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Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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geblickt und unschuldige Menschen als Beute betrachtet hatte. Was, wenn ich dich so sehen würde, Zoë? Was, wen n …
    Und trotzdem legte ich die Arme um sie und zog sie an mich. Trotzdem erwiderte ich ihre Küsse nun mit aller Leidenschaft. Ich spürte ihren Körper an meinem, ihren schnellen Herzschlag wie in jener Nacht im Gestänge der Brücke. Ich spürte die Zärtlichkeit eines Menschen für sie und nahm dennoch alle Facetten des Schattens wahr. Und dann hörte ich endgültig auf, darüber nachzudenken – und es gab nur noch Zoë und mich.
    »Siehst du«, sagte sie leise, als wir uns nach einer ganzen Weile voneinander lösten. »Wir sind keine Bestien. Denn Bestien verlieben sich nicht.«
    Oh doch, Zoë, das tun sie! Doch natürlich sagte ich ihr das nicht. Dieser Augenblick war viel zu kostbar, um zerstört zu werden.
    »Und was ist mit Irves?«, gab ich zurück.
    Ich wusste, dass ich wie ein eifersüchtiger Idiot klang, aber ich konnte nicht anders. Sie lachte und strich mit ihren Lippen über meinen Mundwinkel. Ihre Worte spürte ich an meinen Lippen – einen Strom von warmen Morsezeichen aus Luft.
    »Ich küsse dich und nicht ihn, oder?«, sagte sie.
    Ich ließ sie nur widerwillig los, als sie einen Schritt zurücktrat. Sie musterte mich und ich stellte fest, dass ich sie noch nie so lange hatte lächeln sehen.
    »Ich mag Irves«, sagte sie. »Das ist alles.«
    Mein Handy surrte, ein misstönendes Geräusch, das uns beide in das Zimmer zurückkatapultierte, als würde man mitten im Traum mit einer Ohrfeige geweckt.
    Zoës Miene veränderte sich. Das Weiche verschwand. Plötzlich sah sie besorgt aus.
    »Geh ran«, forderte sie mich auf. »Vielleicht ist es Irves.«
    Am liebsten hätte ich es ausgeschaltet, aber dann riss ich es genervt aus der Tasche. Gizmo.
    »Ist Rubios Mail angekommen?«, fragte ich ohne Umschweife. Bei der Erwähnung dieses Namens runzelte Zoë die Stirn.
    »Nein«, sagte Gizmo. »Wollte nur sagen, dass ich für heute Schluss mache. Ich lege dir die Bilder ins Postfach. Irves habe ich sie auch geschickt. Und die Aufzeichnungen von den Nachrichten, die du letzte Woche haben wolltest, habe ich dir im MPEG-4-Format geschickt. Hast du Rubio gefunden?«
    »Er war nicht da. Ich gehe morgen früh beim Lindenplatz vorbei.«
    »Denkst du, er ist abgehauen?«
    Es war wirklich schwierig, in dieser Situation klar zu denken. Mein Herz raste immer noch, meine Gedanken waren ein einziges Chaos. Und dennoch war es einfach, zumindest diese Frage eindeutig zu beantworten.
    »Nein, ich glaube nicht, dass er schon abgereist ist. Sein Bett war unberührt, aber seine ganzen Sachen stehen noch im Zimmer – mehr konnte ich durch das Fenster nicht sehen. Und dass die Mail immer noch nicht da is t … Ehrlich gesagt, ich mache mir Sorgen.«
    »Sollen wir nicht doch bei ihm einbrechen?«, fragte Gizmo.
    »Panzerglas und Sicherheitstüren«, erwiderte ich.
    »Rubio?«, fragte Zoë so laut, dass auch Gizmo es hören musste. »Meint ihr Dr. Gabriel Rubio, der früher mal Psychiater war und im Krankenhaus gearbeitet hat? Der Rubio, der im Rollstuhl sitzt?«
    Ich hatte nicht gedacht, dass mich an diesem Abend noch etwas überraschen könnte.
    »Ich rufe dich zurück«, sagte ich zu Gizmo und legte auf. Zoë sah mich immer noch fragend an. »Ja, dieser Rubio«, beantwortete ich ihre Frage. »Warum?«
    »Er gehört zu uns?«, rief sie. »Warum hast du mir das nicht gesagt? Sein Porträt ist nicht bei den Steckbriefen, die du mir geschickt hast!«
    »Das war nicht nötig. Er kann keinem von uns gefährlich werden.«
    Zoë lachte und jetzt sah ich wieder das Raubtierhafte in ihren Zügen aufblitzen. Einen Hauch von Ärger. »Siehst du, das meinte ich: Keiner erzählt mir das, was ich wirklich wissen muss. Du machst dir Sorgen um ihn? Denkst du, der Mörde r …«
    »Ich weiß es nicht. Gizmo hatte gerade die glorreiche Idee, bei ihm einzubrechen, um zu sehen, wo er abgeblieben ist. Typisch Giz: Hauptsache, er kann die Polizei auf unsere Spur bringen.«
    Diesmal hatte ihr Lächeln etwas Spöttisches. Sie legte den Kopf in den Nacken und hatte nun ganz den Ausdruck einer listigen Katze. »Hättest du mich gleich eingeweiht, dann hättet ihr drei euch eine ganze Menge Handygebühren sparen können«, sagte sie. »Zufälligerweise«, sie hob vielsagend die linke Augenbraue, »komme ich nämlich problemlos an Dr. Rubios Wohnungsschlüssel.«
    Ich musste ziemlich fassungslos aussehen, denn ihre Augen blitzten

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