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Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Kopf. »Und was, wenn die anderen auftauchen, während wir in der Wohnung sind? Nein, dann ist es hinter der Stahltür und hinter Panzerglas sicherer. Ich lasse dich rein und warte mit dem Kleinen unten bei den Briefkästen.«
    »Gizmo ist aber noch nicht da.«
    »Dann hat Gizmo eben Pech gehabt«, erwiderte sie unwillig und öffnete die Tür.
    Ich musste zugeben, dass ich mich sofort sicherer fühlte, als die schwere Metalltür sich hinter uns schloss. Zoë öffnete rasch den Briefkasten (leer), dann drückte sie mir das Schlüsselmäppchen in die Hand.
    »Alle Schlüssel mit rotem Gummirand gehören zur Wohnung«, flüsterte sie.
    »Warum flüsterst du?«, sagte Leon laut und rülpste.
    »Scht!«, befahl ihm Zoë. »Ich habe es dir doch erklärt. Geheime Mission. Wir sind Geheimpolizisten.«
    Leon grinste wie ein Vampir mit Zahnlücke und schlug sich die Hand vor den Mund.
    Ich schnappte mir die Schlüssel und rannte die Treppen hoch. Ich konnte hören, dass das Haus leer war. Kein Widerhall von Schritten oder Stimmen war durch die Wände zu hören. Auch als ich an Rubios Tür hämmerte, rührte sich nichts.
    Schließlich schloss ich die Tür auf – drei Sicherheitsschlösser schnappten nacheinander auf. Es hatte etwas Unheimliches, Rubios Reich als Eindringling zu betreten. Ich fühlte mich wie ein Verräter. Ich erwartete, dass er jeden Augenblick mit gezücktem Revolver auf mich zurollen würde, aber die Wohnung roch unbewohnt, als sei sie schon seit Tagen verlassen. Ich nahm nur die Reste eines penetrant süßlichen Duftes wahr, der so gar nicht hierherpasste. Auf Zehenspitzen schlich ich zum Wohnzimmer und stieß die Tür auf. Alles war unberührt.
    Das Bett – ein Modell aus Metall, wie es auch im Krankenhaus zum Einsatz kommt – stand direkt am Fenster, das Kopfteil so weit hochgestellt, dass Rubio immer nach draußen sehen konnte. Auch im Nebenzimmer fand ich nichts. Regale, Stapel von Konserven, die sich neben und auf den Schränken türmten. Kein Computer weit und breit. Keine Bilder. Es machte fast den Eindruck, als hätte Rubio gar nicht hier gelebt.
    »Zoë!«, rief ich ins Treppenhaus hinunter. »Es ist keiner da. Hat deine Mutter dir erzählt, wann genau Rubio abreisen wollte?«
    Ein Zögern unten, dann eine geflüsterte Diskussion. Ein paar Augenblicke später kamen sie schon zu zweit die Treppe hoch.
    »Nein, aber er wäre garantiert nicht so überstürzt gegangen«, sagte Zoë. »Und niemals, ohne ihr Bescheid zu sagen. Außerdem hat er ihr noch nicht einmal das Geld für letzten Monat gegeben.«
    »Weißt du, ob er einen Computer in der Wohnung hatte?«
    Sie überlegte kurz, dann streckte sie die Hand aus. »Gib mir den Schlüssel. Er hat neulich mal die Wohnung umgeräumt. Meine Mutter hat ihm geholfen. Sie erzählte mir, dass sie den Monitor auf den Dachboden bringen musste.« Sie nahm das Mäppchen und beugte sich dann zu ihrem Bruder herunter. »So, Löwe«, sagte sie. »Jetzt gehen wir noch mal kurz nach oben, dann sind wir schon fertig mit dem Besuch.«
    Wenig später wusste ich, warum es in Rubios Wohnung dunkel gewesen war, während er am Computer saß. Sein Arbeitsraum – wenn man den fensterlosen Verschlag so nennen konnte – befand sich zwei Stockwerke höher, direkt unterm Dach. Die unscheinbare, quadratische Tür (gerade breit und hoch genug für einen Rollstuhl) war abgeschlossen. Zoë stieß die Tür ganz auf.
    »Geh vor!«, sagte sie leise und legte Leon die Hände auf die Schultern.
    Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als ich sah, dass der Rechner lief. Der Bildschirmschoner zog bunte Kreise über den Monitor und tauchte den Raum in ein diffuses Aquariumlicht. Im Raum war es so stickig und heiß, dass mir auf der Stelle der Schweiß ausbrach. Irgendwo in der Ecke roch es nach angeschmortem Kabel. Der Rechner war eine uralte Kiste, schon vergilbt. Neben der klotzigen Tastatur lagen ein paar Ausdrucke und einige handschriftliche Notizen.
    »Komm rein!«, rief ich Zoë zu.
    »Nichts anfassen!«, schärfte sie Leon noch einmal ein, dann schoben die zwei sich in den Raum. Leons Augen waren groß, in ihnen leuchtete die Faszination eines Jungen, der Räuberhöhlen und Abenteuer liebte.
    »Cool!«, sagte er und grinste breit. Unwillkürlich brachte er mich damit zum Lächeln.
    Ich beugte mich zum Monitor und tippte die Maus an. Die wabernden Kreise verschwanden, stattdessen sprang mir eine Mail entgegen. Wie in einer Filmsequenz stellte ich mir die Szene vor: Rubio tippt gerade

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