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Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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etwas mit Rubios Fotos zu tun?«, überlegte er. »Vielleicht sieht man den Schatten darauf?«
    Ich schüttelte den Kopf und zog mein Handy hervor. Ich rief das Bild von Zoë und dem Wrestler auf der Brücke ab und zeigte es Irves. »Das dachte ich auch – für einen Moment. Aber hier: nur Leute, die auf die Brücke rennen. Kein Schatten. Nichts.«
    »Logisch, sonst müssten die Webcams und Überwachungskameras an den Ampeln schon eine hübsche Sammlung von Panthera-Porträts haben«, gab Gizmo zu bedenken. Ich blickte zum Monitor mit der Webcam-Seite. Doch dann fing ein Gesicht auf dem Nachrichtenschirm meine Aufmerksamkeit. Der Ton war ausgestellt, aber man konnte auch so sehen, was sich abspielte: Eine Reporterin interviewte eine braunhaarige Frau, die auf dem Gelände des Alten Schlachthofs stand. Sie antwortete ernsthaft, mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck. Ich brauchte ganze zwei Sekunden, um sie einordnen zu können: Es war die Frau mit dem grünen Halstuch, die mir am St. Patrick’s Day ihre Hilfe angeboten hatte. »Juna Talbot, Geschäftsführerin von Artemis Immobilien«, leuchtete als Einblendung unter dem Bericht.
    »Die kenne ich«, sagte ich in das Schweigen hinein. Im nächsten Augenblick schaltete die Reporterin ins Studio zurück. Auch das Gesicht der Nachrichtensprecherin war pietätvoll ernst. Einblendung Polizeisprecher.
    »Mach es lauter!«, befahl Gizmo. Irves beugte sich zur Seite und haute mit dem Zeigefinger auf die Lautsprechertaste. Zwei, drei Sätze sprangen uns überlaut entgegen. »Jetzt wissen wir wenigstens, welcher von denen Kemal war«, murmelte Gizmo. Dann hörten wir nur noch fassungslos zu.
     
    »Liebes!« Die Hand, die auf Zoës Stirn lag, fühlte sich eiskalt an. Zoë schreckte aus einem diffusen Traum von wirbelnden Gesichtern hoch und blickte in das besorgte Gesicht ihrer Mutter. »Um Himmels willen, warum hast du mich denn nicht angerufen? Hätte ich gewusst, dass du krank bist, wäre ich schon viel früher nach Hause gekommen.«
    Hastig streifte ihre Mutter den taubenblauen Mantel ab, warf ihn achtlos auf den Sessel und setzte sich an Zoës Bett. Zoë verbarg unwillkürlich ihre aufgeschürften Hände unter der Decke.
    »Ich hab mich wohl etwas erkältet«, murmelte sie. »Es geht schon.«
    Das mit der Erkältung war glatt gelogen. Sie nahm alle Duftfacetten wahr: das schon verblasste Parfüm ihrer Mutter, das nach Kamille riechende Haarshampoo und den Geruch nach Desinfektionsmitteln und Krankenhausböden. Und noch eine Nuance: Nervosität.
    »Es geht schon?«, meinte ihre Mutter zweifelnd. »Hast du heute überhaupt etwas gegessen? Nein? Dachte ich mir! Oh Süße, was machst du für Sachen?«
    Wirklich gute Frage, Mama.
    Immer noch war das Gefühl der Unwirklichkeit da.
    »Was ist los?«, fragte Zoë leise. »Du bist so fahrig. Ist etwas passiert?«
    »Nein, Liebes. Ich mache dir erst einmal etwas zu essen und einen Tee«, sagte ihre Mutter eine Spur zu munter. »Und du machst es dir gemütlich und ruhst dich aus. Lass den Fernseher aus, das strengt dich nur an. Ich hole dir das Fieberthermometer.« Sie stand schwungvoll auf und streifte dabei den Couchtisch. Ein Haufen von Briefumschlägen und Papieren kam ins Rutschen. Zwei flache Päckchen mit den grellen Werbefarben des Drogeriemarktes fielen auf den Teppich. Dazu ein weiterer Umschlag und zwei Abholscheine für Fotos. Zoë stutzte. Irgendetwas irritierte sie. Etwas Vertrautes.
    »Lass sie einfach liegen!«, rief ihre Mutter im Hinausgehen. »Ich heb sie nachher auf. Das sind nur die Fotos für Dr. Rubio, habe sie gerade noch kurz abgeholt. Er gibt wirklich ein Vermögen für die Abzüge und die Negativentwicklungen aus. Ich verstehe nicht, warum er sich keine Digitalkamera kauft. Ach so – und der weiße Umschlag ist für dich. Lag im Briefkasten.«
    Zoë beugte sich vor und nahm den Umschlag an sich. Jetzt nahm sie es ganz deutlich wahr. Es stand kein Absender darauf, aber der Brief war eindeutig von Irves! Wenn sie die Augen schloss, nahm sie den Duft so deutlich wahr, als würde er vor ihr stehen. Etwas Kleines, Schweres und Flaches rutschte gegen die rechte Kante des Briefumschlags. Ihr verschollener MP3-Player? Zoë öffnete den Umschlag und hielt einen iPod in der Hand. Er war neu. Sie suchte nach einem Zettel, einer Erklärung, aber sie fand nichts. Doch als sie das Gerät einschaltete, sah sie, dass es bespielt war. » Buddha Lounge Mix «, las sie auf dem Display. Und der erste Song trug den

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