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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Ausgaben festhalten.
    Doch Chris hatte es als Tagebuch benutzt.
    Die Schrift war kleiner als in den anderen Heften, aber gut zu lesen.
    Auch hier berichtete er akribisch über alles Essbare, das er zu sich genommen hatte. Doch er schrieb auch sehr viel detaillierter über die Dinge, die um ihn herum vorgingen. Kate vergaß die immer noch nicht eingeräumten Kassetten, lehnte sich in ihren Stuhl zurück und versuchte sich zu konzentrieren.
    Das Telefon klingelte. Warum hatte sie es bloß nach dem Anruf bei Roz nicht wieder nach unten geräumt?
    Wie zu erwarten war, meldete sich Emma. Kate schob das Tagebuch unter ein Buch auf ihrem Schreibtisch und bereitete sich auf ein langes Telefonat vor. Die Aufzeichnungen würde sie später lesen, wenn sie nicht mehr ständig gestört wurde.
    Emma klang ausnahmsweise einmal eher unterwürfig.
    »Kate? Ich wollte mich für den gestrigen Abend bedanken.«
    »Dann solltest du lieber mit George sprechen. Er ist derjenige, bei dem wir uns alle bedanken müssen.« Immerhin hatte George die nicht unerhebliche Rechnung beglichen.
    »Schon, aber eigentlich wollte ich mit dir reden.«
    Kate wartete ab. Würde Emma sich tatsächlich entschuldigen? Soweit sich Kate erinnern konnte, hatte Emma sich noch nie entschuldigt, ganz gleich, wie sehr sie im Unrecht gewesen war.
    »Ich weiß ja, dass es sich komisch anhört, aber könntest du mir vielleicht sagen, was gestern Abend passiert ist?«
    »Meinst du im Restaurant?«
    »Genau. Ich bin heute Morgen mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht und fühle mich noch immer nicht richtig wohl. Sam hat eine so katastrophal schlechte Laune, dass ich ihn lieber nicht fragen möchte.«
    »Du erinnerst dich an nichts?«
    »Es ist, als tappe ich in einem dichten Nebel herum«, sagte Emma. »Und wenn ich versuche, ein wenig klarer zu sehen, pocht mein Kopf noch heftiger.«
    Kate überlegte, wie viel sie ihr sagen sollte. Wäre es nicht das Beste, wenn Emma nie von ihren Ausfällen erfuhr? Wenn Sam allerdings schmollte, sollte sie zumindest einen Anhaltspunkt haben, warum es so war.
    »Ich glaube, du hattest gestern ein paar Gläser Wein zu viel«, sagte Kate vorsichtig. »Du bist doch kaum Alkohol gewohnt.«
    »Weißt du, ehe wir ins Restaurant gingen, habe ich mir zwei Gläschen Brandy genehmigt«, gestand Emma. »Ich erinnere mich, dass ich mich über Sam geärgert hatte und dachte: Ach, was soll’s?«
    »Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass dich diese Einstellung den ganzen Abend begleitet hat«, entgegnete Kate.
    »Habe ich jemanden beleidigt?«
    »Hauptsächlich Sam. Oder sagen wir besser: Sam und George. Wir anderen kamen gerade noch mal so davon.«
    »Oh, mein Gott! Habe ich etwa auf der Familie Dolby herumgehackt? Habe ich sie als Heuchler bezeichnet?«
    »Ja, das hast du.«
    »Ich mache das nur, weil sie sich immer so darüber ärgern. So ist es eben, wenn man Leute gut kennt. Man weiß genau, was sie verletzt, und spricht es dann auch aus.« Emma klang demütig.
    »Mit anderen Worten, du hast dir das alles aus den Fingern gesogen?«
    »Das nicht gerade. Trotzdem hat es in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Das war gemein von mir.«
    »Ich habe aber ebenfalls bemerkt, dass sie manchmal ein bisschen blasiert sind«, sagte Kate behutsam.
    »Habe ich etwa auch davon gesprochen, dass Sam gemein ist weil er mir nicht noch ein Baby gönnt?«, fragte Emma.
    »Du hast dieses Thema angeschnitten.«
    »Armer Sam!« Nun gut, der Streit war sicher bald vorbei, wenn Emma sich so schuldbewusst zeigte.
    »Und was ist mit Megan und Nick? Habe ich denen auch schreckliche Dinge an den Kopf geworfen?«
    »Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, ich hatte den Eindruck, dass Megan dir ausgesprochen fasziniert zugehört hat.«
    »Armer Nick!«
    »Soll ich George vielleicht deinen Dank ausrichten und ihm sagen, dass du dich entschuldigst?«
    »Ich möchte mich wirklich in aller Form entschuldigen.«
    »Okay, ich richte es aus. Trotzdem solltest du dir wegen gestern Abend keine grauen Haare wachsen lassen, Emma. In ein paar Tagen hat sich die ganze Angelegenheit in Wohlgefallen aufgelöst.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ganz bestimmt.« Und außerdem war ich in den meisten Dingen völlig deiner Meinung, dachte sie. Was für ein Licht wirft das wohl auf mich?
    Nachdem Emma aufgelegt hatte, brachte Kate das Telefon nach unten. Wenn sie Christophers Tagebuch las, wollte sie weder von einer reumütigen Emma noch von einer freundlichen Elspeth oder einer Geschenke

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