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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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meinem Haus angekommen, und Elias rollt auf den vollbelegten Mieterparkplatz. Bleibt in der Mitte stehen und schaltet den Motor aus.
    «Der Abend war wirklich schön. Das hatte ich nicht erwartet. Danke», sage ich.
    «Das hattest du also nicht erwartet, was? Muss ich jetzt beleidigt sein?» Dann wird er plötzlich ernst. «Wenn du Dienstagnacht einfach sitzen geblieben wärst, hätte unsere Zugfahrt wahrscheinlich üble Folgen für mich gehabt. Also, falls ich irgendwann mal etwas für dich tun kann, ganz egal, was, dann sag es mir, ja?»
    Sein Unterton lässt mich stutzen. Er sagt das so, als hätten seine Worte eine besondere Bedeutung. «Was soll das sein, das du für mich tun kannst?»
    «Denk einfach an mich, wenn du mal Hilfe brauchst.»
    «Mach ich», sage ich und steige aus. Winke ihm, als er zurücksetzt, wendet und davonfährt.
    Als ich in meine leere Wohnung komme, wünsche ich mir einen Moment lang, ich hätte etwas von der sorgenfreien Stimmung aus Elias’ WG mitnehmen können. Doch hier gibt es nichts, was mich von mir selbst ablenken könnte. Keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Keine SMS , nichts. Die Wohnung ist gut geheizt, ich weiß, dass es warm ist, und ich friere trotzdem. Nichts von Thursen. Kein Sinn mehr, wach zu bleiben. Ich mache mich fertig und gehe sofort schlafen. Ich liege in meinem Bett, und die Kette, Thursens Kette, drückt schwer auf meine Brust. Als sei der Anhänger nicht aus Silber, sondern ein faustgroßer Stein.
    Dann, ich habe das Licht schon gelöscht, klingelt es an der Tür.
    Einen Moment überlege ich, einfach liegen zu bleiben. Dann schlage ich doch die Decke zurück, stehe auf und tappe den Flur entlang zur Tür. «Ja?», frage ich in die Gegensprechanlage.
    «Ich bin’s», höre ich Thursens Stimme.
    Sofort drücke ich den Summer und öffne die Wohnungstür. Lausche seinen Schritten auf der Treppe. Müde Schritte, die Stufe um Stufe näher kommen. Viel zu langsam.
    Dann ist er da. Abgekämpft und schmutzig. Im nächsten Moment liegen wir uns in den Armen. Schwer ist er, als wäre ich es, die ihn aufrecht hält.
    «Tut mir leid, dass es so spät geworden ist», sagt er mit einer Stimme, kratzig vor Müdigkeit.
    Ich schäle ihn aus seiner Jacke und folge ihm ins Wohnzimmer. Er lässt sich auf die Couch fallen, und ich setze mich daneben.
    «Möchtest du was?», frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. «Entschuldige, dass ich dich nach dem Krankenhaus allein gelassen habe!»
    Ich schlage die Beine unter. «Ich war ja nicht allein. Ich war bei Elias, in seiner WG .»
    «Welcher Elias?»
    «Elias. Ich habe dir von ihm erzählt. Der Elias, der mich ins Krankenhaus mitgenommen hat.»
    «Ach der.»
    «Du kannst dir nicht vorstellen, wo der wohnt! Direkt am Ku’damm. Es ist dieses riesige Haus mit den Bogenfenstern, in dem unten ‹Malaikas› ist, die Boutique.»
    «Ich dachte immer, das Haus stände leer.»
    «Nicht die oberste Etage. Jedenfalls haben wir zusammen gekocht und uns unterhalten.»
    «Und dann?»
    «Was dann? Weil es so spät war, hat Elias mich nach Hause gefahren.»
    Thursen versucht, sich die Müdigkeit aus dem Gesicht zu wischen. «Hast du was mit ihm?»
    Automatisch rücke ich von ihm ab. «Wie bitte?»
    Thursen schließt die Augen. «Ob du was mit Elias hast?»
    «Wie kommst du denn auf so einen Müll?»
    «Du verbringst ziemlich viel Zeit mit ihm.»
    «Und du glaubst, das wäre Grund genug, etwas mit ihm anzufangen? Dass er da ist und du nicht?»
    «Ich weiß nicht. Ist es?»
    «Nein! Nein verdammt!»
    «Wieso bist du so sauer?»
    «Ich bin deine Freundin! Was soll das denn jetzt? Ich frage dich ja auch nicht, ob du – keine Ahnung – was mit Sjöll hattest.»
    «Wieso Sjöll?»
    «Ihr habt schließlich auch viel Zeit miteinander verbracht im Wald. Gelegenheiten gab es also genug. Und da Sjöll die einzige Werwölfin des Rudels war, hattest du ja nicht viel Auswahl, oder?»
    «Tut mir leid, vergiss, was ich gesagt habe.» Er müht sich aus der Couch hoch. «Außerdem war Norrock mit Sjöll zusammen.»
    «Norrock?»
    «Ja.»
    «Willst du schon wieder weg? Ich dachte, du hättest jetzt endlich mal Zeit für mich.»
    «Es ist spät, Luisa. Ich schlafe gleich ein.»
    «Morgen ist Wochenende.»
    Er nickt und ist trotzdem schon auf dem Weg zur Wohnungstür. «Ich muss mich mal ausschlafen. Allein. Ich glaube, ich brauch das wirklich.»
    Und ehe ich etwas sagen, ehe ich ihn umstimmen kann, hat er schon wieder seine Jacke an. In der geöffneten Tür dreht er

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