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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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ich wusste, dass mein Bruder Nick der Köder in dieser Falle sein würde. Wir haben dem Rat vertraut. Es tut mir leid. Und noch mehr tut es mir leid, dass Edgar deswegen sterben musste.»
    «Edgar lebt noch, Elias!», sagt Luisa.
    Elias schließt die Augen und seufzt. «Gott sei Dank!»
    Ich liebe Luisa, aber muss sie unserem Feind auf die Nase binden, dass wir unsere Drohung nicht wahr gemacht haben? «Er lebt
noch
», sage ich. «Vielleicht lässt Norrock ihn morgen töten.»
    Besser, er denkt dran. Wir Werwölfe sind schließlich die mit dem Blut an den Händen. Und ich bin es, der seinen Freund erstochen hat. «Tut mir leid wegen Adrian», sage ich. «Im Kampf kann man sich seine Gegner nicht aussuchen. Luisa hat mir hinterher gesagt, dass ihr Freunde wart.» Ich biete ihm zum zweiten Mal mein Messer an, und diesmal meine ich es so. «Willst du, dass Adrian einen Trauerbaum bekommt?»
    «Nein, behalt dein Messer. Ich brauche keinen Baum für Adrian und schon gar keinen, der mit seiner Mordwaffe geschnitzt wurde. Ich weiß, wie er war und wo er jetzt ist. Das ist genug.»
    Sein Blick geht nach oben. Klar, die Shinanim glauben, dass ihr Tor zur Welt der Toten irgendwo im Himmel liegt. Und natürlich ist es in ihrer Totenwelt viel toller als in unserer. Ihre Totenwelt ist ja auch das Paradies. Soll ich ihm sagen, dass beides eins ist?
    «Aber wir brauchen einen Baum für Lurnak.» Luisa geht vorweg und lässt wieder ihre Finger über die Stämme tasten.
    «Der Baum hier?», frage ich Luisa. Sie nickt, und ich grabe noch einmal mein Messer in die Rinde.
    «Und das sind eure Toten hier, all die Namen in den Bäumen?», will Elias wissen. «Wer ist Karr, ist er auch im Kampf umgekommen?»
    «Der Baum steht für den Werwolf Karr. Er lebt jetzt unter seinem Menschennamen. Moritz Hassmann.»
    Elias scheint einen Moment zu überlegen. «Zugunfall?», fragt er dann.
    «Ja», sagt Luisa und sieht Elias verwirrt an. «Woher weißt du das?»
    «Vittorio hat mir ein Video von Moritz im Krankenhaus gezeigt. Moritz erinnert sich an nichts. Ich dachte erst, dass euer Rudel, aus Rache für Moritz’ Rückverwandlung, versucht hat, ihn umzubringen. Aber das stimmt nicht, oder?»
    Was denkt er von uns? «Klar stimmt das, Elias!» Ich bin mit Lurnaks Namen fertig und reinige mein Messer mit einer Handvoll Wintergras. «Luisa und mich versuchen die Wölfe nach unserer Rückverwandlung auch täglich abzumurksen.»
    Elias atmet noch einmal durch. Dann sagt er. «Ihr müsst fliehen.»
    Elias ist ehrgeizig, hat mir Luisa erzählt. Mit seiner Karriere wäre es mit Sicherheit vorbei, täte er etwas, das nicht mit dem Rat der Shinanim abgesprochen ist. «Wer schickt dich?»
    «Ich entscheide selbst, was ich tue.»
    «Tatsächlich?» Der Liebling der Shinanim, der Musterknabe. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. «Seit wann denn das?»
    «Willst du mich jetzt anhören?»
    Wartet er tatsächlich auf eine Antwort? «Rede schon.»
    «Ich habe heute mit Vittorio gesprochen. Er ist der –»
    «Der Oberste der Oberen des höchsten Rates eures verdammten Engelshaufens, ich weiß.»
    «Genau der.» Elias huscht tatsächlich ein winziges Lächeln über das Gesicht. Dann guckt er wieder ernst. «Vittorio fürchtet, dass ihr neue Werwölfe schafft. Dass ihr mehr und mehr Menschen aus dem Leben reißt. Er sagt, ihr wütet unter den Menschen wie ein Krebsgeschwür, das die gesunden Zellen im Körper ansteckt und entarten lässt, wenn man es nicht entfernt.»
    «Danke. Wir mögen euch Shinanim auch nicht.»
    «Vittorio sagt, das Böse, das euch beherrscht, kommt aus einem geheimen Tor, einem Höllentor. Er sucht danach.»
    «Was genau weiß er davon?»
    «Ich habe keine Ahnung.»
    «Wer weiß sonst noch über das Tor Bescheid?»
    «Woher soll ich das wissen, Thursen? Vittorio ist in der Sache wirklich ziemlich eigen. Er hat anscheinend eine Spur, aber er will nicht darüber sprechen, bevor er sich sicher ist. Kannst du mir sagen, was Vittorio mit dem Tor vorhat?»
    «Er? Es ist unser Tor. Er kann es nicht öffnen oder schließen, er kann es ja nicht einmal sehen, wenn wir das nicht wollen!»
    «Vittorio will die Werwölfe vernichten. Wenn alle Werwölfe tot sind, dann gibt es keine Torwächter mehr, und dann bleibt das Tor für immer geschlossen, oder? Ich denke, das ist es, was er will.»
    «Verdammt noch mal!», fluche ich. «Hättet ihr uns nicht einfach in Ruhe lassen können? Es hat immer Werwölfe und Shinanim gegeben.»
    Da, wieder ein Hubschrauber!

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