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Schatten über Oxford

Titel: Schatten über Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Korrespondenz gefragt zu werden. »Es ist schon fast halb neun. Müsstest du nicht längst unterwegs sein? Du sagst doch immer, dass du es hasst, zu spät zu kommen.«
    »Wenn du so weitermachst, bekomme ich noch den Eindruck, dass du mir etwas verheimlichst. Einen neuen Liebhaber vielleicht?«
    Kate faltete den Brief zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag. Während sie das tat, konnte sie über eine Antwort nachdenken.
    »Das Schreiben hat mit meinem nächsten Buch zu tun. Ich habe jemanden angeschrieben und um Informationen gebeten, und das hier ist endlich die Antwort.«
    »Aber du willst mir nicht sagen, um wen oder was es sich handelt.«
    »Du weißt, wie ich bin, wenn ich mitten in den ersten Entwürfen stecke. Ich möchte nicht darüber sprechen. Noch nicht einmal mit Estelle.«
    »Geht es um den Roman, der im Zweiten Weltkrieg spielen soll? Um die leidenschaftlichen Landarbeiterinnen?«
    »Um etwas in dieser Art.«
    »Und warum kommt dann dieser Brief von einem Alan? Er war doch sicher keine Landarbeiterin, oder?«
    »Woher weißt du seinen Namen?«
    »Er hat auf der letzten Seite unterschrieben, und du hast mir den Brief fast unter die Nase gehalten. ›Ich hoffe, wir können uns bald treffen. Mit freundlichen Grüßen, Alan Soundso.‹ Den Nachnamen konnte ich nicht entziffern.«
    »Dann wirst du wohl Recht haben. Er muss mein neuer Liebhaber sein«, entgegnete Kate.
    »Na, solange es nichts Schlimmeres ist«, sagte George, stand vom Tisch auf, schob den Krawattenknoten hoch und zog sein Jackett an. »Ich bin dann mal weg.«
    »Ja.«
    Das Bedrückende an seiner Aussage ist, dass sie der Wahrheit entspricht, dachte Kate. Er meint es tatsächlich so. Ihm wäre lieber, ich würde fremdgehen, als dass ich mit dem Onkel der beiden Kinder Kontakt aufnähme.
    Was hatte es nur mit diesen Dolbys auf sich? Vor zwei Wochen waren sie und George noch rundum glücklich gewesen. Doch kaum hatte sie die ersten kritischen Fragen über seine Familie gestellt, als er auch schon auf stur schaltete. Ihre ganze Beziehung begann zu wackeln – und alles nur wegen zwei einquartierten Kindern.
    Nein, Chris und Susie tragen keine Schuld, dachte sie. Sie sind lediglich ein Katalysator. Das Problem liegt darin, dass ich Georges Version der Ereignisse angezweifelt habe. Ein Dolby hat über jeden Verdacht erhaben zu sein – ich jedoch habe diese Selbstverständlichkeit in Frage gestellt.
     
    »Du musst Prioritäten setzen«, dozierte Roz. »Wenn du George behalten willst …«
    »Ja, ich will George behalten!« Da war sich Kate völlig sicher.
    »… dann musst du endlich aufhören, dich mit den Ereignissen von 1945 zu beschäftigen.«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Beide Frauen dachten nach.
    »Das kann er nicht von mir verlangen«, sagte Kate schließlich.
    »Er würde es nie von dir verlangen. Moderne Männer gehen anders vor.«
    »Er würde mich anschweigen und auf Distanz gehen.«
    »Er würde vorwurfsvoll schweigen.«
    »Aber was genau könnte er mir denn vorwerfen?«
    »Dass du das Bild, das er von sich selbst hat, ankratzt. Dass du die Ehrbarkeit seiner Familie in Frage stellst.«
    »Stimmt, darüber habe ich heute Morgen auch schon nachgedacht. Merkwürdig, nicht wahr? Ich bin sicher, dass es in unserem Stammbaum von Schafdieben und Betrügern nur so wimmelt«, sinnierte Kate. »Aber es würde mich nicht im Geringsten stören, wenn George mir ganze Aktenordner mit ihren Missetaten präsentierte.«
    »Andererseits hatten wir nie den Anspruch, uns als Säulen der Gesellschaft zu präsentieren«, wandte Roz ein. »Und genau da liegt der Unterschied zwischen den Ivorys und den Dolbys. Denk doch bloß an die Familienporträts. Säulen, alle miteinander.«
    Kate musste grinsen. »Wie war das?«
    »Nein, es hat nichts mit weiblichen Schweinen zu tun.«
    »Also, ich muss bei der Galerie da oben immer an Korsetts denken. An eine Reihe von Korsetts.«
    »Allerdings kannst du den Dolbys trotz deiner lebhaf ten Fantasie beim besten Willen kein kriminelles Verhalten in die Schuhe schieben. Bosheit und Unbarmherzigkeit vielleicht. Oder auch Engstirnigkeit und Selbstgefälligkeit …«
    »Schon gut, du brauchst nicht zu übertreiben. Ich habe verstanden.«
    »Aber die Art Verbrechen, die Polizisten auf den Plan ruft und Aufruhr in der Nachbarschaft auslöst? Das wäre ungefähr so, als würdest du die Königinmutter beschuldigen, ihre Ausgaben zu manipulieren.«
    »Eine ziemlich ernste Angelegenheit, nicht wahr?«
    »Wenn du

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