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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Norrock! Du kannst sie hier nicht festhalten!», sagt Thursen drohend.
    Norrock lächelt nur amüsiert. «Willst du etwa einen Kampf mit einem Werwolf riskieren, Thursen? Die haben Zähne. Vergessen?» Zum Beweis lässt Norrock ein Knurren hören, irgendwo zwischen Mensch und Wolf. Ich muss an die Blutergüsse denken, die Thursens Brustkorb nach seinem letzten Kampf mit Norrock bedeckten.
    Thursen greift wie zufällig nach einem der eisernen Bratspieße. «Luisa gehört nicht hierher!»
    «Dann sag mir, wohin sie gehört? Zu den Menschen, die sie nur rumkommandieren wollen und die es einen Scheiß interessiert, wie es ihr geht? Zu den Engelskerlen, die ihr beibringen wollen, wie man als guter Mensch zu leben hat? Oder gehört sie vielleicht zu ihrem toten Bruder? Blöd nur, dass der auf der anderen Seite ist. Da kann sie doch genauso gut hierbleiben, oder?»
    «Norrock! Red nicht über mich, als sei ich nicht da. Ich entscheide selbst, was ich tue!»
    «Gut. Wenn du dich entschieden hast, kannst du dir einen Schlafsack in die vordere Höhle packen. Da hast du es schön kuschelig mit deinem Thursen.» Er klopft mir auf die Schulter, dass ich fast in die Knie gehe. Und Thursen stellt mit lautem Klirren den Bratspieß zurück.

[zur Inhaltsübersicht]
    32. Elias
    Meine Mitstreiter stehen noch immer unter Schock. Zum ersten Mal waren wir in einen richtigen Kampf verwickelt. Zum ersten Mal wurden einige von uns verwundet. Und zum ersten Mal mussten wir zusehen, wie ein Mensch gestorben ist.
    Felix spricht aus, was sie vermutlich alle denken: «Wir müssen unsere Strategie überdenken.» Als wenn das etwas ändern würde. Was erwarten sie denn? Dass wir jede Auseinandersetzung im Spaziergang gewinnen, ohne einen Kratzer?
    Aber sie haben Angst, jetzt, wo wir unsere wirklichen Gegner kennen. Keine schwachen Menschen, sondern Kreaturen, die sie bislang nur aus alten Erzählungen kannten.
    Seit dem Zwischenfall auf der Gregorius-Mission müsste eigentlich jeder Shinan wissen, dass die Werwölfe nicht ausgerottet sind, sondern dass es noch ein letztes Rudel gibt, das im Verborgenen lebt. Aber nur davon zu hören oder zu lesen, ist etwas anderes, als es selbst zu erleben. So wie ich es getan habe. Ich glaube nicht, dass auch nur einer von ihnen erwartet hat, jemals einem Werwolf gegenüberzustehen.
    «Ich habe mit einem Werwolf gekämpft!», sagt Felix und wird noch bei der Erinnerung daran blass.
    Nur Chiara ist neugierig, sie will alles über die Werwölfe wissen. Fast habe ich das Gefühl, sie bedauert, dass sie nicht bei dem Kampf im Tierpark dabei war. Ich habe mich nicht in ihr getäuscht.
    «Wir hätten Thursen töten sollen, als er hier war», sagt Konstantin.
    Ich hasse Thursen, so sehr, dass mir fast schlecht wird. Ich habe ihn in seiner nachtschwarzen Wolfsgestalt gehasst und hasse ihn noch mehr, wenn er unverwandelt kämpft, sodass ich ihm dabei ins Gesicht sehen muss. Hält er uns für so schwach und unbedeutend, dass er sich nicht mal die Mühe macht, sich zu verwandeln? Trotzdem: «Wir töten nur in Selbstverteidigung, Konstantin!»
    «Er ist ein Mörder, das wissen wir!»
    «Ja. Deshalb fangen wir ihn und bringen ihn vor den Rat. Selbst einer wie er muss sich verteidigen können.»
    «Und wie fangen wir ihn?», will Chiara wissen. «Wisst ihr, wo wir die Wölfe finden? Haben sie ein festes Lager, oder ziehen sie herum?»
    Sie sehen mich an. «Ich weiß es nicht.»
    «Du hast dich doch mit Luisa eingeschlossen, nachdem Thursen entkommen ist», sagt Selina. «Wenn nicht, um sie über die Wölfe auszufragen, warum denn dann?»

[zur Inhaltsübersicht]
    33. Luisa
    Mir fehlt der Schlaf der letzten Nacht. Ich will nicht herumlaufen, das neue Wolfslager kennenlernen oder Pläne schmieden. Ich sitze einfach nur am Feuer und sehe in die glühenden Holzscheite, aus denen kleine Flammen lecken. Die Sonne geht unter, und die Kälte wird bissiger. Ich beginne langsam wieder zu frieren.
    Rawuhn liegt neben mir, den Kopf auf meinem Bein, und lässt sich sein Fell kraulen. Thursen ist in den Wald gegangen, um nach den Wölfen zu suchen, die immer noch nicht zurückgekehrt sind. Ich bin mit Rawuhn allein. Nur aus dem kleinen olivgrünen Kuppelzelt scheint Licht. Zrrie hat mir erzählt, dass Rieke dort wohnt, mit Feldbett, Daunenschlafsack und Akkulampe. Wie eine Camperin hat sie sich ihr Leben im Wolfslager eingerichtet. Ich überlege gerade, ob ich zu ihr hinübergehen soll, da kommt Thursen zurück, umringt von den

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