sehen und sich wieder mit ihm zu vertragen, beschloss Kate, die Kassetten aufzuräumen, die Elspeth in einem ziemlich unordentlichen Haufen zurückgelassen hatte. Kate fand es zunehmend langweilig, den Erinnerungen dieser alten Leute zu lauschen. Warum hatte dieser Pfarrer, dieser Aidan Gloster, nicht wenigstens ein paar interessante Freunde? Nicht ein einziger schien ab und zu über die Stränge geschlagen zu haben, und keiner hatte aufregendere Dinge erlebt, als um den Maibaum zu tanzen oder Lumpen und Altpapier zu sammeln.
    Kate verstaute den Karton mit den Kassetten in der untersten Schublade und schob sie gereizt zu. Die Schublade blockierte. Einige Kassetten hatten sich verkeilt. Kate zog die Schublade wieder heraus – zu hastig, wie sich zeigte –, und der gesamte Inhalt landete auf dem Boden. Mist. Verärgert warf sie alles wieder hinein, und das nicht gerade ordentlich. Außer den Kassetten war auch die Holzkiste von Chris auf den Teppich gekippt und aufgesprungen. Mit ihr ging Kate etwas sorgfältiger um. Stück für Stück sortierte sie Christophers Schätze ein, ehe sie plötzlich mitten in der Bewegung stockte.
    Nein, ein Geheimfach konnte man es wirklich nicht nennen, dachte sie. Dafür war es zu offensichtlich. Eigentlich hätten sie und Roz es gleich bei der ersten näheren Untersuchung finden müssen. Es handelte sich nämlich lediglich um eine Scheibe dünnes Balsaholz unter den Dingen, die sie bereits begutachtet hatten. Und darunter? Kate fand eine Art sehr kleines Vokabelheft – eins dieser schmalen Büchlein, in denen knickerige Leute ihre täglichen

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